Berliner Oberhirte war Weihbischof im Erzbistum Köln

Koch nach Kölner Missbrauchsgutachten gefragt: "Zutiefst ärgerlich"

Veröffentlicht am 30.11.2020 um 12:56 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ "Das ist zutiefst ärgerlich und zutiefst verletzend – für die Opfer und die, die darauf warten": Berlins Erzbischof Heiner Koch fordert eine bessere Missbrauchsaufarbeitung in der Kirche – und nahm dabei auch Stellung zum Kölner Missbrauchsgutachten.

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Der Berliner Erzbischof Heiner Koch fordert einen offeneren und transparenteren Umgang der Kirchen mit der Aufarbeitung von Missbrauch und mit eigenen Fehlern in diesem Zusammenhang. "Das ist zutiefst ärgerlich und zutiefst verletzend - verletzend für die Opfer und für die, die darauf warten", sagte er am Montag im Podcast "Steingarts Morning Briefing". Er antwortete damit auf eine Frage nach dem nicht veröffentlichten Gutachten zu Missbrauch im Erzbistum Köln und nach dem Umgang der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) mit dem Thema, wo ein Bericht über Missbrauchsfälle immer wieder verschoben werde.

Die Details zu dem Kölner Gutachten kenne er nicht, betonte Koch, der selbst von 2006 bis 2013 Weihbischof in Köln war. Daher wolle er sich hier "nicht auf Zeitungsmeldungen reduzieren". In Berlin versuche er jedenfalls, alle Fälle von sexualisierter Gewalt "in aller Transparenz" Schritt für Schritt aufzuarbeiten.

"Die eigentliche Katastrophe"

Die "Missbrauchskrise ist eine Vertrauenskrise", ergänzte Koch. Daher sei es "nicht zu verzeihen, dass wir nicht das, was wir tun können, gradlinig transparent machen. Und wenn etwas nicht gelingt, dann müssen wir auch das transparent machen, warum es nicht gelungen ist." Dass etwas nicht gelinge, sei nicht das Schlimme, aber "dass man nicht genau nachvollziehen kann, warum das jetzt so ist, das ist die eigentliche Katastrophe".

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte Ende Oktober die Veröffentlichung eines Gutachtens der Münchner Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) über den Umgang der Bistumsspitze mit Fällen sexualisierter Gewalt abgesagt und dies mit "methodischen Mängeln" begründet. Dies stieß inner- und außerhalb der Kirche auf Kritik, zumal dieselbe Kanzlei eine ähnliche Untersuchung für das Bistum Aachen veröffentlichen konnte. Zugleich hatte Woelki den Kölner Strafrechtler Björn Gercke mit einem neuen Gutachten beauftragt, das im März veröffentlicht werden soll.

Nach massiver Kritik kündigte das Erzbistum Köln am Wochenende an, das WSW-Gutachten mit Veröffentlichung des Gercke-Gutachtens einem eingeschränkten Personenkreis zugänglich zu machen. Zu diesem sollen "im rechtlich möglichen Rahmen" etwa Betroffene oder Journalisten zählen. (KNA)