Rom, wir haben ein Problem!

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"Houston, wir haben ein Problem" – so ähnlich lautete einst der Funkspruch der Besatzung der Raumfähre Apollo an das NASA-Kontrollzentrum. Mehrere 100.000 Kilometer von der Erde entfernt war ein Sauerstofftank explodiert, der die geplante Mondlandung letzten Endes scheitern und die Astronauten vorzeitig umkehren ließ.
"Rom, wir haben ein Problem" – auf diesen Nenner lassen sich die Alarmmeldungen bringen, die in letzter Zeit in der "Zentrale" der katholischen Kirche eintreffen; oder schlimmer noch, die in so mancher Ortskirche zunächst vertuscht werden, um später umso massiver aufzuschlagen. Die vom römischen Magisterium sonst so streng reglementierten Themen "Liebe, Partnerschaft, Sexualität" haben sich zu einem hoch explosiven Gemisch entwickelt, das hausgemacht ist durch kircheninterne Beifügung fragwürdiger Zusatzstoffe.
Im Monatstakt fliegen einem und einer gutachterlich verifizierte Sexualpraktiken vermeintlich zölibatär lebender Kleriker, sogar Ordensfrauen, um die Ohren. All dem haftet der "katholische Geschmack des Missbrauchs" (Klaus Mertes) so sehr an, dass man sich als normalsterbliche Christin, die für das Evangelium Jesu Christi einstehen möchte, nur abgrundtief schämen kann. Dass in meiner Kirche – für die ich mich mit verantwortlich fühle, das Reich Gottes schon hier auf Erden zu verwirklichen – sexualisierte Gewalt, geistlicher Missbrauch, Ausnutzung des Beichtgeheimnisses zuungunsten Schutzbefohlener oder Untergebener, fragwürdige Personalentscheidungen zugunsten von Tätern und noch dazu die Stigmatisierung der Opfer systemisch mehr begünstigt als verhindert werden, ist ein vernichtendes Urteil für diese Gründung Jesu Christi.
"Mission gescheitert" muss man und frau sich eingestehen angesichts derartiger Perversionen der uns von Christus vorgelebten Nächstenliebe. Nur gut, dass es gerade in diesen Zeiten impulsgebende Initiativen wie den jüngst gegründeten Verein "Umsteuern. Robin Sisterhood!" gibt, die sich der Unterstützung von Opfern missbräuchlicher Gewalt durch die katholische Kirche annehmen. Ganz ähnlich und in Eigeninitiative fingen vor über 100 Jahren übrigens auch der Sozialdienst katholischer Frauen oder der Deutsche Caritasverband an – damit haben sie den kirchlichen Verantwortlichen den Spiegel vor Augen gehalten.
Die Autorin
Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB ist Borromäerin im Deutschen Hospiz St. Charles in Jerusalem und arbeitet als Dozentin für Kirchenrecht und als Pädagogin.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.