Diese Päpste schlagen alle anderen

Päpstliche Superlative

Veröffentlicht am 19.10.2017 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 
Papst

Bonn ‐ Wer hat am längsten, wer am kürzesten regiert? Wer war der jüngste, wer der älteste Pontifex? Wer war am produktivsten? Katholisch.de hat die lange Reihe der offiziell 266 Päpste nach einigen "Bestmarken" durchforstet.

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Längstes Pontifikat

Das – nachweisbar – längste Pontifikat der Kirchengeschichte war das von Papst Pius IX., mit bürgerlichem Namen Giovanni Maria Mastai-Ferretti. Seine Amtszeit dauerte von 1846 bis 1878, insgesamt 31 Jahre und acht Monate. Pius verkündete 1854 das Dogma der Unbefleckten Empfängnis Mariens, zudem berief er das Erste Vatikanische Konzil (1869 bis 1870) ein, auf dem der päpstliche Jurisdiktionsprimat und die päpstliche Unfehlbarkeit dogmatisch definiert wurden. Auch fiel in seine Amtszeit der Verlust des Kirchenstaates an das Königreich Italien im Jahr 1870; er war somit der letzte "Papa Re" (Papst-König). Johannes Paul II. – der mit mehr als 26 Jahren Platz 2 der längsten Pontifikate belegt – sprach Pius IX. im Jahr 2000 selig.

Einer könnte Pius den Titel "Längstes Pontifikat" übrigens streitig machen: der Apostel Petrus. Er gilt traditionell als erster Bischof von Rom; den Ehrentitel Papst gibt es hingegen erst seit dem fünften Jahrhundert. Auch liegen keine historischen Belege zur Amtszeit Petri vor. Von der Zusage Jesu "auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen" (Mt 16,18) – möglicherweise im Jahr 32 oder 33 – bis zu seinem Tod zwischen 64 und 67 hätte das "Pontifikat" des Petrus bis zu 35 Jahre gedauert.

Kürzestes Pontifikat

Und wer saß am kürzesten auf dem Stuhl Petri? Die Amtszeit mit der geringsten Dauer könnte eigentlich Papst Stephan (II.) für sich "beanspruchen". Der römische Presbyter wurde am 22. oder 23. März 752 zum Nachfolger von Papst Zacharias bestimmt. Das Problem: Stephan erlag bereits vier Tage später einem Schlaganfall und hatte zu diesem Zeitpunkt noch nicht die Bischofsweihe erhalten. Da diese das ganze Mittelalter über als zwingende Voraussetzung für ein Pontifikat verstanden wurde, war Stephan – trotz gültiger Wahl – über Jahrhunderte aus den Papstlisten ausgeschlossen. Erst im 16. Jahrhundert änderte die Kirche ihre Auffassung dahingehend, dass bereits die Wahl für ein "offizielles" Pontifikat ausreiche. Stephan fand somit Eingang in die Listen – nur um im 20. Jahrhundert abermals daraus ausgeklammert zu werden: Die Kirche kehrte unter Papst Paul VI. zu ihrer alten Sichtweise – Bischofsweihe als Grundvoraussetzung – zurück; dies wurde auch im neuen Kirchenrecht von 1983 festgeschrieben (CIC, Can. 332 § 1).

Nach aktueller Zählung muss daher Urban VII. als der Papst mit dem kürzesten Pontifikat betrachtet werden. Das Konklave wählte Giovanni Battista Castagna – so sein bürgerlicher Name – am 15. September 1590 zum Pontifex. Zuvor hatte er bereits als Kardinal und Großinquisitor in der Kirche großen Einfluss gewonnen. Schon in der Nacht nach seiner Wahl erkrankte Urban jedoch schwer – wohl an Malaria – und starb nach nur zwölf Tagen im Amt am 27. September 1590. Seine sterblichen Überreste befinden sich in der römischen Basilika Santa Maria sopra Minerva.

Für ein besonders kurzes Pontifikat in der jüngeren Vergangenheit ist Papst Johannes Paul I. bekannt. Er starb nach lediglich 33 Tagen im Amt am 28. September 1978 – vermutlich an einem Herzanfall.

Bild: ©KNA

Das nachweisbar längste Pontifikat mit 31 Jahren und acht Monaten: Pius IX. war Papst von 1846 bis 1878.

Jüngster Papst bei der Wahl

Der Titel "Jüngster Papst bei der Wahl" könnte an Benedikt IX. gehen, der zwischen 1032 und 1048 – mit Unterbrechung – auf dem Stuhl Petri saß. Problematisch ist, dass das Geburtsjahr Benedikts im Dunkeln liegt, da die Quellen hierzu stark schwankende Angaben machen. Demnach könnte er zum Zeitpunkt seiner Wahl im Jahr 1032 erst zehn oder zwölf Jahre alt gewesen sein. Manche Forscher gehen heute davon aus, dass diese Angaben überzogen sind, aber dennoch das real-jugendliche Alter Benedikts karikieren sollten. Ein Alter von 14 Jahren zum Zeitpunkt der Papstwahl gilt bei Benedikt IX. nach Abgleich der Quellen heute als durchaus möglich.

Sicherer ist die Sachlage allerdings bei einem anderen: Johannes XII. war höchstwahrscheinlich 16 Jahre alt, als er am 16. Dezember 955 Papst wurde; seine Geburt wird in zahlreichen Quellen auf das Jahr 939 datiert. In seine Amtszeit fiel unter anderem die Krönung Ottos I. – des Großen – zum römisch-deutschen Kaiser im Jahr 962. Johannes saß bis zu seiner Absetzung am 4. Dezember 963 auf dem Stuhl Petri und starb im darauffolgenden Jahr vermutlich an einem Schlaganfall.

Ältester Papst bei der Wahl

Im 20. Jahrhundert lag das Durchschnittsalter der Päpste zum Wahlzeitpunkt bei 66 Jahren. Aus der Reihe tanzte da eindeutig Johannes XXIII., der knapp 77 Jahre alt war, als er 1958 zum Pontifex gewählt wurde. Benedikt XVI. hatte 2005 sogar bereits das 78. Lebensjahr vollendet, als weißer Rauch aufstieg. Er war damit der älteste Papst zum Zeitpunkt der Wahl, seit Clemens XII. 275 Jahre zuvor ebenfalls 78-jährig den Papstthron bestieg. Die genannten zählen mit zu den ältesten Päpsten beim Zeitpunkt ihrer Wahl – zumindest wenn man sich allein auf 100-prozentig gesicherte Lebensdaten stützen möchte.

Tatsächlich ist die Frage nach dem wirklich ältesten Papst zum Wahlzeitpunkt nicht ganz eindeutig zu beantworten, weil den entsprechenden Kandidaten kein exaktes Geburtsjahr zugeordnet werden kann. Coelestin V. war zum Zeitpunkt seiner Wahl im Juli 1294 ebenfalls mindestens 78 Jahre alt – wird seine Geburt auf das (spätmöglichste) Jahr 1215 datiert. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er um 1209/1210 geboren wurde und somit bei seiner Wahl bis zu 85 Jahre alt gewesen sein kann. Bereits im Dezember 1294 verzichtete er auf das Papstamt – bis zu Benedikt XVI. der einzige freiwillige Amtsverzicht in der Geschichte. Wohl mindestens 85 Jahre alt war auch sein Namensvetter Coelestin III., der von 1191 bis 1198 auf dem Stuhl Petri saß. Bei ihm wäre manchen Quellen zufolge sogar ein Alter von knapp 90 Jahren zum Wahlzeitpunkt möglich.

Leo XIII. war von 1878 bis 1903 Papst der katholischen Kirche. Dieses Porträt wurde 1878 am Beginn seines Pontifikats aufgenommen.
Bild: ©picture-alliance / akg-images

Er wurde unter allen Päpsten am ältesten, hatte das drittlängste Pontifikat und war zudem am "produktivsten": Leo XIII. (1878 bis 1903).

Der produktivste Papst

Als Papst, der das höchste Lebensalter erreicht hat, gilt übrigens Leo XIII., der am 20. Juli 1903 mit über 93 Jahren starb. Sein Pontifikat gilt mit mehr als 25 Jahren zudem als drittlängste gesicherte Amtszeit. Und noch ein Superlativ lässt sich Leo zuordnen: Er war der "produktivste" Papst – zumindest, was die Zahl seiner Lehrschreiben angeht. Ganze 87 Enzykliken veröffentlichte Leo XIII. während seines Pontifikats ab 1878 – darunter die berühmte Sozialenzyklika "Rerum Novarum" von 1891. Zum Vergleich: Johannes Paul II. veröffentlichte in über 26 Jahren Amtszeit nur 14 Enzykliken. Platz 2 geht in dieser Kategorie an Pius IX. mit 43, Platz 3 an Pius XII. mit 41 Lehrschreiben.

Gebräuchlich sind Enzykliken in der Kirche übrigens erst seit Papst Benedikt XIV., der diese Verlautbarungsform des kirchlichen Lehramtes 1740 mit der Enzyklika "Ubi primum" etabliert hat.

Der erste deutsche Papst

Niemand muss lange überlegen, wenn es um den letzten Papst geht, der aus Deutschland stammte. Aber der erste? Vor Benedikt XVI. hatte es fast 500 Jahre lang keinen Deutschen auf dem Papstthron gegeben. Das "Deutsch"-Sein bezieht sich in der Papsthistorie allerdings nicht allein auf das Staatsgebiet der Bundesrepublik, sondern vielmehr auf die Gebiete des Heiligen Römischen Reiches. So stammte etwa der "Vorgänger" Benedikts, Papst Hadrian VI. (1522 bis 1523), aus Utrecht in den heutigen Niederlanden. Insgesamt acht Päpste können in der Kirchengeschichte nach dieser Definition als "deutsch" bezeichnet werden.

Der Erste in dieser Reihe war Gregor V., der den weltlichen Namen Bruno von Kärnten trug. Er saß vom 3. Mai 996 bis zu seinem Tod am 18. Februar 999 auf dem Papstthron. Der Adelige aus dem Geschlecht der Salier und Sohn des Kärntner Herzogs Otto wurde wahrscheinlich in Stainnach im Ennstal – heute Österreich – geboren. Mit seiner Wahl wurde nach knapp 250 Jahren eine Reihe italienischer, überwiegend römischer Päpste durchbrochen. Er war ein Cousin des römisch-deutschen Herrschers Otto III., der seine Wahl mitinitiierte und den er 996 selbst zum Kaiser krönte. Gregor starb 27-jährig – vermutlich an Malaria – und wurde im Petersdom in Rom beigesetzt.

Die übrigen deutschen Päpste waren Clemens II. (1046 bis 1047), dessen Grab im Bamberger Dom das einzige erhaltene Papstgrab nördlich der Alpen ist; dann Damasus II. (1048), der heiliggesprochene Leo IX. (1049 bis 1054), Viktor II. (1055 bis 1057) sowie Stephan IX. (1057 bis 1058).

Von Tobias Glenz

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