Das Jahr 2018 in Zitaten

Auftragsmörder, Lederhosen und ein "Nein"

Veröffentlicht am 23.12.2018 um 12:01 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ An das viel diskutierte "Auftragsmörder"-Zitat von Papst Franziskus können sich am Ende dieses Jahres wohl die meisten erinnern. Doch auch darüber hinaus gab es viele denkwürdige Aussagen, die im Gedächtnis geblieben sind. Katholisch.de präsentiert prägnante Zitate aus dem kirchlichen Jahr 2018.

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Sie sind das Salz in jeder Jahresrückblicks-Suppe: Knackige, kontroverse Zitate, die im zu Ende gehenden Jahr für Gesprächsstoff gesorgt haben. Sprüche dieser Art gab es 2018 auch in der katholischen Kirche zur Genüge. Katholisch.de präsentiert einige ausgewählte Zitate aus dem kirchlichen Raum – darunter natürlich auch das "Auftragsmörder"-Zitat von Papst Franziskus.

Gegen Klerikalismus und verkopfte Idealwelten

"Nein zum Klerikalismus und Nein zu Idealwelten, die nur in unserem Kopf vorkommen, aber mit niemandes Welt zu tun haben."

Papst Franziskus am 16. Januar in Santiago de Chile in einer Ansprache an die chilenischen Bischöfe.

Erschütternder Vertrauensmissbrauch

"Ich bin erschüttert wegen dieses Vertrauensmissbrauchs. Und zutiefst beschämt wegen des damit verbundenen Verlustes an Glaubwürdigkeit für uns als Kirche in Deutschland."

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke am 8. Februar in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) zum Finanzskandal in seinem Bistum.

Langweilige Kirche

"Ich bin als Kind nicht gerne in die Kirche gegangen, weil ich es sehr langweilig fand. Ich war froh, wenn ein Kind neben mir saß, mit dem ich Gebetbildchen aus dem Gesangbuch tauschen konnte. Schwätzen durften nur die Großen."

Der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr am 16. Februar in seinem Fastenhirtenbrief.

Nicht wegen Überfüllung geschlossen

"Wenn wir zu viel Angst vor einer Islamisierung haben, müssen wir uns fragen: Wo stehen wir denn mit unserem Glauben? Kirchen werden nicht geschlossen, weil sie überfüllt sind."

Die stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Julia Klöckner am 24. Februar im Rahmen eines theologischen Kongresses aus Anlass des 70. Geburtstags von Kardinal Gerhard Ludwig Müller an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar.

Besser geht's nicht

"Etwas Besseres als Christsein gibt es nicht und kann es nicht geben."

Kardinal Walter Kasper am 6. März im Festgottesdienst anlässlich seines 85. Geburtstages in Rom.

Kardinal Kasper lächelt
Bild: ©katholisch.de

Kardinal Walter Kasper wurde am 5. März 85 Jahre alt.

Die Freude und Heiterkeit der Engel

"Ich wage, mir vorzustellen, wie Karl Lehmann jetzt die Gnade Gottes erfährt, an die er geglaubt hat. Wie er jetzt im Himmel auf die Freude und Heiterkeit der Engel stößt, von denen er beim befreienden Lachen im Karneval jedenfalls eine Ahnung bekommen hat. Dass er in der Ewigkeit den endgültigen Sieg des Lebens feiert, von dem er im Fußball bei den Siegen seines FSV Mainz 05 doch nur einen kleinen irdischen Abglanz erleben konnte."

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche, Heinrich Bedford-Strohm, am 21. März in Mainz beim Requiem für den verstorbenen Kardinal Karl Lehmann.

Das wichtigste Fest der Christen

"Bis ich etwa 15 Jahre alt war, habe ich auch geglaubt, dass Weihnachten das wichtigste Fest der Christen sei. Aber nein, Ostern ist das wichtigste, das Fest unserer Rettung, das Fest von Gottes Liebe zu uns."

Papst Franziskus am 28. März bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz zur Bedeutung der Kar- und Ostertage.

Schwere Fehler

"Was mich betrifft, gebe ich zu – und ich will, dass Ihr das genauso weitergebt –, dass ich bei der Einschätzung und Wahrnehmung der Lage schwere Fehler begangen habe, vor allem aus Mangel an wahrheitsgemäßen und ausgewogenen Informationen. Daher bitte ich nun all jene um Vergebung, die ich verletzt habe, und hoffe, dies in den nächsten Wochen bei Treffen mit Vertretern der befragten Personen persönlich tun zu können."

Papst Franziskus am 12. April in einem Brief an die Bischöfe Chiles, mit dem er auf die Untersuchungen zum Missbrauchsskandal in der Kirche des Landes reagiert.

Der Nächste, bitte

"Bei Nächstenliebe ist es scheißegal, wer der Nächste ist und wo er herkommt."

Jan "Monchi" Gorkow, Sänger der Punkband "Feine Sahne Fischfilet", am 17. April in einem Interview der Tageszeitung "Die Welt".

Auf und Ab

"Also mir sind die Politiker lieber, die die Kreuze aufhängen, als diejenigen, die Kreuze abhängen."

Kardinal Gerhard Ludwig Müller am 4. Mai im Bayerischen Rundfunk zum Kreuz-Erlass der bayerischen Landesregierung.

Linktipp: Mehr Schatten als Licht: Das Jahr aus Sicht der Kirche

2018 war für die katholische Kirche ein schwieriges Jahr – und das nicht nur in Deutschland. Vor allem der Missbrauchsskandal sorgte weltweit immer wieder für Schlagzeilen. Der große Jahresrückblick von katholisch.de zeigt aber: Das Jahr hatte auch Positives zu bieten.

Beziehungsstatus: "Es ist kompliziert"

"Ich bin auf Facebook und tue mich schwer, dort meinen Beziehungsstatus anzugeben: Als Single fühle ich mich nicht wirklich. Ich würde gerne 'in einer Beziehung' eintragen, aber das würde sicher missverstanden. Bleibt wohl nur 'es ist kompliziert'."

Der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp am 11. Mai beim Katholikentag in Münster in einer Veranstaltung zum Thema "Liebe, Ehe, Sex – (un)zeitgemäße Ansichten der Kirche".

Jugend vor!

"Wenn irgendjemand – eure Eltern, eure Priester, eure Lehrer – euch den Mund verbieten will, erinnert ihn daran, dass die Kirche und die Welt auch die Jugend braucht, um sich selbst zu erneuern."

Papst Franziskus am 12. Mai in einer Videobotschaft an die Teilnehmer einer Marienandacht in Teramo (Abruzzen).

Auf den Tisch hauen

"Dann muss man auf den Tisch hauen und sagen: 'Mein Lieber, dann nagel doch eine Lederhose an die Wand, aber missbrauche nicht unser Kreuz für deinen bayernpolitischen Wahlkampf!'."

Die Vizepräsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (Zdk), Claudia Lücking-Michel, am 21. Mai in einem Interview des Internetportals weltkirche.katholisch.de zum Kreuz-Erlass der bayerischen Landesregierung.

Wo soll das nur enden?

"Alles in allem haben wir es mit einem eklatanten Prozess der Protestantisierung zu tun."

Kardinal Gerhard Ludwig Müller am 26. Juni in einem Interview des US-Internetportals "Catholic World Report" über das Verhalten deutscher Bischöfe, die vor dem Hintergrund einer fortschreitenden Säkularisierung zentrale Glaubensgrundsätze aufgeben wollten.

Verbrechen von Amtspersonen der Kirche

"Ich schäme mich für das Vertrauen, das zerstört wurde; für die Verbrechen, die Menschen durch Amtspersonen der Kirche angetan wurden; und ich empfinde Scham für das Wegschauen von vielen, die nicht wahrhaben wollten, was geschehen ist und die sich nicht um die Opfer gesorgt haben. Das gilt auch für mich."

Kardinal Reinhard Marx am 25. September in Fulda bei der Pressekonferenz zur Vorstellung der Missbrauchsstudie der Deutschen Bischofskonferenz.

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Video: © katholisch.de

Bei der Vorstellung der Studie über den sexuellen Missbrauch in der deutschen Kirche bat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz die Opfer öffentlich um Entschuldigung. Katholisch.de dokumentiert die Pressekonferenz.

Ohne viele Worte

"Nein."

Kardinal Marx bei derselben Pressekonferenz auf die Frage einer Journalistin, ob einzelne Mitglieder der Bischofskonferenz angesichts des Missbrauchsskandals in der Kirche und "persönlicher Schuld" ihren Rücktritt angeboten hätten.

Vatikanisches Reingrätschen

"Aber das ist wohl der Stil eines byzantinischen Hofstaates: Reingrätschen und uns dann lange warten lassen. Das geht nicht mehr. Als hätte man nichts mitbekommen oder verstanden von der Diskussion über Machtmissbrauch."

Pater Johannes Siebner, Provinzial des Jesuitenordens in Deutschland, am 9. Oktober in einem katholisch.de-Interview zum Fall des wiedergewählten Rektors der Jesuitenhochschule Sankt Georgen, Pater Ansgar Wucherpfennig, dem wegen kritischer Äußerungen zum Umgang der Kirche mit Homosexuellen vom Vatikan zunächst eine weitere Amtszeit als Rektor verweigert wurde.

Der Papst und die Auftragsmörder

"Es ist nicht richtig, einen Menschen, so klein er auch ist, zu 'beseitigen', um ein Problem zu lösen. Es ist, als würde man einen Auftragsmörder anheuern, um ein Problem zu lösen."

Papst Franziskus am 10. Oktober bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz zu Abtreibungen.

Ganz viele Steinigungen

"Wenn jeder Satz direkt wörtlich geoffenbarte unveränderliche Wahrheit wäre, müssten wir aktuell Ehebrecher, Gotteslästerer, Wahrsager, ungehorsame Söhne und Töchter und Menschen, die am Sabbat ihr Auto waschen, steinigen."

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in einem am 15. Oktober von seinem Bistum veröffentlichten Beitrag zu zeitgemäßer Bibelauslegung.

Der richtige Standpunkt

"Wir brauchen unseren Standpunkt nicht zu ändern, weil er der richtige ist."

Kardinal Gerhard Ludwig Müller am 25. Oktober in einem Interview des Internetportals domradio.de auf die Frage, ob die katholische Kirche ihre ablehnende Haltung gegenüber der "Ehe für alle" ändern muss.

Von Steffen Zimmermann