Vatikan blicke "mit etwas Unsicherheit und Nervosität" auf Synodalen Weg

Jesuit Hagenkord: Papst befürchtet Auseinanderbrechen der Kirche

Veröffentlicht am 16.02.2021 um 12:21 Uhr – Lesedauer: 

Köln ‐ "Ich glaube schon, dass der Papst deutlich die Sorge hat, dass die katholische Kirche auch an einigen Konfliktthemen auseinanderbrechen könnte, weil einige Parteien einige Themen zu stark machen", sagt Bernd Hagenkord mit Blick auf den Synodalen Weg.

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Papst Franziskus fürchtet dem Jesuitenpater Bernd Hagenkord zufolge eine von Deutschland ausgehende Kirchenspaltung in bestimmten Bereichen. "Ich glaube schon, dass der Papst deutlich die Sorge hat, dass die katholische Kirche auch an einigen Konfliktthemen auseinanderbrechen könnte, weil einige Parteien einige Themen zu stark machen", sagte Hagenkord dem Kölner Internetportal "domradio.de" am Montag. Als Beispiele nannte er die Sexualmoral, darunter das Thema Homosexualität, und die Weihe der Frau. Diese Themen stünden im Reformdialog der katholischen Kirche in Deutschland, dem Synodalen Weg, auf der Tagesordnung. Die Sorge des Papstes gelte der Einheit der Weltkirche.

Franziskus habe zwar zu Beginn seiner Amtszeit 2013 mehr Eigenständigkeit für die Kirchen vor Ort angekündigt, sagte Hagenkord, der geistlicher Begleiter auf dem Synodalen Weg ist. "Sein Amt ist aber letztlich das der Einheit." Eigenständigkeit und Eigenverantwortlichkeit könnten umgesetzt werden, indem eine "Einheit in der Vielgestaltigkeit" geschaffen werde. Insgesamt blicke der Vatikan "mit etwas Unsicherheit und Nervosität" auf den Synodalen Weg.

Kein deutscher Sonderweg

Nach Ansicht des Jesuiten, der bis 2019 die deutschsprachige Redaktion von Radio Vatikan leitete, gibt es keinen deutschen Sonderweg in der katholischen Kirche. Nur vereinzelte Stimmen warnten vor einem solchen Sonderweg, "um die Debatte zu vergiften".

Mit der Reformdebatte wollen die deutschen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) nach dem Missbrauchsskandal Vertrauen zurückgewinnen und innerkirchliche Debatten voranbringen. Im Mittelpunkt stehen die Themen Macht, Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle von Frauen in der Kirche.

Hagenkord sprach sich dafür aus, diese Themen auch innerhalb der Weltkirche zu besprechen. "Das sind ja keine deutschen Probleme", sagte er. Der Jesuit plädierte für neue Formen der weltkirchlichen Debatte und gegen eine Synode oder ein Konzil. "Das sind Schlagwörter, die nicht weiterführen. Wir müssen erst einmal die Debatte in der Weltkirche öffnen." (KNA)