Antwortbrief an Rabbiner nach Kritik an Aussagen zum jüdischen Gesetz

Kardinal Koch verteidigt Papst: Franziskus wollte Tora nicht abwerten

Veröffentlicht am 10.09.2021 um 11:34 Uhr – Lesedauer: 

Vatikanstadt ‐ Eine Ansprache von Papst Franziskus über die Rolle des Gesetzes bei Paulus hat für Verstimmungen bei Vertretern des Judentums geführt. Nun sucht Kardinal Kurt Koch den Dialog und erläutert, wie der Papst seine Aussagen zur Tora gemeint hat.

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Der vatikanische "Ökumeneminister" Kardinal Kurt Koch verteidigt in einem Brief an den Vorsitzenden der Kommission für den Dialog mit dem Heiligen Stuhl des israelischen Oberrabbinats, Rabbiner Rasson Arousi, die Aussagen von Papst Franziskus zur Rolle der Tora. In einem Brief, der der italienischen Zeitung "La Repubblica" (Donnerstag) vorliegt, betont Koch, dass der Papst die Tora nicht abgewertet habe. Franziskus hatte in seiner Ansprache zur Generalaudienz am 11. August über den Galaterbrief des Apostels Paulus gesprochen und dabei unter anderem gesagt, das Gesetz "schenkt jedoch nicht das Leben" und biete nicht die Erfüllung der Verheißung. Arousi hatte sich daraufhin in einem Brief mit Kritik an Koch gewandt.

Laut dem Schreiben von Kardinal Koch habe der Papst ausdrücklich betont, dass Paulus nicht gegen das mosaische Gesetz gewesen sei: "Paulus beachtet dieses Gesetz, unterstreicht seinen göttlichen Ursprung und weist ihm eine Rolle in der Heilsgeschichte zu." Die Aussage, das Gesetz gebe kein Leben, es biete nicht die Erfüllung der Verheißung, dürfe nicht aus dem Zusammenhang gerissen werden, "sondern muss im allgemeinen Rahmen der paulinischen Theologie betrachtet werden", so Koch weiter: "Die feste christliche Überzeugung ist, dass Jesus Christus der Weg des Heils ist." Dies bedeute jedoch nicht, dass die Tora geschmälert oder nicht mehr als "jüdischer Weg des Heils" anerkannt werde.

Koch verwies dabei auf eine Rede von Papst Franziskus aus dem Jahr 2015, in der er betonte, dass das Heil für die Christen in Christus und für die Juden in der Tora liege und beide Heilswege von dem einen Gott anerkannt würden. In der nun in die Kritik gekommenen Ansprache habe sich der Papst nicht auf das moderne Judentum bezogen, sondern ausschließlich auf die paulinische Theologie in ihrem historischen Kontext. Arousi hatte in seiner Protestnote an den Vatikan die Ansprache des Papstes so interpretiert, dass dieser die jüdische Religionsausübung als "in der heutigen Zeit obsolet" betrachten würde. Ende August hatte der Vatikan angekündigt, eine Antwort auf den Brief Arousis zu erarbeiten. (fxn)