"Wir können zwölf Mal 100 hereinlassen, also teilen wir das eben auf"

Pfarrer Schießler feiert an Heiligabend zwölf Stunden Gottesdienst

Veröffentlicht am 10.12.2020 um 11:41 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Eine Christmette mit 1.000 Besuchern? Dieses Jahr unmöglich. Aber zwölf Gottesdienste mit 100 Leuten – das geht, sagt der Münchner Pfarrer Rainer Maria Schießler. Deshalb wird in seiner Gemeinde ab 12 Uhr mittags "durchgefeiert".

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Münchens bekannter Pfarrer Rainer Maria Schießler (60) will an Heiligabend zwölf Stunden ununterbrochen Gottesdienst feiern. Ab 12 Uhr mittags werde es in seiner Gemeinde Sankt Maximilian zwölf einstündige Messen in Folge geben, sagte Schießler am Donnerstag der Münchner "Abendzeitung". Wegen der Corona-Pandemie sei es dieses Jahr unmöglich, 1.000 Leute gleichzeitig in die Kirche zu lassen. "Aber wir können zwölf Mal 100 hereinlassen, also teilen wir das eben auf", so der Geistliche. Jede Stunde sei gleich feierlich, aber bescheiden.

Er werde zwar die ganze Zeit anwesend sein, die Predigten jedoch mit seinem Pfarrvikar aufteilen, so Schießler weiter. Angst, dass es zur gewöhnlichen Zeit der Christmette um 22 Uhr Gedränge gibt, habe er nicht, "weil es keinen Teil des Tages geben wird, der wichtiger ist als der andere". Auch musikalische Elemente sollen bei den Gottesdiensten nicht zu kurz kommen. "Die Musik – wir haben ja viele Künstler eingeladen, Musik zu machen – wird wunderbar sein."

"Jeder muss mitspielen, dann funktioniert's"

Anmelden müsse man sich für die einzelnen Gottesdienste nicht, betont der Priester. "Wir haben beim Drogeriemarkt so 'Gluppal', also kleine Wäscheklammern, gekauft." Jeder Besucher müsse sich am Eingang eins anheften. Wenn keine "Gluppal" mehr im Korb seien, "muss man halt noch eine Runde spazieren gehen und warten". Beim Rausgehen müssen die Klammern abgegeben werden, danach werden sie desinfiziert. "Jeder muss mitspielen, dann funktioniert's", so Schießler. Um den nötigen Abstand in der Kirche gewährleisten zu können, seien die Bänke herausgenommen und stattdessen rund 150 Stühle aufgestellt worden. "Dann gibt's eine Umluftheizung und wir lüften halt viel."

Besucher, die sonst von weit her für die Christmette in Sankt Maximilian anreisen, sollen dieses Jahr auf eine Fahrt nach München verzichten, unterstrich Schießler. "Es tut mir weh, das sagen zu müssen, aber ich mach's: Bitte bleibt's zuhause, geht dieses Jahr in euren Wohnsitz-Pfarreien in den Gottesdienst." Niemand solle dieses Weihnachten auf Reisen gehen, "auch nicht zu unserer Kirche".

Ob Schießler auch der Hauptzelebrant aller Gottesdienste sein wird, geht aus seinen Aussagen nicht hervor. Kirchenrechtlich sind Mehrfachzelebrationen an einem Tag nämlich nur in Ausnahmefällen erlaubt (vgl. c. 905 CIC/1983). In Nummer 204 der Allgemeinen Einführung in das Römische Messbuch heißt es, dass es "aus einem besonderen Grund, und zwar wegen der Bedeutung der Feier oder wegen des Festes" erlaubt ist, mehrmals an einem Tag zu zelebrieren beziehungsweise zu konzelebrieren. So können etwa am Geburtsfest des Herrn (25. Dezember) alle Priester drei Messen zelebrieren oder konzelebrieren. (mal)