Menschen sollen zu Hause statt in Kirchen und Moscheen beten

Verschärfte Maßnahmen gegen Corona im Heiligen Land

Veröffentlicht am 15.03.2020 um 12:00 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Israel führe einen Krieg gegen einen unsichtbaren Feind, sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Im Quarantänegebiet Bethlehem begann unterdessen die Verteilung von Lebensmitteln und Desinfektionsmitteln an arme Familien.

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Auch im Heiligen Land werden umfangreiche Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus ergriffen. So hat der Staat Israel seine Maßnahmen am Wochenende erneut verschärft. Die Öffentlichkeit müsse eine "neue Alltagsroutine annehmen", sagte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Samstagabend vor Medien. Man führe Krieg gegen einen unsichtbaren Feind.

Mindestens zwei Meter Abstand zu Mitmenschen

Konkret kündigte Netanjahu die Schließung weiterer Bildungseinrichtungen an. Er forderte die Bevölkerung auf, auf "soziale Distanz" zu gehen und einen Abstand von mindestens zwei Metern zu Mitmenschen einzuhalten. Unterhaltungs- und Freizeitaktivitäten sollen ab Sonntag eingestellt werden, Veranstaltungen in geschlossenen Räumen mit mehr als zehn Teilnehmern werden verboten. Zuvor hatte Netanjahu der Nutzung von Mobiltelefon- und anderer technischer Daten infizierter Personen zugestimmt, um deren Bewegungen auszuwerten.

Derweil hat das palästinensische Religionsministerium Gläubige dazu aufgerufen, zuhause statt in Moscheen und Kirchen zu beten. Damit sollten "in Übereinstimmung mit den Empfehlungen des Gesundheitsministeriums" Versammlungen so weit wie möglich reduziert werden, heißt es laut Medienberichten in einer Erklärung von Samstag.

Moscheen und Kirchen sollen weiter durch Muezzin und Glockengeläut zum Gebet aufrufen. Das Ministerium verwies auf Anweisungen der Weltgesundheitsorganisation und weiterer Experten. Eine Nichtbeachtung könne katastrophale Auswirkungen haben und den Tod von Menschen verursachen.

Im Quarantänegebiet Bethlehem begann unterdessen laut Bericht der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa die Verteilung von Lebensmitteln und Desinfektionsmaterial. Insbesondere arme Familien und Wohneinrichtungen sollten die Hilfe erhalten, so die Direktion für soziale Entwicklung im Gouvernement Bethlehem. In den palästinensischen Gebieten gilt bis zum 2. April wegen des Coronavirus der gesundheitliche Ausnahmezustand. 

Keine Bartträger mehr als Helfer

Eine israelische Hilfsorganisation, die Teil der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmund-Bewegung ist, rief ihre Mitarbeitenden dazu auf, Bärte abzurasieren. Bartträger sollen nicht länger Dienst an Coronavirus-Patienten leisten, so die Organisation Magen David Adom (MDA). Die vorhandene Ausrüstung gewährleiste keinen ausreichenden Schutz, heißt es.

Die christlichen Schulen in Jerusalem waren schon am vergangenen Dienstag bis auf weiteres geschlossen worden. Moscheen und Kirchen in Ramallah wurden desinfiziert.  (gho/KNA)

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