Ex-ZdK-Präsident: Christliche Identität Stolpes war Kern seines Lebens

Der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Hans Joachim Meyer, hat den verstorbenen Brandenburger Ministerpräsidenten und Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) gewürdigt. Als führender Vertreter der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg (Ost) in der DDR sei Stolpe für viele Menschen die "letzte Hoffnung" gewesen, sagte Meyer am Montag gegenüber katholisch.de. Das habe ihn permanent gefordert. Stolpe war in der Nacht zum Sonntag im Alter von 83 Jahren an Krebs gestorben.
"Er musste immer abwägen, was im langfristigen Interesse der evangelischen Kirche war und wie er sich für Menschen einsetzen konnte, die aufgrund ihrer Haltung oder durch Schikanen der DDR-Behörden in eine schwierige Situation gekommen waren", so Meyer. Auch in seinen späteren Ämtern als Ministerpräsident und Verkehrsminister habe er souverän agiert und "um die Schwierigkeiten und Spannungen in den ostdeutschen Ländern" gewusst. "Er hatte die Gabe, mit großer Selbstverständlichkeit und ohne seine Autorität zu überziehen Probleme darzulegen und auf die Probleme der Menschen einzugehen. Das ist nicht jedem gegeben." Seine Amtszeit sei für Brandenburg ein wichtiger Startpunkt gewesen.
Hans Joachim Meyer war von 1997 bis 2009 der Präsident des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK). Nach der Wiedervereinigung Deutschlands war er von 1990 bis 2001 Staatsminister für Wissenschaft und Kunst in Sachsen.
Seine christliche Identität sei für Stolpe dabei stets der "Kern seines Lebens" gewesen, so Meyer weiter. Das habe ihm die Kraft gegeben, "auch in schwierigen Situationen zu tun, was er als richtig erkannt hatte". Das habe auch zu Kritik geführt, etwa seine Zusammenarbeit mit den DDR-Behörden. So habe er zwar die Sprengung der Versöhnungskirche an der Berliner Mauer mitgetragen, dafür aber notwendige Kirchenneubauten ausgehandelt. Als sein Erbe bleibe, dass "politisches Handeln oft eine Sache schwieriger Abwägungen ist und man bereit sein muss, sich in missverständliche Situationen zu begeben, wenn man es vor seinem Gewissen verantworten kann", so Meyer.
Erster Ministerpräsident Brandenburgs
Der 1936 in Stettin geborene Manfred Stolpe leitete von 1969 bis 1981 das Sekretariat der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg (Ost) und wurde danach dessen Konsistorialpräsident. Durch diese Positionen hatte er oft mit DDR-Behörden zu tun. Dazu gehörte auch das Ministerium für Staatssicherheit, das Stolpe als "Inoffiziellen Mitarbeiter" führte. 1990 wurde Stolpe erster Ministerpräsident Brandenburgs und war von 2002 bis 2005 Bundesverkehrsminister.
Hans Joachim Meyer (CDU) war von 1997 bis 2009 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), zuvor war er sächsischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst und gehörte der letzten frei gewählten DDR-Regierung als Bildungsminister an.
Auch der Berliner Erzbischof Heiner Koch würdigte Stolpe als überzeugten Christen und prägende Gestalt Brandenburgs. Stolpe habe versucht, Menschen im Umbruch Orientierung zu geben. Auch als Bundesminister habe er sich als Mahner für die Interessen Ostdeutschlands verstanden. Bewundernswert sei zudem, dass Stolpe und seine Frau ihre Krebserkrankungen öffentlich gemacht hätten. Das habe Betroffenen Mut gemacht und gezeigt, dass trotz der Krankheit ein aktives und selbstbestimmtes Leben möglich sei. (cph)