Wegen des Verdachts eines Sexualstrafdelikts

Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Niederbronner Schwester

Veröffentlicht am 21.10.2021 um 15:54 Uhr – Lesedauer: 

Frankenthal/Mannheim/Nürnberg ‐ Sie wird beschuldigt, Mitte der 1990er-Jahre in einem Kinderheim in Speyer einen damals etwa Achtjährigen vergewaltigt zu haben: Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen die Niederbronner Schwester.

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Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine Niederbronner Schwester wegen des Verdachts eines Sexualstrafdelikts. Die heute unter 70-jährige Ordensfrau wird beschuldigt, Mitte der 1990er-Jahre in einem Kinderheim in Speyer einen damals etwa Achtjährigen vergewaltigt zu haben. Der Leitende Frankenthaler Oberstaatsanwalt Hubert Ströber bestätigte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag einen entsprechenden Bericht im "Mannheimer Morgen".

Laut Ströber hat die Behörde intensiv geprüft, ob die Vorwürfe verjährt seien, und entschloss sich dann, ein Ermittlungsverfahren gegen die Frau einzuleiten, weil ein Anfangsverdacht bestehe. Mittlerweile befinden sich die Akten wieder bei der Polizei. Seine Vorwürfe hatte der Mann erstmals im Frühjahr erhoben. Ein Rechtsanwalt hat bereits Akteneinsicht beantragt.

Provinzoberin reagiert

Die Provinzoberin der Niederbronner Schwestern, Barbara Geißinger, erklärte auf Anfrage in Nürnberg, die Vorwürfe seien bekannt. Der Betroffene hatte sich vor wenigen Monaten mit der Missbrauchsbeauftragten des Ordens in Verbindung gesetzt. Daraufhin seien die Akten der Staatsanwalt übergeben worden. Inhaltlich wollte Geißinger keine Stellung nehmen. Allerdings sei die Beschuldigte die einzige Schwester aus dem Kinderheim der Engelsgasse in Speyer, gegen die ein solcher Vorwurf erhoben werde. Die Frau sei bis 1995 dort tätig gewesen. Dem Betroffenen sei Unterstützung bei der Stellung eines Antrags auf Anerkennung von Leid zugesagt worden.

Erstmals war das Speyerer Kinderheim im Dezember 2020 bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Unabhängig voneinander berichten mehrere teils schwer Traumatisierte davon, vom früheren Speyerer Generalvikar Rudolf Motzenbäcker vergewaltigt worden zu sein. Vorwürfe bezogen sich dabei auch auf das Heim in der Engelsgasse. Die Rede war von Sexpartys und Gruppenvergewaltigungen. Diese Vorwürfe beziehen sich allerdings auf die 1960er- und 1970er-Jahre und scheinen deshalb nicht mit den jüngsten Entwicklungen im Zusammenhang zu stehen. Der heutige Speyerer Generalvikar Andreas Sturm und Provinzoberin Geißinger hatten angekündigt, die Missbrauchsvorwürfe gemeinsam aufarbeiten zu wollen. (tmg/KNA)