Viele Impulse seien in Vergessenheit geraten

Papst an Italiens Bischöfe: Synodalen Weg für die Kirche starten

Veröffentlicht am 25.05.2021 um 09:39 Uhr – Lesedauer: 

Rom ‐ Die Kirche in Italien muss sich auf einen synodalen Weg begeben: Das hat Papst Franziskus den Bischöfen zum Auftakt ihrer Vollversammlung erneut ans Herz gelegt. Bei seiner Ansprache ging er auch auf Fehlentwicklungen in der Priesterausbildung ein.

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Papst Franziskus hat am Montagnachmittag die Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz in Rom persönlich eröffnet. Bei seiner Ansprache forderte er die Bischöfe abermals auf, einen synodalen Weg für die gesamte katholische Kirche in Italien zu beginnen.

Eine zentrale Rolle spielten dabei die Impulse des kirchlichen Nationalkonvents 2015 in Florenz: Dort hatte der Papst davor gewarnt, sich den Herausforderungen der Zeit durch ein Festhalten an überholten Vorstellungen zu entziehen. Die christliche Lehre sei kein geschlossenes System ohne Zweifel und Fragen, sondern lebendig – vor allem aber entwicklungsfähig, betonte er damals.

Franziskus: Vieles leider in Vergessenheit geraten

Franziskus bezeichnete die Ergebnisse von 2015 am Montag rückblickend als "Schritt nach vorne, zumindest von der Formulierung her". Leider sei vieles davon in den Folgejahren in Vergessenheit geraten. Der 84-Jährige sprach wörtlich von "Amnesie". Nun gehe es darum, an das "Erbe von Florenz" anzuknüpfen.

Das Kirchenoberhaupt ging auch auf Fehlentwicklungen in der Priesterausbildung ein, die er für eine "große Gefahr" halte. Ihm seien oft Seminaristen begegnet, die "gut, aber starr" gewirkt hätten. Und Starrheit sei "nicht von gutem Geist".

Linktipp: Papst Franziskus wünscht sich nationalen synodalen Prozess für Italien

Es war nur ein kleiner Absatz in einer Rede – aber der hatte es in sich: Papst Franziskus wünscht sich einen synodalen Prozess für Italien. Doch wie genau er sich diesen Prozess vorstellt, hat er noch nicht verraten.

Bereits im Januar hatte der Papst die Kirche in Italien aufgerufen, einen "synodalen Prozess auf nationaler Ebene" zu beginnen. Dieser müsse "Gemeinde für Gemeinde, Diözese für Diözese" einbeziehen und "von unten nach oben wie von oben nach unten" wirken.

Ende März teilte der Ständige Rat der Bischofskonferenz mit, dieser Prozess sei eher als neuer Stil denn als inhaltliche Reform zu verstehen. Bedeutsam werde der Vorgang vor allem angesichts der schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Lage, in der sich viele Menschen wegen der Corona-Krise befänden. Angesichts dieser Herausforderung sei der synodale Weg "Impuls und Chance", den gesellschaftlichen "Wiederaufbau anzuregen, zu begleiten und zu lenken". Dabei wolle man auch "das Gesicht der Kirche in Italien verändern", hieß es.

Die aktuelle Vollversammlung der 235 Bischöfe und Weihbischöfe des Landes dauert bis Donnerstag. Das offizielle Thema lautet: "Das Evangelium in einer Zeit des Neuanfangs verkünden – um einen synodalen Weg anzubahnen".

Synodaler Prozess für die Weltkirche

Am Freitag hatte der Vatikan einen weltweiten synodalen Weg angekündigt und dabei die Pläne eines mehrjährigen Prozesses auf dem Weg hin zur Bischofssynode im Herbst 2023 vorgestellt. Der Prozess beginnt bereits im Herbst diesen Jahres mit einer diözesanen Phase, der sich eine Beratung in den Bischofskonferenzen und auf kontinentaler Ebene anschließen wird. Die Ergebnisse dieses Beratungsprozesses sollen dann von den Bischöfen bei ihrer Synode, die den Titel "Für eine synodale Kirche: Gemeinschaft, Partizipation und Mission" tragen wird, beraten werden.

Die ersten Reaktionen aus der katholischen Kirche in Deutschland, die Ende 2019 den Reformprozess Synodaler Weg gestartet hatte, fielen positiv aus. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Limburgs Bischof Georg Bätzing, sagte, er sehe den angekündigten weltweiten synodalen Prozess und den Synodalen Weg der Kirche in Deutschland als "zwei verschiedene Wege, die ein gemeinsames Ziel haben". Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki würdigte das Thema der Bischodssynode. "Gemeinsam reden und handeln unter Beteiligung möglichst vieler mit dem Ziel, Menschen für den Glauben zu gewinnen – das gilt nicht nur weltweit, sondern auch für uns in unserem Erzbistum", betonte Woelki. Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begrüßte die Ankündigung des Vatikan. Es sei ein "bestätigendes Zeichen", dass der Papst für seine weltweiten Bemühungen um Synodalität den Titel des deutschen Reformprozesses "Synodaler Weg" verwende, sagte ZdK-Präsident Thomas Sternberg. (mal/KNA)