Auf dem Synodalen Weg keine Angst vor der eigenen Courage bekommen

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Was ist mit der deutschen Kirche los? Diese Frage höre ich derzeit oft, wenn ich mit Katholikinnen und Katholiken aus anderen Ländern spreche. Die Menschen in unseren europäischen Nachbarländern und auch weltweit wundern sich, dass in Deutschland selbst Bischöfe für die Frauenordination sind, für die Zulassung zur Kommunion von Wiederverheirateten, für die Segnung von queeren Paaren, für die Freigabe des Zölibats oder für eine Selbstbeschränkung des Bischofsamts. Sogar Personen, die die Forderungen des deutschen Synodalen Wegs teilen, sagen: Das wäre in unserem Land – derzeit noch? – unmöglich!
Nun bin ich keiner der mit Hinweis auf die "Weltkirche" jegliche Weiterentwicklung in Disziplin und Lehre im Keim ersticken möchte. Sowieso gibt es "die" Weltkirche gar nicht, sondern unter dem Dach der Catholica gibt es eine Fülle von Realitäten, die nicht mit der Situation in Europa vergleichbar sind. Und egal ob progressiv oder konservativ: Jeder findet in Afrika oder Lateinamerika ein Beispiel, das die eigene Sichtweise zu untermauern scheint.
Trotzdem sollte sich die Kirche in Deutschland klar machen, dass sie sich – von außen betrachtet – derzeit weit aus dem Fenster lehnt. Der Brief des Präsidenten der Polnischen Bischofskonferenz ist dafür ein Symptom: ein belehrender Brandbrief, der seinesgleichen sucht!
Doch wie damit umgehen? Von vorneherein nur kleine Brötchen backen und jegliche Reform abzublocken, nur weil sie gesamtkirchlich nicht rezipiert werden könnte, ist definitiv keine Lösung. Aber dem Konflikt ausweichen geht auch nicht. Von daher darf man gespannt sein, wie Bischof Bätzing auf den Brief reagiert. Die Antwort dürfte sicher weniger taktlos sein. Entscheidend ist aber, mit Argumenten aufzuzeigen, warum der Synodale Weg in Deutschland kein Verrat oder eine "Versuchung" darstellt, sondern aus Treue zum Evangelium gegangen wird.
Ich hoffe, dass die Kirche in Deutschland auf dem Synodalen Weg keine Angst vor der eigenen Courage bekommt. Sie darf den Konflikt nicht scheuen. Gleichzeitig muss ihr aber auch klar sein, dass es Ungleichzeitigkeiten geben wird, die von allen Beteiligten ausgehalten werden müssen. Nun ist Ambiguität aushalten keine Stärke der deutschen Ortskirche. Ohne diese Fähigkeit wird der deutsche Synodale Weg aber tatsächlich für die weltkirchliche Gemeinschaft zu einer Zerreißprobe werden.
Der Autor
Der Dominikaner Max Cappabianca ist Leiter der Katholischen Studierendengemeinde Hl. Edith Stein in Berlin.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.