Pater Philipp König über das Sonntagsevangelium

Ohne den Heiligen Geist geht gar nichts!

Veröffentlicht am 08.06.2019 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 
Ausgelegt!

Bonn ‐ Mit dem Heiligen Geist haben viele ihre Schwierigkeiten. Zu abstrakt sei er, zu wenig greifbar. Pater Philipp König sieht das anders. Für ihn ist der Heilige Geist ein lebendiges Du, das alle Gegensätze umgreift. Ohne ihn gehe gar nichts, so wie der Mensch ohne Atem nicht leben könne.

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Impuls von Pater Philipp König

Mit dem Heiligen Geist haben nicht wenige ihre Schwierigkeiten. Sie sagen, es sei schwer zu verstehen, wer oder was der Heilige Geist ist. Bei Jesus oder auch bei Gott Vater sei es anders. Die könne man sich besser vorstellen. Aber der Heilige Geist? Zu abstrakt, zu wenig greifbar kommt er vielen vor. Die Rede über ihn sei zu "abgehoben", eben zu "vergeistigt".

Natürlich kann man diesen Eindruck gewinnen. Und doch finde ich, dass der Heilige Geist viel konkreter ist, als es uns oft vorkommt. Ich meine sogar, dass wir durch ihn am konkretesten erfahren können, wie und wer Gott ist. In ihm fallen die Gegensätze zusammen, ohne sich aufzulösen:

- Der Heilige Geist scheint so fern – und ist uns doch so nah.

- Der Heilige Geist ist an sich unsichtbar (eben Geist!) – und doch in seinen Auswirkungen ganz konkret sichtbar und fühlbar.

- Der Heilige Geist ist tiefe Ruhe – und setzt uns gleichzeitig in Bewegung und Aktion.

- Der Heilige Geist ist unendlich frei – und doch untrennbar verbunden mit dem Vater und dem Sohn.

- Der Heilige Geist ist Kühlung in der Hitze – und er spendet Wärme, wo es kalt ist.

Drei Punkte faszinieren mich am Evangelium des heutigen Pfingsttages und ich finde, dass in ihnen deutlich wird, wie der Heilige Geist es schafft, die Gegensätze zu überbrücken:

- "Jesus geht durch verschlossene Türen": Der Auferstandene lässt sich durch nichts aufhalten, schon gar nicht durch die Angst der Jünger, die aus Furcht die Tür verriegelt haben. Jesus geht einfach hindurch, als wäre es gar kein Problem! So ist es mit dem Heiligen Geist: Für ihn ist es ein Leichtes, verschlossene Türen zu öffnen, fest zementierte Mauern zum Einstürzen zu bringen, Totes zum Leben zu erwecken. Er findet Wege, wo wir keine Wege mehr sehen. Und er geht diese Wege ganz souverän.

- "Frieden": Das erste, was Jesus tut, ist, seinen Jüngern den Frieden zu wünschen: "Friede sei mit euch!" sagt er sogar zweimal zu ihnen, als ob er es besonders unterstreichen will. Da ist keine Spur von Vorwurf oder Enttäuschung. Und das, obwohl Jesus nach den Ereignissen des Karfreitags allen Grund gehabt hätte, von seinen Jüngern enttäuscht zu sein: nichts von alledem! Der Auferstandene, dessen Wunden noch klar sichtbar sind, wünscht ihnen Frieden! Wie heilsam ist es, jedem Menschen, den ich treffe, zuallererst den Frieden wünschen, und ihm mit dieser Grundeinstellung Jesu zu begegnen!

- "Er hauchte sie an": Es gibt wohl nichts persönlicheres, als den eigenen Atem! Jesus haucht seine Jünger an. Er bläst ihnen seinen Atem ein, so wie Gott es am Anfang der Schöpfung bei Adam getan hat (Gen 2,7). Wahrscheinlich gibt es nicht viele Menschen, von denen wir uns gerne anhauchen oder gar beatmen ließen. Das zeigt, wie intim Gottes Geist ist, und dass er sogar körperlich zu spüren ist. Verbunden damit ist für die Jünger die Vollmacht, Sünden zu vergeben. So innerlich der Heilige Geist für uns ist, so öffentlich ist gleichzeitig der Auftrag, der mit ihm verbunden ist.

Der Heilige Geist ist keine abstrakte Idee, sondern ein lebendiges Du, das alle Gegensätze umgreift. Ohne ihn geht gar nichts, so wie wir ohne Atem nicht leben können. Ich glaube, es ist wichtig, diesen fern-nahen Heiligen Geist, der in mir lebt, mit "Du" anzusprechen. Edith Stein tut dies in einem Gebet so:

Wer bist du, Licht,
das mich erfüllt
und meines Herzens Dunkelheit
erleuchtet?
Du leitest mich
gleich einer Mutter Hand
und ließest du mich los,
so wüsste keinen Schritt
ich mehr zu gehn.

Du bist der Raum,
der rund mein Sein
umschließt und
in sich birgt.
Aus dir entlassen,
sänk es in den Abgrund
des Nichts,
aus dem du es
zum Sein erhobst.
Du, näher mir
als ich mir selbst
und innerlicher als mein Innerstes –
und doch ungreifbar
und unfassbar
und jeden Namen sprengend:
Heiliger Geist – Ewige Liebe.

Von P. Philipp König OP

Aus dem Evangelium nach

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch!

Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Der Autor

Pater Philipp König ist Dominikaner und arbeitet als Kaplan und Jugendseelsorger in Leipzig.

Ausgelegt!

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