Theologin: Jugendpastoral-Leitlinien bieten große Chance

Aus Sicht der Eichstätter Pastoraltheologin Katharina Karl sind die neuen Leitlinien der Bischofskonferenz zur Jugendpastoral ambitioniert. "Die Latte liegt hoch", schreibt Karl in einem Kommentar für das Internetportal "feinschwarz.net" am Donnerstag. Die Praxis werde zeigen, ob das Versprechen eingelöst und das Programm umgesetzt werde. "Passiert das nicht, würden legitime Erwartungen junger Menschen, aber auch von Akteur:innen im Feld der Jugendpastoral enttäuscht und Möglichkeiten verspielt." Die Theologieprofessorin bezieht sich in ihrem Text auf die bei der Herbstvollversammlung der Bischöfe im September verabschiedete Aktualisierung der 1991 veröffentlichten Leitlinien zur Jugendpastoral. Anlass für die Neufassung war die Jugendsynode 2018 in Rom.
"Die Jugend steht faktisch oft gerade nicht im Zentrum pastoralen Handelns und Nachdenkens", schreibt Karl. "Es war also durchaus an der Zeit, junge Menschen und ihre Belange zum Thema zu machen." Der neue Text habe jetzt ein anderes Selbstverständnis in der Anerkennung weltanschaulicher Vielfalt. "Diese Vielfalt, die das religiöse Selbstverständnis in ihrem Kern berührt, wird als Herausforderung beschrieben, aber auch als Chance der Bewährung", fasst die Pastoraltheologin zusammen. Zugleich werde selbstkritisch angemerkt, dass "für viele Jugendliche in den letzten Jahrzehnten die Kirche selbst zum Hindernis ihrer weltanschaulichen Orientierung oder sogar Gottsuche geworden ist".
Glaube und Religion erhalten neue Bedeutung
Das Ziel der Jugendpastoral werde als Beitrag zur Persönlichkeitsbildung auch für junge Menschen gekennzeichnet, die nicht getauft seien. "Wenn jugendliches Lebensglück als maßgebliche Zielvorgabe gilt, erhalten Glaube und Religion eine neue Bedeutung und haben dabei vor allem eine unterstützende Funktion", so Karl. Dies relativiere aber nicht die Relevanz von christlicher Botschaft und Gottesglauben.
Die Aufgaben- und Handlungsfelder der Jugendpastoral orientierten sich an den gegenwärtigen "Zeichen der Zeit", etwa der Bewahrung der Schöpfung oder den Fragen digitalen Lebens und ließen dadurch Spielraum, so Karl. "Die neuen Leitlinien legen ein subjektorientiertes, beziehungspastorales Programm vor, das Perspektiven eröffnet: dass junge Menschen in ihrer Selbstbestimmung wirklich ernst genommen werden, dass sie in der Entdeckung der sozialen, politischen und religiösen Welt als Ort ihrer individuellen Berufung begleitet und inspiriert werden." (cbr)