Standpunkt

Laien als Kardinäle? Warum nicht!

Veröffentlicht am 30.12.2019 um 00:01 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Wie bekommt die Kirche ein anderes Gesicht, das stärker für die Kirche des 21. Jahrhunderts steht? Christoph Strack macht dazu mit Blick auf das Kardinalskollegium und den diplomatischen Dienst des Vatikan ein paar Vorschläge.

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Wie bekommt die Kirche ein anderes Gesicht, das stärker für die Kirche des 21. Jahrhunderts steht? Über Reformschritte, die auf nationaler Ebene angegangen werden können, will der "synodale Weg" beraten, dessen erste Plenarversammlung in einem Monat in Frankfurt zusammenkommt.

Aber ich möchte für ein Nachdenken auf weltkirchlicher Ebene werben. Da ist zum einen der Aspekt, auch Frauen den Zugang zum Kardinalsamt zu ermöglichen. Klar, das sieht das Kirchenrecht nicht vor. Seit 1917 können nur Priester die Kardinalswürde empfangen. Aber das ist kein göttliches Gebot. Und wurde in Zeiten festgeschrieben, als auch schon Zentrismus und Klerikalismus die Kirche dominierten. Man stelle sich nur das Bild vor: Einige Frauen, zum Beispiel Ordensoberinnen (die ja zum Teil Weihen empfangen haben), beim Einzug ins Konsistorium oder in ein Konklave ...

Es gibt zum anderen jedoch einen Schritt, der rascher möglich wäre. An die 180 Nuntiaturen gibt es in aller Welt, Botschaften des Heiligen Stuhls. In manchen dieser Vertretungen sind vier oder fünf Geistliche tätig. Beim Hilfspersonal finden sich dann Ordensfrauen oder – der stets wunderbar freundliche Fahrer der Nuntiatur in Berlin als Beispiel - Laien.

Aber warum finden sich nicht Laien als Fachleute und Diplomaten im kirchlichen Dienst? Warum zeigt Kirche dort nicht ihre Wertschätzung von Laien? Bislang, so sagen mir Fachleute, gab es das nur in seltenen Fällen. Klar: Der Job des Vatikan-Diplomaten steht am Ende einer Ausbildung an der Päpstlichen Diplomatenakademie. Aufnahmevoraussetzung dort: unter anderem die Priesterweihe ... Parallel zur Akademieausbildung erfolgt ein Doktorrat des kanonischen Rechts.

Das Kriterium "Priesterweihe" könnte Kirche ohne große kirchenrechtliche Hürden ändern und locker anderen Bewerberinnen und Bewerbern die Tür öffnen. Und da Nuntiaturen nicht mehr Denuntiaturen sind (oder – wer das will – auch nie waren), braucht man auch nicht die Geheimniskrämerei der Geweihten.

Es geht dabei nicht um Priestermangel. Ziel sollte ein anderes Gesicht von Kirche sein (persönlich denke ich, um nur ein Beispiel zu nennen, an eine taffe und kundige afrikanische Ordensfrau, der ich wiederholt begegnete). Gegen einen solchen Schritt sprechen weder dogmatische noch kirchenrechliche Gründe. Und er würde – ein wenig – das Gesicht der Kirche nach außen verändern.

Geht nicht? Gibt's nicht? Vielleicht hilft ein Blick auf Theodulf Mertel (1806-1899). Der Bäcker-Sohn hatte Jura an der Sapienza Universität in Rom studiert und dort den Doktortitel des kirchlichen und zivilen Rechts erworben. Danach ging er als Anwalt zurück in die Heimat, aber bald berief ihn ein Papst, Gregor XVI., nach Rom. 1858 verlieh ihm Papst Pius IX. die Kardinalswürde. Doch zum Priester ließ sich Mertel nie weihen. So war Mertel der letzte Laie, der ohne Priesteramt Kardinal wurde. Nuntius hätte er gewiss auch gekonnt.

Von Christoph Strack

Der Autor

Christoph Strack ist Leiter des Bereichs Religionen der Deutschen Welle.

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt nicht unbedingt die Meinung der Redaktion von katholisch.de wider.