
"(Jesus) rief seine Jünger zu sich und wählte aus ihnen zwölf aus; sie nannte er auch Apostel" (Lk 6, 13) – im Mittelpunkt des Geschehens steht der Sohn Gottes selbst. Jesus von Nazareth ist es, der die Apostel beruft, seine Botschaft in die Welt zu tragen (vgl. etwa Mt 10 und 28, 18 f.). Zuvor aber begleiten ihn die Jünger auf seiner Wanderschaft durch Palästina, hören seine Lehren, brechen mit ihm das Brot. Die Schlüsselszene hat Leonardo Da Vinci in seinem weltberühmten Gemälde vom letzten Abendmahl festgehalten.

Bartholomäus ist eine Randfigur der Apostelschar. Die synoptischen Evangelien von Matthäus, Markus und Lukas erwähnen ihn jeweils nur in der Aufzählung der zwölf Namen (Mt 10,3; Mk 3, 18; Lk 6, 14). Im Johannesevangelium ist hingegen von einem Natanael die Rede, der jedoch zumeist als die gleiche Person angesehen wird. Laut der christlichen Überlieferung zog Bartholomäus später in den Osten, um dort den Glauben an Jesus Christus zu verkünden. In Armenien soll er schließlich das Martyrium erlitten haben. Da ihm bei seiner Hinrichtung die Haut abgezogen worden sein soll, wird als Heiliger oft mit Messer und einer Menschenhaut dargestellt.

Jakobus der Jüngere – auch Sohn des Alphäus genannt – taucht in den Evangelien ebenfalls nur in den Apostellisten der Synoptiker auf (Mt 10, 3; Mk 3, 18; Lk 6, 15), während das Johannesevangelium keinen Mann dieses Namens erwähnt. In der kirchlichen Tradition wurde Jakobus mit anderen Trägern des Namens in der Bibel gleichgesetzt, darunter auch mit dem leiblichen Bruder Jesu. In der modernen Exegese ist dies jedoch umstritten. Jakobus der Jüngere soll als Märtyrer gestorben sein und wird daher als Heiliger mit einer Keule dargestellt.

Andreas ist einer der bedeutendsten Apostel Jesu sowohl in der biblischen Überlieferung, als auch in der kirchlichen Tradition. Als Bruder des Simon Petrus soll er nach dem Johannesevangelium der erst erwählte Jünger gewesen sein (Joh 1, 35-40). Markus berichtet davon, dass Andreas als einer von vier Jüngern die Endzeitrede Jesu vor der Passion mitverfolgt hat (Mk 13, 3). Der weiteren Überlieferung nach starb Andreas als Märtyrer in Griechenland an einem Kreuz mit schrägen Balken, dem sogenannten Andreaskreuz; dieses befindet sich etwa in der Flagge Schottlands, dessen Patron er ist. Einer frühmittelalterlichen Tradition nach begründete Andreas zudem den Bischofssitz von Konstantinopel. In ähnlicher Weise wie Petrus in der westlichen Kirche spielt Andreas daher eine zentrale Rolle für die Orthodoxie. Als Heiliger wird er in der Regel mit Andreaskreuz dargestellt.

Petrus gilt – neben dem erst später bekehrten Paulus – der katholischen Kirche als Apostelfürst. Seine Stellung ist nicht nur in der späteren kirchlichen Tradition, sondern bereits in den biblischen Quellen herausragend. Simon, wie er ursprünglich heißt, ist der Bruder des Andreas. Seinen Beinamen Petrus, zu Deutsch "der Felsen", erhält er der biblischen Erzählung nach von Jesus selbst (vgl. Mt 16, 18). Er macht Petrus damit zum Grundstein der Kirche und zum Hirten des Gottesvolkes (vgl. Joh 21, 15-17), obgleich er auch weiß, dass der Apostel ihn später verleugnen wird (vgl. Mk 14, 29 f.). Die herausgehobene Stellung Petrus' setzt sich zunächst in der Urgemeinde von Jerusalem fort. Laut der kirchlichen Überlieferung gelangte er später nach Rom, wo er als Märtyrer starb. Über seinem Grab wurde später der Petersdom errichtet. Da Jesus ihn zum Hirten der ganzen Kirche berufen hatte, verstehen sich die Bischöfe von Rom in dieser Funktion als seine direkten Nachfolger. Als Heiliger wird Petrus mit den Schlüsseln zum Himmelreich dargestellt.

Judas Iskariot gilt als der "Bösewicht" unter den Aposteln. Alle vier Evangelien berichten davon, dass er Jesus für 30 Silberstücke an die Hohepriester ausgeliefert hat. Durch einen vorher abgesprochenen Kuss gab er die Identität Jesu preis, so dass die Tempelpolizei ihn schließlich im Garten Getsemani festnehmen konnte (Mk 14, 44-46). Im Anschluss leugnete Judas, Jesus überhaupt zu kennen (Mk 14,68). Nur der Evangelist Matthäus beschreibt ihn später als reuigen Sünder (Mt 27,3–10). Bis heute gilt der "Judaskuss" als geheuchelter Liebes- oder Freundschaftsbeweis und wurde etwa in Filmen als Symbol des Verrats aufgegriffen. Der Name Judas wird noch immer als Synonym für einen Verräter gebraucht und ist in Deutschland verboten.

Johannes ist der Sohn des Zebedäus und Bruder von Jakobus dem Älteren (vgl. Mk 1,19f.; Lk 5,10). Beide Brüder arbeiteten als Fischer, bevor Jesus sie – direkt nach Petrus und Andreas – zu seinen Jüngern berief. Der Apostel Johannes wird im gleichnamigen Evangelium mehrfach mit der Wendung "der, den Jesus liebte" angesprochen (vgl. Joh 13,23; 19,26; 21,20) und hat deshalb in der christlichen Tradition den Beinamen "Lieblingsjünger Jesu" erhalten. Das Johannesevangelium berichtet auch, dass der Jünger als einziger unter dem Kreuz Jesu steht, wo ihm der Gekreuzigte seine Mutter Maria anvertraut (Joh 19, 26 f.) Laut dem Schlusswort sind der Apostel und der Verfasser des Johannesevangeliums ein und dieselbe Person (Joh 21,24). Die neuere Forschung geht allerdings nicht mehr davon aus. Der Heilige Johannes wird meist als junger Mann dargestellt, häufig hält er dabei einen Kelch mit einer Schlange.

Thomas ist der Zweifler unter den Aposteln. Er wird in allen vier Evangelien erwähnt, doch seinen unrühmlichen Beinamen als "ungläubiger Thomas" verdankt er dem Evangelisten Johannes: Dort wird berichtet, dass Thomas den anderen Jüngern zunächst nicht glauben mag, als diese von der Auferstehung Jesu berichten; er will den auferstandenen Christus erst selbst berühren (Joh 20, 19-29). Der kirchlichen Überlieferung nach zog Thomas später als Apostel in den Osten und brachte als Missionar das Christentum nach Indien. Die dort ansässigen sogenannten Thomaschristen berufen sich auf diese Traditionslinie. Als Heiliger wird Thomas mit seinen Händen die Wunden Jesu berührend oder, als Schutzpatron der Bauleute, mit einem Winkelmaß dargestellt.

Jakobus, der Sohn des Zebedäus, ist der Bruder des Apostels Johannes. Als einer der erstberufenen Jünger nimmt er eine besondere Stellung ein (Mt 4, 21). So ist er etwa auf dem Berg der Verklärung dabei, als sich Gott selbst als Vater Jesu zu erkennen gibt (Mt 17, 1-9). Der Evangelist Markus berichtet, dass Jakobus und sein Bruder Johannes von Jesus aufgrund ihrer aufbrausenden Art "Donnersöhne" genannt werden. Der kirchlichen Überlieferung nach ist Jakobus nach der Himmelfahrt Jesu einen gewaltsamen Tod gestorben. Sein Leichnam soll dann an die spanische Atlantikküste gelangt und in Santiago de Compostela bestattet worden sein. Seit dem Mittelalter entwickelte sich die Wallfahrt auf dem Jakobsweg zum Apostelgrab nach Santiago zu einem der wichtigsten Pilgerwege der Welt. Als Heiliger wird Jakobus der Ältere sitzend oder als Pilger mit Stab und Jakobsmuschel dargestellt.

Philippus ist einer der Apostel, über die in den Evangelien nur wenig zu lesen ist. Die drei Synoptiker nennen ihn jeweils lediglich in der allgemeinen Apostelliste (Mt 10, 3; Mk 3, 18; Lk 6, 14). Allein der Evangelist Johannes erwähnt ihn noch in weiteren Situationen. Dort wird berichtet, Philippus habe direkt nach seiner Berufung durch Jesus noch einen weiteren Mann zur Nachfolge aufgefordert (Joh 1, 43-45). An anderer Stelle wird beschrieben, dass Philippus sich die Wunderkraft Jesu nicht vorstellen kann (Joh 6, 5-7) und sogar dessen Gottheit nicht erkennt (Joh 14, 7-11). Die Überlieferung vom weiteren Leben des Philippus ist nicht sehr umfangreich, als Sterbeort wird das Gebiet der heutigen Ukraine vermutet. Als Heiliger wird Philippus häufig mit einem Buch oder Schriftrolle sowie einem Kreuzstab dargestellt.

Der Apostel Matthäus taucht in allen Apostellisten auf (Mt 10,4; Mk 3,18; Lk 6,15; Apg 1,13) und wird im Matthäusevangelium als Zöllner in der antiken Hafenstadt Kafarnaum beschrieben. Jesus soll ihn vom Zolltisch weg berufen und mit ihm gegessen haben (Mt 9,9). Der Beruf des Zöllners lässt darauf schließen, dass Matthäus über eine gewisse Bildung verfügt haben muss. Auch deshalb identifiziert man ihn seit der frühen Kirche mit dem Verfasser des gleichnamigen Evangeliums. Weitaus strittiger ist dagegen, ob der Apostel Matthäus auch identisch mit dem berufenen Zöllner "Levi" ist, den Markus und Lukas erwähnen. Der soll anlässlich seiner Berufung jedenfalls ein Festmahl mit vielen Gästen ausgerichtet haben (Lk 5,29). Matthäus wird in der Ikonographie häufig mit Geldbeutel oder Zählbrett dargestellt.

Der Apostel Judas Thaddäus wird in der Bibel nur ein einziges Mal als handelnde Person erwähnt. Im Johannesevangelium stellt er Jesus die Frage, weshalb der sich nur den Jüngern, nicht aber der Welt offenbaren will (Joh 14,22). Die Historizität des Apostels ist aufgrund der schwierigen Quellenlage allerdings sehr umstritten. In den Namenslisten der Apostel taucht er zweimal als Thaddäus (Mk 3,18; Mt 10,3) und zweimal als "Judas, Sohn [oder Bruder] des Jakobus" auf (Lk 6,16; Apg 1,13). Die "goldene Legende" (lat. "Legenda aurea"), eine Schrift aus dem 13. Jahrhundert, bezeichnet ihn als Vetter Jesu. Nach verschiedensten Überlieferungen soll er in der heutigen Türkei, in Syrien, dem Irak und Iran sowie in Armenien gewirkt haben.

Simon der Zelot – sein Beiname "Zelotes" bedeutet "der Eiferer" – wird in allen Apostellisten im Neuen Testament genannt (Mt 10,4; Mk 3,18; Lk 6,15; Apg 1,13). Darüber hinaus fehlen in der Heiligenschrift allerdings Details zur Person. Seine Identifizierung mit dem Bräutigam bei der Hochzeit zu Kana (Joh2,1-11) oder Nathanael (Joh 21, 2) beruhen auf älteren und falschen Bibelübersetzungen, in denen er den Beinamen "Kananäus" trug. Nach der "Legenda Aurea" wirkte Simon zusammen mit Judas Thaddäus und soll wie dieser den Märtyrertod gestorben sein. Einige Quellen sprechen von einer Enthauptung, andere davon, dass er zersägt worden sei.
Die zwölf Apostel: Boten des Herrn
Petrus verleugnete Jesus, Judas verriet ihn sogar: Die zwölf Apostel waren bei weitem nicht perfekt. Trotzdem sollten sie die Frohbotschaft verbreiten. Zum heutigen Zwölfbotentag stellt katholisch.de die einzelnen Charaktere vor.
Von Kilian Martin und Björn Odendahl | Bonn - 15.07.2016
Es ist eine volksfromme Überlieferung: Nach dem Pfingstfest wurden die Apostel am Zwölfbotentag, der am 15. Juli gefeiert wird, ausgesandt, um als erste die Frohbotschaft zu verbreiten. Schon zu seinen Lebzeiten bilden die Jünger Jesu den harten Kern seiner Gefolgschaft. Persönlich vom Sohn Gottes erwählt, stellen sie sozusagen die Elite der ersten Christen dar.
Doch unter den zwölf Aposteln finden sich längst nicht nur treue Anhänger. Von einem Ungläubigen berichtet die Bibel ebenso wie von einem Leugner. Und schließlich ist es sogar einer seiner Anhänger, der Jesus verrät und damit den Leidensweg beginnen lässt. Katholisch.de stellt die zwölf Apostel Jesu und ihre Rollen in der Jüngergemeinschaft vor.
Was ist ein Apostel? Ein Beitrag der Serie "Katholisch für Anfänger".