Das Kirchenschiff kentert – oder nicht?
Der Freitag war ein Tag zum Jubilieren: Wir sind wieder da! Die katholische Kirche ist zurück! Schon zum zweiten Mal in Folge konnten die Austrittszahlen reduziert und die der Taufen gesteigert werden. Ha! Wahrscheinlich befindet sich das von Benedikt XVI. beklagte kenternde Kirchenschiff einzig durch einen Überschuss an Gläubigen in gefährlicher Schieflage. Also, deutsche Katholiken: Rückt zusammen und steht nicht immer so weit links. Dann bekommen wir das Schiffchen schon wieder in die Balance!
Holt man aber das Fernrohr raus und wirft noch einen zweiten Blick auf die Statistik, dann sieht der Kurs des Kirchenboots doch eher wieder schlingernd aus. Denn bei all dem Bohei um die unfreiwillig gekommenen (Taufe) oder freiwillig gegangenen (Austritt) Taufscheinkatholiken kann man den echten Gläubigen schon einmal aus den Augen verlieren. Und der macht laut Statistik – oder aber nach Abonnementzahlen der Kirchenzeitungen – vor allem eins: sterben. Zur Beruhigung der rechtgläubigen Katholiken: Daran ist wenigstens einmal nicht Papst Franziskus schuld. Bei den Protestanten wird nämlich noch mehr gestorben.
Was bleibt, ist die Frage, wie man sich frische Kraft ans kirchliche Ruder holt, um mutig in die Zukunft zu paddeln. Genau, mit coolen Worten vong Sprache her! Um gut auf die bevorstehende Jugendsynode vorbereitet zu sein, hat in Deutschland deshalb das erste "Jugend-Hearing" stattgefunden. Läuft bei der Kirche. Am Ende ging es aber doch nur um ein Treffen zwischen katholischen Bischöfen und ebenso katholischen Jugendlichen aus katholischen Verbänden und katholischen Bewegungen. Merken Sie etwas? Statt den Kurs des Bootes einmal von außen checken zu lassen, cruist man einfach selbstreferenziell munter im Kreis. Aber mit viel Gottvertrauen wird aus einer langgestreckten Kurve ja irgendwie doch wieder eine Gerade, die ans Ziel führt. Hauptsache man hat vom Feeling her ein gutes Gefühl. Chillige Fahrt, wünsche ich jedenfalls!
Voll in Fahrt geriet regelmäßig wohl auch Georg Ratzinger. Denn als Steuermann hat er das Boot seiner Domspatzen nicht nur 30 Jahre lang mit geschlossenen Augen vor sich hindümpeln lassen, sondern auch den einen oder anderen Matrosen Kiel geholt. Wenn seine Singknaben mal nicht nach seiner Pfeife tanzten – oder besser sangen – dann schwoll Ratzinger der Priesterkragen an. Für die Außenwahrnehmung unseres schönen Kirchenschiffs natürlich eine Katastrophe. Nun hat es im wahrsten Sinne des Wortes wieder Schlagseite.
Zum Glück haben wir noch unsere Fürsprecher im Himmel, die unser Schiffchen treu durch jeden Sturm geleiten. Damit wir Katholiken aber nicht irgendwann vor einer falschen Heiligen knien und unsere Zeit verschwenden, hat sich jetzt der Orden von Mutter Teresa etwas einfallen lassen. Nämlich Markenschutz auf's blau-weiße Ordenskleid. Das war bitter nötig. Denn wer hat das noch nicht erlebt: Touristinnen, die nach langer Feilscherei beim südländischen Straßenhändler neben der falschen Louis-Vuitton-Tasche gleich noch einen Mutter-Teresa-Habit erstehen, um dann darin Armen und Kranken zu helfen. Man könnte es glatt für Seemannsgarn halten. Doch manchmal holt die Realität die Satire ein. Schiff ahoi!
