"Irritationen oder gar Spaltung" müssten aber vermieden werden

Diözese Rottenburg denkt über Taufe durch Nicht-Kleriker nach

Veröffentlicht am 28.03.2022 um 13:15 Uhr – Lesedauer: 

Rottenburg ‐ Sollen künftig auch Nicht-Priester Kinder zu taufen? Das prüft derzeit das Bistum Rottenburg-Stuttgart. Man reagiere damit auf Wünsche zahlreicher Familien, heißt es – die Diözese sieht jedoch auch Gefahren.

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Die Diözese Rottenburg-Stuttgart denkt darüber nach, künftig auch Nicht-Priester damit zu beauftragen, Kinder zu taufen. Ein entsprechendes Konzept wurde am Wochenende im Diözesanrat beraten, wie das Gremium am Montag mitteilte. Bischof Gebhard Fürst sagte, es brauche allerdings noch weitere, gründliche Beratungen, um "Irritationen oder gar Spaltung" zu vermeiden. Es gehe bei der Entwicklung eines Konzepts zur Spendung der Taufe durch besonders geschulte, aber nicht geweihte Katholiken um "Qualität vor Schnelligkeit".

In der katholischen Kirche dürfen normalerweise nur Priester und Diakone Kinder taufen. Das Kirchenrecht sieht aber auch Ausnahmen vor. Am bekanntesten ist der Fall der Nottaufe bei Lebensgefahr des Täuflings, in der "jeder von der nötigen Intention geleitete Mensch" die Taufe spenden darf, wie das Kirchenrecht formuliert. Vorgesehen ist auch, dass der Bischof Personen mit der Taufspendung beauftragen kann, wenn "ein ordentlicher Spender nicht anwesend oder verhindert" ist.

Diözese reagiert auf Wünsche vieler Familien

Laut Diözese reagieren die Überlegungen für neue Taufbeauftragungen auf den Wunsch vieler Familien nach einer Tauffeier im Familienkreis und einer damit verbundenen individuellen Form der Begleitung. Fürst rief auch alle Gläubigen zur Teilnahme am Katholikentag im Mai in Stuttgart auf. Das Treffen könne ein Ort des Dialogs für Zukunftsfragen werden. "Angesichts der gegenwärtigen Situation soll er ein großes Friedenszeichen sein."

Kürzlich hatte das Bistum Essen als bundesweit erste Diözese Laien – und darunter vor allem Frauen – erlaubt, die Taufe zu spenden. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck beauftragte in einem Gottesdienst 17 Pastoral- und Gemeindereferentinnen sowie einen Gemeindereferenten für die sonst in der Regel Geistlichen vorbehaltene Sakramentenspendung. Mit der Beauftragung der außerordentlichen Taufspenderinnen und -spendern reagiere das Bistum auf eine seelsorgerlich "schwierige Situation", die durch die rückläufige Zahl von Diakonen und Priestern entstanden sei, hieß es. (tmg/KNA)