"Gott kann man nicht in eine Tasche stecken"

Hostien wegen Corona in Umschlägen? Kardinal Sarah zeigt sich entsetzt

Veröffentlicht am 02.05.2020 um 12:31 Uhr – Lesedauer: 
Hostien wegen Corona in Umschlägen? Kardinal Sarah zeigt sich entsetzt
Bild: © KNA

Rom ‐ Soll man Gläubigen, die in der Corona-Pandemie die Eucharistie empfangen wollen, geweihte Hostie in Umschlägen bereitstellen? Kurienkardinal Robert Sarah ist von solchen Überlegungen entsetzt – und schießt in diesem Kontext scharf gegen Deutschland.

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Kurienkardinal Robert Sarah hat sich mit deutlichen Worten gegen die Möglichkeit ausgesprochen, im Zuge der Corona-Pandemie Katholiken für Eucharistiefeiern geweihte Hostien in Tüten oder Umschlägen bereitzustellen. "Nein, nein, nein, das ist absolut nicht möglich. Gott verdient Respekt, man kann ihn nicht in eine Tasche stecken", sagte Sarah in einem am Samstag veröffentlichten Interview mit dem in Italien ansässigen Internetportal "The Daily Compass".

Auch wenn klar sei, dass der erzwungene Verzicht auf die Eucharistie Leid hervorrufe, sei die Frage des Kommunionempfangs nicht verhandelbar. "Wir kommunizieren auf würdige Weise, würdig mit Blick auf Gott, der zu uns kommt", so der Präfekt der vatikanischen Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung weiter. Die Eucharistie müsse mit Würde behandelt werden und dürfe nicht zu einem trivialen Objekt verkommen – "wir sind nicht im Supermarkt. Das ist totaler Wahnsinn."

"Leider werden in Deutschland viele Dinge getan, die nicht katholisch sind"

Angesprochen darauf, dass es in Deutschland entsprechende Überlegungen gegeben habe, erklärte Sarah: "Leider werden in Deutschland viele Dinge getan, die nicht katholisch sind. Das bedeutet aber nicht, dass man sie nachahmen muss." Kürzlich habe er einen Bischof sagen gehört, dass es in Zukunft keine eucharistischen Versammlungen mehr geben werde, sondern nur noch Wort-Gottes-Feiern. "Aber das ist Protestantismus", so der aus dem westafrikanischen Guinea stammende Kardinal. Welcher Bischof die von ihm zitierten Aussagen getätigt haben soll, sagte Sarah in dem Interview nicht. Von deutschen Bischöfen sind entsprechende Wortmeldungen nicht bekannt.

Sarah betonte, dass der Empfang der Eucharistie kein Recht und keine Pflicht sei. "Sie ist ein Geschenk, das wir frei von Gott erhalten und das wir mit Verehrung und Liebe begrüßen müssen", so der 74-Jährige. Der Herr sei eine Person, und niemand dürfe die Person, die er liebe, in einer Tasche oder auf andere unwürdige Weise willkommen heißen. "Die Antwort auf die Entbehrung der Eucharistie kann nicht ihre Entweihung sein. Dies ist eine Frage des Glaubens. Wenn wir wirklich glauben, dürfen wir sie nicht unwürdig behandeln." (stz)