"Ich bin der, der für euch da ist" – die Verheißung wird in Christus konkret

Von Gott begleitet: Eine theologische Betrachtung zum Jahreswechsel

Veröffentlicht am 31.12.2021 um 12:44 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Jemanden an seiner Seite zu wissen, der mit einem auch im neuen Jahr durch dick und dünn geht – wer wünscht sich das nicht? Wir Christen vertrauen darauf, dass Gott uns auf unseren Wegen begleitet. Seine Zusage wird für uns in Christus greifbar.

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Der US-Präsident heißt nicht mehr Donald Trump, sondern Joe Biden, der Regierungschef in Deutschland nicht mehr Angela Merkel, sondern Olaf Scholz, der Bundestrainer der DFB-Elf nicht mehr Jogi Löw, sondern Hansi Flick: 2021 war ein Jahr der neuen Namen.

Viele Wechsel haben stattgefunden, manch einer hat freiwillig seinen Rückzug erklärt, und andere haben von der Bevölkerung kein Mandat mehr erhalten. Wenn Menschen wie Joachim Löw ein Amt 15 Jahre innehatten, dann fällt es schwer, sich an den neuen Namen zu gewöhnen. Dann kann man schon erleben, dass der Fußballkommentator auf die Schnelle immer noch vom "Bundesjogi" spricht, obwohl jetzt Hansi Flick auf der Trainerbank sitzt.

Der Name Jesu

Der 1. Januar ist nicht nur der Neujahrstag; in der Liturgie wird er als Hochfest der Gottesmutter Maria gefeiert. Und vor der Kalenderreform durch das Zweite Vatikanische Konzil hatte der 1. Januar noch einen anderen Festinhalt: Es war der Tag der Beschneidung Jesu. Gemäß den jüdischen Gesetzen wird ein männliches Kind am achten Tag nach seiner Geburt beschnitten. Und damit ist noch etwas verbunden, nämlich die Namensgebung. Davon berichtet der Abschnitt aus dem Lukasevangelium, den wir bis heute am Neujahrstag in der Liturgie hören: "Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus" (Lk 2,21).

Der Name Jesus heißt im Hebräischen Jehoschua und bedeutet so viel wie "Gott rettet". Der Evangelist Matthäus deutet den Namen Jesus auf ganz eigene Weise: "Du sollst ihm den Namen Jesus geben; denn er wird sein Volk von seinen Sünden erlösen" (1,21). Die Botschaft, die der Engel den Hirten auf den Feldern vor Betlehem zuruft, wird im Krippenkind konkret: Der Retter ist da. Mit dem Fest der Beschneidung und Namensgebung Jesu klingen vor allem alttestamentliche Motive an: Gott offenbart sich dem Mose im brennenden Dornbusch, indem er ihm seinen Namen nennt: JHWH, "ich bin, der ich bin" (Ex 3,14).

Beschneidung Jesu
Bild: ©picture-alliance/akg-image /Schuetze/Rodemann/Rodemann

Die "Beschneidung Jesu" (um 1503/08) von Hans Schnatterpeck (um 1450-1540) ist Bestandteil des Hochaltars der Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt in Niederlana (Südtirol).

Dieser Name vom Dornbusch ist geheimnisumschlungen. Er ist kein Name, der einen Zugriff auf Gott erlauben würde. Gott lässt sich nicht in die Enge eines irdischen Namens zwängen. Aber Gottes Name ist eine Zusage: Wohin ihr geht, dort werde auch ich sein; ich bin bei euch, ich begleite euch auf allen Wegen eures Lebens. Gott ist da: Das ist sein Versprechen, das sich durch das gesamte Alte Testament hindurch zieht. Und in Jesus erhält es eine besondere Konkretheit: In ihm macht Gott die Verheißungen des Alten Bundes wahr, in Jesus zeigt Gott, dass er wirklich in Treue zu seinem Volk steht.

Wenn die Kirche der Namensgebung Jesu gedenkt, dann zeigt das: Der Name Jesus steht über diesem neuen Jahr 2022. Und mit diesem Namen steht über diesem Jahr eine Zusage: Wir gehen nicht allein durch diese Tage und Wochen, die noch dunkel vor uns liegen. Egal, was dieses Jahr auch bringen wird, wir sind nicht einsam, wir sind Begleitete, weil Gott mit uns geht. Deswegen dürfen wir den Jahreswechsel auch nicht voller Sorgen und Angst, sondern zuversichtlich und hoffnungsvoll begehen. Der Name Jesu steht über dem neuen Jahr und mit ihm die Verheißung Gottes: Ich bin der, der für euch da ist.

Gottes Da-Sein wird in Christus greifbar

Wir müssen uns im bevorstehenden Jahr keinen neuen Namen merken. Der Name Gottes ist uralt, aber er bleibt auch heute und in alle Zukunft noch aktuell. Gott ist da, er rettet und befreit uns, das wird in seinem Sohn Jesus Christus, dem Krippenkind, konkret. Deswegen kann Petrus in seiner Rede von dem Hohen Rat auch sagen: "In keinem anderen Namen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen" (Apg 4,12).

Im Namen des dreifaltigen Gottes beginnen wir nicht nur unsere Gottesdienste, sondern auch dieses neue Jahr 2022. Gott wird uns begleiten und unser Leben teilen. Er ist der Gott mit uns, der selbst Mensch wird, um uns immer neu seine Nähe zu schenken. Im Blick auf das neugeborene Kind in der Krippe dürfen mit dem Propheten Jeremia sprechen: "Du bist doch in unserer Mitte, HERR, und dein Name ist über uns ausgerufen. Verlass uns nicht!" (Jer 14,9).

Von Fabian Brand (KNA)