Schüller: Bischof Ackermann muss Widerstand gegen Rom leisten

Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller hat den Trierer Bischof Stephan Ackermann zum Widerstand gegen die römische Kurie aufgefordert. Der Bischof dürfe die Intervention Roms bei der Strukturreform seines Bistums nicht akzeptieren, schreibt Schüller in einem Beitrag für das Internetportal feinschwarz.net. "Hier ist Widerstand Pflicht", so der Theologe wörtlich.
Feudalherrschaftliches und zentralistisches Gebaren
Die Intervention des Vatikan sei "sinnfällig für das feudalherrschaftliche und zugleich zentralistische Gebaren der römischen Kurie", findet der Theologe. Rom handele "ohne Gespür und Respekt" für ortskirchliche Belange und gegen die Forderung des Papstes nach mehr Verantwortung der Weltkirche. Durch solche Interventionen verkämen die Diözesanbischöfe zu "bloßen Vollzugsbeamten des Papstes und seiner Behörden".
Der Vatikan hatte im November vergangenen Jahres die geplante Strukturreform im Bistum Trier zunächst ausgesetzt. Am vergangenen Wochenende war nun bekannt geworden, dass Ackermann wesentliche Punkte abändern muss. Zuvor hatte eine Diözesansynode mehrere Jahre über mögliche Reformschritte diskutiert, die Ergebnisse waren dann in das konkrete Reformvorhaben Ackermanns eingeflossen. Es waren drastische Schritte geplant: Unter anderem sollte die Zahl der Pfarreien von 887 auf nur noch 35 reduziert werden. Eine Gruppe von Priestern und einige weitere Gläubige aus dem Bistum legten dagegen in Rom Beschwerde ein. Nach dessen Eingreifen soll es nun deutlich mehr Pfarreien geben, die Leitungsfunktion von Priestern in der Gemeinde stärker betont werden.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann während der Synode in seinem Bistum.
Schüller sieht die Gefahr, dass das Amt des Diözesanbischofs als solches Schaden nehmen könnte. Wenn Rom häufiger so verfahre wie in Trier, brauche es keine Diözesanbischöfe mehr, "sondern der Vatikan kann selbst als Weltdiözesankurie das Heft für alle Katholiken auf der Welt in die Hand nehmen". Die Kurie maße sich augenscheinlich an " immer besser zu wissen, was einer Diözese weit weg von Rom gut zu Gesicht steht und zum Heil gereicht".
Die Reaktion wirke so, als hätten einzelne Kuriale Kindheitserinnerungen an den Pfarrer im Dorf "romantisch verklärt" und "zur Richtschnur römischer Gängelei" gemacht. Dabei habe sich die pastorale Lebenswirklichkeit in Mitteleuropa seit den 1960er und 1970er Jahren dramatisch verändert, schreibt Schüller.
"Als wäre der Pfarrer der einzige Seelsorger"
Rom argumentiere bei seiner Intervention mit der pastoralen Nähe des Pfarrers zu seinen Gläubigen und zeige so die eigene Hybris: "als wäre der Pfarrer der einzige Seelsorger; als müsste der Zuschnitt der Pfarrei so beschaffen sein, dass der Pfarrer grundsätzlich die Möglichkeit hätte, seine Schäflein täglich in Augenschein zu nehmen, am besten per pedes".
Bischof Ackermann selbst hatte am Wochenende gesagt, "angesichts der massiven römischen Intervention" sei er ernüchtert und "ein Stück weit bedrückt". Er wolle weiter an den Zielen der Synode festhalten und sie "unter veränderten Bedingungen" umsetzen. Am Ende des Prozesses dürfe kein fauler Kompromiss stehen. (gho)