Besetzung des Islam-Beirats bleibt umstritten

Zukunft für "Fakultät der Theologien" ungewiss

Veröffentlicht am 19.06.2017 um 13:45 Uhr – Lesedauer: 
Hochschule

Berlin ‐ Die Idee war revolutionär: eine gemeinsame Fakultät für die verschiedenen Theologien. Ob es aber wirklich dazu kommt, bleibt ungewiss. Zu groß sind die Vorbehalte in Universität und Kirche.

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Die Gründung einer für Deutschland neuartigen "Fakultät der Theologien" in Berlin wird immer unwahrscheinlicher. Im Fakultätsrat und dem Professorenkollegium der evangelischen Theologen an der Humboldt-Universität (HU) gibt es keinen Konsens über die entsprechenden Empfehlungen einer Kommission, die der Fakultätsrat eingesetzt hatte. Sie sollen nun als Vorschlag in der weiteren Diskussion dienen, so das Kommissions-Mitglied Rolf Schieder am Montag auf Anfrage.

Besetzung des Institutsbeirats umstritten

Unterdessen kritisierte der Gründungsbeauftragte für das an der HU geplante Institut für Islamische Theologie, Michael Borgolte, die "überhitzte Debatte" über Für und Wider einer solchen Fakultät. Sie erschwere es, "die offenen Fragen um das neue Institut zu lösen", betonte Borgolte in einem Gastbeitrag für den Berliner "Tagesspiegel" (Montag). Als Beispiel nannte er die umstrittene Besetzung des Institutsbeirats. Die Berliner CDU kritisiert, dass dort keine Vertreter des liberalen Islam einbezogen sein sollen.

Die vom Berliner Senat beschlossene Gründung des Islam-Instituts hatte die Debatte um eine "Fakultät der Theologien" angestoßen. Nach den Empfehlungen der dafür eingesetzten Kommission sollen unter ihrem Dach Protestanten, Katholiken, Muslime und Juden unter Wahrung ihrer Bekenntnisbindung und Selbstständigkeit kooperieren.

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Wer Theologie studieren möchte, denkt nicht zuerst an Berlin als Hochschulort. Das liegt auch an den beschränkten Möglichkeiten eines Theologiestudiums in der Hauptstadt. Doch das könnte sich bald ändern. (Artikel vom Mai 2017)

Dazu soll die evangelische Fakultät in die neue Fakultät "überführt" werden. Zudem würde danach die an der Freien Universität angesiedelte katholische Theologie an die HU verlagert und dort auf bis zu fünf Professuren ausgebaut. Anstatt an der Philosophischen Fakultät würde das Islam-Institut an der neuen Theologen-Fakultät angesiedelt, die auch jüdische Theologie aufnehmen soll. Die Kommission räumt ein, dass es bei ihrem Modell "hochschulrechtlichen Klärungsbedarf" gebe. So sei zu prüfen, ob es mit der staatskirchenrechtlichen Verankerung der evangelischen Fakultät an der HU vereinbar sei.

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch hatte vor kurzem die derzeitige Situation der katholischen Theologie in der Bundeshauptstadt kritisiert: Der Zustand des bestehenden "Seminars für katholische Theologie" an der Freien Universität Berlin sei "eine Katastrophe, was Stellenplan und Ausstattung betrifft". Zunächst müsse man diese Schieflage beseitigen, bevor man über eine "Fakultät der Theologien" nachdenken könne, so Koch weiter.

Imame sollen Ausbildung nach deutschen Standards erhalten

Ins Zentrum der Debatte rückt unterdessen die Besetzung des Beirats, der beim Institut in religiös relevanten Fragen mitentscheidet. Borgolte räumte ein, dass der Berliner Senat die Sitze mehrheitlich konservativen muslimischen Verbänden zuerkannt hat. Der Gründungsbeauftragte verteidigte dies mit dem Argument, dass Absolventen des Islam-Instituts von den Moscheegemeinden akzeptiert werden sollen. Ein Motiv zur Institutsgründung ist das Ziel, dass Imame und Religionslehrer eine wissenschaftliche Ausbildung nach deutschen Standards erhalten. (rom/KNA)