Nach der Veröffentlichung des Papstschreibens zur Amazonas-Synode

Presseschau: Das sagt die Welt zu "Querida Amazonia"

Veröffentlicht am 13.02.2020 um 16:05 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Medien in Deutschland würden bei der Amazonas-Synode zu sehr auf die Themen "viri probati" und den Diakonat der Frauen schauen – so lautet ein häufiger Vorwurf. Aber wie sieht das in anderen Ländern aus? Eine Presseschau zur Veröffentlichung des nachsynodalen Schreibens.

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Das am Mittwoch veröffentlichte Papstschreiben "Querida Amazonia" (Das geliebte Amazonien) hat auf der ganzen Welt für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Ein Thema überwiegt in der Berichterstattung dabei sehr deutlich – und das über alle Kontinente hinweg.

Bolivien:

Die Tageszeitung "El Diario" titelt auf ihrer Internetseite "Papst lehnt Antrag ab, verheiratete Priester zu bestellen". In einer der wichtigsten Entscheidungen seines Pontifikats habe Papst Franziskus gestern den Vorschlag abgelehnt, verheiratete Männer im Amazonasgebiet weihen zu lassen, um den akuten Priestermangel zu lindern.

Auch die Tageszeitung "El Deber" schreibt "Franziskus schloss die Möglichkeit aus, verheiratete Männer als Priester zu bestellen". Der Papst habe mit der Priesterweihe verheirateter Männer eines der am meisten erwarteten Themen der Amazonas-Synode und den Vorschlag der Bischöfe aus dem Amazonasgebiet in seinem Schreiben komplett ausgelassen.

Brasilien:

"Papst Franziskus enttäuscht Linke und Ökologen in konservativer Mahnung" kommentiert die Website "Estudos Nacionais". Das Schreiben des Papstes sei zudem "wie ein Eimer kaltes Wasser für Ökologen und Globalisten, die den 'Amazonas internationalisieren' möchten".

Das Online-Nachrichtenportal "Brasil 247" bezieht das Dokument dagegen auf die aktuelle Politik. In "Querida Amazonia" bezeichne Franziskus – ohne den Namen des aktuellen Präsidenten Jair Bolsonaro zu nennen – dessen Umweltagenda der Ausbeutung von Land der Indigenen sowie der Legalisierung von Bergbau im Amazonasgebiet als "Ungerechtigkeit und Verbrechen". 

Peru:

Die Tageszeitung "El Comercio" bezieht sich in ihrem Bericht ebenfalls auf die Entscheidung des Papstes, keine verheirateten Priester im Amazonasgebiet zuzulassen. Obwohl Franziskus Frauen nachdrücklich auffordere, größere Funktionen in der Kirche der Region zu übernehmen, habe er im postsynodalen Schreibe die Schaffung von Diakoninnen ausgeschlossen.

Indigene stehen zwischen Klerikern bei der Eröffnung der Amazonas-Synode
Bild: ©Paul Haring/CNS photo/KNA (Archivbild)

Die Entscheidung von Papst Franziskus, keine "viri probati" oder Diakoninnen im Amazonas-Gebiet zuzulassen, wurde von vielen Medien auf der ganzen Welt thematisiert.

Kolumbien:

Die größte Tageszeitung des Landes "El Tiempo" fragt in ihrer Überschrift: "Warum hat der Papst auf die Bestellung verheirateter Priester im Amazonasgebiet verzichtet?" Franziskus beschränke sich lediglich darauf, um Gebete für das Wachstum der Berufungen in dieser Region zu bitten.

Die Zeitung "El Colombiano" titelt: "Papst schließt Debatte der Kirche über die Ordination verheirateter Männer ab". Der Zölibat bleibe eine unerschütterliche Voraussetzung für die katholische Kirche.

Die Zeitung "El Tiempo" vermutet unter Berufung auf eine vatikanische Quelle, der Papst habe sich zu diesem Schritt entschieden, um eine Art Referendum zu diesem Thema zu vermeiden.

Argentinien:

Die Zeitung "Clarin" aus Buenos Aires kommentiert: "Konservativer Sieg – Der Papst schließt die Möglichkeit aus, verheiratete Männer zu Priestern zu weihen." Trotz der großen Erwartung von Reformen habe der Papst das Thema in seinem Schreiben nicht erwähnt.

Die Zeitung "La Nacion" schreibt: "Eine Entscheidung, die die Einheit der Kirche erhalten soll." Das Schweigen von Franziskus sei eine klare Botschaft an die zerstrittenen Lager in der Kirche: Es sei nicht der Moment, um Reformen der Seelsorge in einem Klima von Spaltung und Polarisierung vorzunehmen.

Mexiko:

Die Tageszeitung "El Universal" befindet: "In einer der bedeutendsten Entscheidungen seines Pontifikats hat Papst Franziskus den Vorschlag zurückgewiesen, in der Amazonas-Region einige verheiratete Männer zu Priestern zu weihen, um den Priestermangel zu bekämpfen."

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USA:

Das Internetportal "Crux" analysiert "Der Papst entzieht sich Debatten über verheiratete Priester und Diakoninnen im Amazonas-Dokument". Das Schreiben umgehe die beiden brisanten Themen "viri probati" und weibliche Diakone und rufe gleichzeitig zu "Empörung" über die Behandlung des Landes und der Völker der Region auf.

Die Zeitung "The New York Times" schreibt ebenfalls: "Papst Franziskus lehnt Vorschlag zu verheirateten Priestern ab". Die Entscheidung des Pontifex sei ein Sieg für konservative Kräfte, die davor gewarnt hatten, dass eine Veränderung dort die Kirche auf eine schiefe Bahn bringen würde. Sie sei dagegen ein großer Rückschlag für viele der Katholiken, die Franziskus als ihre größte Hoffnung auf einen grundlegenden Wandel in der Kirche sehen.

Auch die "Washington Post" titelt: "Papst Franziskus vermeidet die Frage nach verheirateten Priestern im Amazonas-Dokument". Der Papst habe die Bischöfe aufgefordert, für mehr Priesterberufung zu beten und Missionare in die Region zu schicken, in der gläubige Katholiken in abgelegenen Gebieten Monate oder sogar Jahre ohne Messe auskommen müssten.

Frankreich:

Die Zeitung "La Croix" beschreibt "Die Träume von Papst Franziskus für 'das geliebten Amazonien'" und bezieht sich damit auf die in "Querida Amazonia" vom Papst geäußerten "Träume" für die Kirche. Der Text solle eigentlich eine "energische Verteidigung des Amazonasgebiets und seiner Bewohner" sein. Franziskus weigere sich jedoch, sich zum weiblichen Diakonat oder zur Weihe verheirateter Männer zu äußern.

Die Zeitung "Le Monde" bezieht sich ebenso auf die Ablehnung von Diakoninnen und verheirateten Männern als Priester. Zweifellos hätten die zahlreichen Widerstände, die dieses Thema innerhalb der Kurie hervorgerufen hätten, seine Entscheidung bestätigt – trotz der Prognose, dass Franziskus versucht habe, dem Amazonas eine Art Ausnahme-Regime zu geben.

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Polen:

"Nach der Amazonas-Synode gibt es eine Exhortation. Darin steht nichts darüber, verheiratete Männer zu weihen", titelt die Wochenzeitung "Gość Niedzielny". Der Papst habe den Vorschlag der Amazonas-Synode, verheiratete Männer zu weihen, nicht unterstützt, um das Problem des Priestermangels in entlegenen, schwer erreichbaren Gebieten zu lösen.

"Ein kleiner Schritt von Franziskus, mit enormem Widerstand der Konservativen" analysiert das Internetportal "Onet". Es sei eine bekannte Strategie des Papstes, umstrittene Themen zu umgehen. Hätte Franziskus eine Ausnahme für die Amazonas-Region gemacht, würde diese bald auf die ganze Kirche übergreifen. Vielleicht werde Franziskus stattdessen eine Sonderkommission einsetzen, die sich mit dieser Frage befasst, spekuliert das Portal.

In der Informationsagentur "KAI" heißt es: "Ohne Sensation, aber mit großer Sorgfalt für die Kirche und Menschen im Amazonasgebiet". Das Dokument zeige den Fehler der Kritiker von Papst Franziskus und der Synode und ihr oft irrationales Verhalten sei unter anderem durch den Mangel an Wissen über Geschichte und Identität der Kirche im Amazonas sowie durch Evangelisierungsherausforderungen verursacht.

Italien:

Die Zeitung "Corriere della Sera" schreibt: "Der Papst gesteht dem Amazonasgebiet keine verheirateten Priester zu." Franziskus erwähne das Thema einfach nicht – "nicht einmal eine Anspielung".

"Amazonien, kein Blick vom Papst auf verheiratete Priester" titelt die Zeitung "La Stampa". Franziskus habe in "Querida Amazonia" keine Tür für verheiratete Priester eröffnet. "Keine Antwort und kein Wendepunkt also". (cbr/KNA)