Am 1. Januar ist das Hochfest der Gottesmutter

Maria – Blüte des Christentums

Veröffentlicht am 01.01.2019 um 00:01 Uhr – Von Christoph Meurer – Lesedauer: 

Bonn ‐ Die Mutter Jesu nimmt in der Bibel eine besondere Stellung ein. Unbestritten ist sie eine zentrale Figur der Heilsgeschichte und wird mehr verehrt als alle anderen Heiligen. Am 1. Januar feiert die Kirche das Hochfest der Gottesmutter.

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Maria tritt nur an wenigen Stellen und eher am Rande auf, in den meisten neutestamentlichen Schriften wird sie überhaupt nicht erwähnt. In den ersten beiden Kapiteln des Lukasevangeliums und des Matthäusevangeliums finden sich beispielsweise Angaben über Marias Mitwirken an der Heilsgeschichte des Volkes Israel. Dort wird sie als jung verlobte Frau geschildert. Sie wird bei Lukas vom Erzengel Gabriel besucht (Lk 1,28). Dieser kündigt ihr an, dass sie, ohne zuvor mit ihrem Verlobten Josef zusammenzukommen, den von Israel erwarteten Messias und Gottessohn zur Welt bringen wird. Im Matthäusevangelium liegt der Schwerpunkt der Darstellung auf der Sicht ihres Verlobten Josef. Informationen über Marias Herkunft bietet das Proto-Evangelium des Jakobus, eine frühchristliche Schrift, die aber nicht in den Kanon der Bibel aufgenommen wurde.

Vier Mariendogmen

Als einziges Evangelium stellt das von Johannes Maria als Zeugin der Kreuzigung dar: "Siehe, dein Sohn – siehe, deine Mutter" (Joh 19,25), sagt Jesus zu Maria und Johannes. Schließlich wird Maria in der Apostelgeschichte als eine der Frauen erwähnt, die mit den Jüngern betend auf die Sendung des Heiligen Geistes wartet (Apg 1,14). In den Briefen des Neuen Testaments kommt sie überhaupt nicht vor.

„Maria ist wichtig für den Glauben, weil sich ohne sie die Menschwerdung Gottes nicht hätte ereignen können.“

—  Zitat: Weihbischof Christoph Hegge

Ungeachtet der textlichen Vernachlässigung spielt Maria in der katholischen Kirche bis heute eine große und wichtige Rolle. "Maria ist wichtig für den Glauben, weil sich ohne sie die Menschwerdung Gottes nicht hätte ereignen können", sagt der Münsteraner Weihbischof Christoph Hegge. "Maria verkörpert in ihrem Leben auf einzigartige Weise die Grundhaltung des Glaubens. Sie zeigt uns als Erste der neuen Schöpfung, wie Gott wirkt, wenn wir uns ihm ganz öffnen."

Was Hegge meint, hat die Kirche im Laufe der Zeit in vier Mariendogmen, also unverrückbaren Lehrsätzen, über die Mutter Gottes festgesetzt. Bereits im Jahr 431 wurde auf dem Konzil von Ephesus zum Dogma erklärt, dass Maria eben nicht nur die Mutter des Menschen Jesus, sondern die des göttlichen Wesens ist. Weiter wurde auf dem zweiten Konzil von Konstantinopel im Jahr 553 in einem Dogma festgehalten, dass Maria vor, während und nach der Geburt Jesu immer jungfräulich blieb.

Die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten.
Bild: ©Renáta Sedmáková/Fotolia.com

Die Heilige Familie auf der Flucht nach Ägypten: Eine der vielen Episoden mit Maria im Neuen Testament.

Ergänzt wurde dieses mehr als 1.000 Jahre später durch ein Dogma im Jahr 1854. Es besagt, dass Maria vor und nach ihrer Geburt frei von der Erbsünde ist. Abschließend stellte Papst Pius XII. 1950 das Dogma auf, dass Maria zeitlebens sündenfrei mit Leib und Seele in den Himmel aufgenommen wurde.

Damit aber nicht genug. Neben den Dogmen wird Marias Stellung in der Kirche zudem darin deutlich, dass es über das Jahr verteilt zwölf Marienfeste gibt. Zu den bekanntesten zählen Mariä Lichtmess (2. Februar), wenn an die Weihe des Jesuskindes im Tempel gedacht wird, oder Mariä Himmelfahrt (15. August), das auf das Dogma von 1950 zurückgeht.

Fast fanatische Frömmigkeit

Abseits des Offiziellen erfreut sich Maria auch im Volksglauben einer großen Beliebtheit. Diese drückt sich beispielsweise durch Wallfahrten an Orte aus, an denen die Gottesmutter erschienen sein soll – man denke nur an die südfranzösische Kleinstadt Lourdes oder an Kevelaer, wo ein gewisser Hendrick Busman im Jahr 1641 Maria gehört haben will. 1647 wurden die Ereignisse von der Kirche bestätigt und die Stadt am Niederrhein zum Wallfahrtsort. Bis heute kommen jährlich bis zu 800.000 Menschen nach Kevelaer. Die erste Erscheinung der Gottesmutter überhaupt soll es bereits im Jahr 41 in Spanien gegeben haben, als Maria dem heiligen Jakobus auf einer Missionsreise erschien.

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Video: © katholisch.de

Die Dominikanerin Sr. Ursula Hertewich betet das "Ave Maria", das "Gegrüßet seist du, Maria". Im Anschluss erklärt sie, was das Gebet bedeutet.

Den Höhepunkt erreicht die Marienverehrung im Wonnemonat Mai. "Im Mai bricht die Schöpfung in aller Schönheit und Kraft auf", sagt Weihbischof Hegge. "Der Mai ist Marienmonat, weil das, was in der Natur geschieht, ein Sinnbild für Maria ist." In ihr kündige sich der Frühling des Heils für alle Menschen an. Die Natur stehe als Symbol für die neue Schöpfung in Jesus Christus, die durch Maria aufbreche, weil sie Ja sage zum Willen Gottes.

Maiandachten zu Ehren der heiligen Gottesmutter Maria wurden zum ersten Mal im Jahr 1784 in Italien gefeiert. Im 19. Jahrhundert verbreitete sich diese Andachtsform und setzte sich weltweit in der katholischen Kirche durch.

Mitunter nimmt die Marienverehrung gar glühende, fast fanatische Züge an. Dessen ist sich auch der Münsteraner Weihbischof bewusst. "In bestimmten Formen der Marienverehrung droht die Verehrung Jesu Christi aus dem Blick zu geraten", sagt Hegge. "Wir verehren ja in Maria vor allen Dingen das Heilswerk Gottes, das er getan hat durch die Mitwirkung Mariens an der Menschwerdung Jesu Christi." Für Hegge führt Maria die Gläubigen hin zu einer richtigen Christusverehrung, und er mahnt: "Wo dies aus dem Blick gerät, kommt es zu berechtigter Skepsis."

Von Christoph Meurer

Es gibt viele Mariengedenktage

Ursprünglich feierten die Christen in Rom das Hochfest der Gottesmutter am 1. Januar. Dieser Tag ist heute ein wenig in den Hintergrund getreten, obwohl er seit der Liturgiereform 1969 wieder begangen wird. Das wichtigste Marienfest wird am 15. August mit Mariä Himmelfahrt gefeiert. Bekannt ist Maria Lichtmess am 2. Februar, auch Darstellung des Herrn genannt sowie das Fest der Unbefleckten Empfängnis am 8. Dezember. Am 2. Juli wird an den Besuch der schwangeren Maria bei Elisabeth erninnert. Besondere Marienmonate sind der Mai und der Rosenkranzmonat Oktober. (luk)

Aktualisiert am 1. Januar 2019.