3. Advent: Gemeinsam erwartungsfroh sein

Das Wort "Advent" nimmt es schon vorweg: Das lateinische "Adventus domini" bedeutet "Ankunft des Herrn". Es ist also ein Prozess, der in dieser Zeit geschieht, eine Vorbereitung auf diese Ankunft, die immer näherkommt. So entsteht, und das erfahren schon kleine Kinder ganz direkt, eine Spannung. Umso greifbarer Weihnachten wird, desto mehr steigt diese Spannung. Die Erwartung wächst. Vor allem jetzt, wenn ab dem dritten Advent die weihnachtliche Vorbereitungszeit in ihren Endspurt geht, steigt die Erwartung auf das Weihnachtsfest. Eine Erwartungshaltung ganz ähnlich zu dieser Ankunft des Herrn erfährt auch Johannes der Täufer im Sonntagsevangelium (Lk 3,10-18) – und zwar an ihn selbst, ob er denn selbst der Messias sei. Das verneint er, wenn auch indirekt.
Diese kleine Episode ist ein Anlass, mal einen Blick auf die Erwartungen an diese Adventszeit und das Weihnachtsfest 2021 zu werfen.
Traditionell ist die Advents- und Weihnachtszeit voller Erwartungen – und das ist nicht immer gesund. Da sind einerseits die öffentlichen Erwartungen: Weihnachtsmärkte, Glühwein, Räucherlachs, stimmungsvolle Musik; Weihnachtsfeiern von Firmen, Vereinen und Freundeskreisen. In der momentanen Situation ist vieles davon – wenn überhaupt vorhanden – bei weitem nicht so unbeschwert wie sonst. Mussten je nach Inzidenz bereits Weihnachtsmärkte schließen oder haben nie geöffnet, sind sie andernorts deutlich dünner besucht und von Kontrollen gekennzeichnet. Diese Erwartungen mussten also schon Federn lassen.
Druck auf jedem Einzelnen
Umso mehr Druck lastet deshalb auch auf jedem Einzelnen: Besinnlich werden, Geschenke kaufen, das richtige Essen, die richtige Deko für das Weihnachtsfest vorbereiten. Nicht zuletzt in einer viel zum Zu-Hause-bleiben geprägten Zeit werden solche häuslichen Faktoren wichtiger. Das kann am Fest explodieren. Wie viele kennen nicht diese Weihnachtsabende mit der Familie, die irgendwann kippen und an denen sich enttäuschte Erwartungen und der damit verbundene Frust entladen. Nicht zuletzt deshalb ist Loriots "Weihnachten bei Hoppenstedts" bis heute so beliebt – denn diese Familie geht durch die weihnachtlich-alltägliche Hölle.
Fragen nach außen sollten auch nach innen gestellt werden.
Wie können also Erwartungen im zweiten Pandemie-Advent 2021 aussehen? Wie bei so vielen anderen Dingen in einer Zeit außerhalb der gewohnten "Normalität" kann ein Perspektivwechsel helfen. Denn viel zu oft hat man Erwartungen gegen etwas: Gegen Mitmenschen, Familienmitglieder, die eigene Faulheit oder Abneigung gegen Familienfeiern.
Zusammen erwarten
Warum nicht einmal zusammen erwarten? Den Blick gemeinsam mit den Lieben in die Zukunft richten? Klar, die Zukunft ist seit jeher unsicher, allein schon, weil sie noch nicht passiert ist. Und doch ist jeder neue Moment ein Stück Zukunft. Gemeinsam kann man erwartungsfroh sein aufdiese Zukunft. Denn was auch immer passiert: Miteinander können die Kräfte gebündelt werden, anstatt sie in gegenseitigen Erwartungshaltungen aufzureiben. Und ein bisschen Gottvertrauen hat auch noch niemandem geschadet.
Das soll und muss kein reines Gedankenkonstrukt bleiben, es hat Folgen für den Alltag im Advent und für die Weihnachtstage. Warum nicht die (Fr)ess- und Geschenkexplosion an diesem Weihnachten runterfahren und lieber entspannt Zeit miteinander verbringen? Es muss nicht das große Menü und das edelste Geschenk sein. Warum nicht frühzeitig gemeinsam besprechen, ob man nicht dieses Weihnachten mal betont entspannt feiern will und gewohnte Rituale abmildert? Gemeinsam kochen, nur kleine Geschenke und die Zeit lieber miteinander verleben, statt sich füreinander abzuwetzen. So entweicht die Anspannung aus der gemeinsamen Zeit und man ist weniger damit beschäftigt, ein vorher lange arrangiertes Programm abzuarbeiten. Stattdessen kann der Blick in die Zukunft gehen. Welche Ängste, Hoffnungen, Erwartungen haben die Einzelnen? Ihnen kann Raum gegeben, vielleicht auch mit einem gemeinsamen Lied oder Gebet. Gemeinsam erwartungsfroh zu sein, heißt gemeinsam Hoffnung schöpfen – und sie einander schenken.
Herr,
viel ist in mir in diesen Tagen,
Ängste, Druck und Unsicherheit.
Lass mich auf meine Mitmenschen zugehen
und mit ihnen gemeinsam erwartungsvoll sein.
Gib mir die Hoffnung,
dich mit Freude zu erwarten
und erfülle mich
mit neuem Mut und neuem Leben.
Amen.