Die Kirche ist doch keine Hippie-Kommune!
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, hat Jesus einmal gesagt. Das war der, der die Kirche und ihre dutzenden Behörden samt irdischen Heerscharen gestiftet hat. Sie erinnern sich sicher. Das mit der Nächstenliebe ist in der deutschen Kirche daher auch schon ganz gut durchorganisiert. Jeden Tag von 8.30 bis 16.30 Uhr – inklusive Mittagspause und freitags gerne auch mal kürzer. Allerdings funktioniert das alles nur so lange, bis man seinen ekklesiologisch vorbestimmten Verwaltungsbereich verlässt.
Doch was uns Kennern einleuchtet – immerhin sind wir ja eine Bischofskirche und keine alles miteinander teilende Hippie-Kommune! –, stößt so manch Kirchenfernem sauer auf: sechs Milliarden Euro Kirchensteuer in Deutschland contra acht geschlossene katholische Schulen in Hamburg. Dass ein Großteil der Kirchensteuer in die Taschen der katholisch.de-Redakteure fließt, verschweigt man bei der ganzen Wut dann besser.
So oder so: In einer Zeit, in der das Vermitteln christlicher Werte in deutschen Haushalten in der Beliebtheitsskala irgendwo zwischen "Müll rausbringen" und "Opa im Altenheim besuchen" liegt, kommt die Entscheidung pro Schulschließungen einem Eigentor für die gesamte katholische Kirche gleich. Einem mit deutschlandweiter medialer Aufmerksamkeit. So richtig schön per Fallrückzieher in den Winkel.
Doch es geht ja in katholischen Schulen nicht nur um die Vermittlung christlicher Werte, sondern auch um Bildung: Was hinten rauskommt, wenn man vorne Schulen schließt, konnte man diese Woche zum Beispiel im unterfränkischen Oberpleichfeld beobachten. Da beschmierte ein bisher Unbekannter eine Kirche mit "AfD"-Schriftzügen. Gut, man könnte es auch positiv sehen: Endlich ist da, wo vermeintlich christliches Abendland draufsteht (AfD), auch christliches Abendland drin (Kirche). Der Diözese Würzburg sieht das allerdings anders und diagnostiziert: kein Respekt vor Kultur, Kreuzen und Kirchen. Der nächste LIDL-Boykott der AfD wegen fehlender Kreuze auf griechischem Feta-Käse dürfte also wenig überzeugend ausfallen.
Übrigens: Für Weidel- und Gauland-Sympathisanten, denen Kirchen zu beschmieren nicht mehr reicht, gab das Amtsgericht Bamberg jetzt mit einem überraschenden Urteil gegen Erzbischof Ludwig Schick quasi einen kleinen Leitfaden heraus. Die Überschrift: "Bischöfe beleidigen leicht gemacht – Wie sie die Kirche ungestraft bedrohen". Auch eine Fortsetzung soll bereits geplant und besser, härter und aggressiver sein. Der kolportierte Arbeitstitel: "Verprügeln Sie den Pfaffen – Wir boxen sie wieder raus."
Weitaus friedlicher als vor dem Bamberger Amtsgericht geht es überraschenderweise zwischen den deutschen Bischöfen und Donum Vitae zu. Schein oder nicht Schein? Das ist hier nicht mehr die Frage. ZdK-Präsident Thomas Sternberg geht sogar noch einen Schritt weiter. Er führt den Streit lediglich "auf eine große Fülle von Missverständnissen" zurück. Man kann ja mal aneinander vorbeireden. 20 Jahre lang. Und weil das in den besten Ehen vorkommt und die Ehe für Katholiken ein Sakrament ist, rauft man sich nun trotz verschiedener Lebensentwürfe zusammen. Aber Vorsicht: Für die Kinder ist das nicht immer das Beste!
