"Wir werden seine Stimme vermissen"

Kirchen und Sozialverbände würdigen Norbert Blüm

Veröffentlicht am 24.04.2020 um 17:33 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Der Tod von Norbert Blüm hat bei Kirchen und Sozialverbänden große Betroffenheit ausgelöst. Mehrere Bischöfe unterstrichen seine Verdienste und dankten dem "leidenschaftlichen christlichen Sozialpolitiker" für sein Wirken.

  • Teilen:

Vertreter von Kirchen, Hilfsorganisationen und Sozialverbänden zeigen sich nach dem Tod des früheren Bundesarbeitsministers Norbert Blüm betroffen. Der katholische Sozialbischof Franz-Josef Overbeck würdigte Blüm als "leidenschaftlichen christlichen Sozialpolitiker". Über viele Jahre habe Blüm die Sozialpolitik in Deutschland wesentlich mitbestimmt und dabei die sozialen Sicherungssysteme reformiert und weiterentwickelt, so der Essener Bischof.

Sein langjähriger Vorgänger als Sozialbischof, Kardinal Reinhard Marx, nannte Blüm einen "Menschen und Politiker, der die Prinzipien der katholischen Soziallehre nicht nur theoretisch beschworen, sondern im Rahmen des politisch Möglichen auch praktisch umgesetzt hat".

Kohlgraf "sehr dankbar für sein Wirken als Politiker"

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erklärte, er sei Blüm "sehr dankbar für sein Wirken als Politiker, das von seinem christlichen Glauben geprägt war". Blüm stammte ursprünglich aus dem Bistum Mainz. Dort sei er "in die katholische Kirche hineingewachsen", so Kohlgraf: "Er war Messdiener und engagierte sich bei den Pfadfindern, auch später pflegte er Kontakte ins Bistum Mainz".

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie nannte Blüm einen "Gestalter, für den sein christliches Menschenbild stets die Richtschnur seiner Politik war". Dem CDU-Politiker sei die Sache stets wichtiger gewesen als seine Person. "Wir werden seine Stimme vermissen", sagte Lilie.

Für die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) sei Blüm "ein unverzichtbarer Mitstreiter" gewesen, sagte deren Bundesvorsitzender Andreas Luttmer-Bensmann. So habe er nicht nur die Pflegeversicherung ausgebaut, sondern auch die Anerkennung von Kindererziehungszeiten in die gesetzliche Rente eingeführt. "Die häufig verwendete Bezeichnung 'Herz-Jesu-Marxist' war für ihn eher ein Ehrentitel und für seine Gegner eine klare Ortsbestimmung", so Luttmer-Bensmann.

VdK: "Sein Vermächtnis ist unser Auftrag"

Die Präsidentin des Sozialverbandes VdK, Verena Bentele, sagte, Blüms Leidenschaft haben der "ersten und wichtigsten Säule der Altersvorsorge" gegolten, der gesetzlichen Rentenversicherung. "Sein Vermächtnis ist unser Auftrag", betonte sie: Es gelte, die gesetzliche Rente weiter zu stärken.

Die Vorstandsvorsitzende der Kindernothilfe, Katrin Weidemann, würdigte Blüm für dessen Einsatz in der Organisation. Blüm war bis 2016 Stiftungsratsvorsitzender der Kindernothilfe. "Die Herzen der Menschen aufrütteln, sich mit lautstarkem Protest und leisem Humor immer für die Schwachen stark machen", sagte sie: So werde man sich an Blüm erinnern. Die Hilfsorganisation Care, deren stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender Blüm war, nannte ihn "einen großen Menschenfreund und Fürsprecher für Menschen in Not".

Blüm starb im Alter von 84 Jahren, wie seine Familie am Freitag in Bonn mitteilte. Der gebürtige Rüsselsheimer war unter Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) 16 Jahre lang Minister für Arbeit und Sozialordnung. Er lebte in Bonn und war seit 1964 verheiratet mit Marita Blüm, mit der er drei Kinder bekam. (KNA)