Beauftragter für Weltsynode über sein Verständnis von Synodalität

Kardinal Grech: "Wo Hören ist, da ist die Kirche"

Veröffentlicht am 27.06.2022 um 13:05 Uhr – Lesedauer: 

Freiburg ‐ Hören sei das Grundprinzip der Kirche: Kardinal Mario Grech, Beauftragter für die Weltsynode, legt sein Verständnis von Synodalität dar – und beschreibt die "heikle" Aufgabe von Bischöfen in diesem Prozess.

  • Teilen:

Für Kardinal Mario Grech, Generalsekretär der römischen Bischofssynode, ist das gegenseitige Zuhören das Prinzip einer synodalen Kirche. "Wo Hören ist, da ist die Kirche, und dieses Hören kann nur synodal sein", schreibt Grech in einem Beitrag für die "Herder Korrespondenz" (Juli-Ausgabe). Hören sei das Grundprinzip des christlichen Lebens und der Kirche. Der Bischof der maltesischen Diözese Gozo ist für die von 2021 bis 2023 laufende Weltbischofssynode zum Thema Synodalität verantwortlich.

Hören erfordere ein wechselseitiges Anhören, bei dem jeder etwas zu lernen habe – das gläubige Volk wie das Bischofskollegium mit dem Papst an der Spitze, so Grech weiter. In den ersten Jahrhunderten, "bevor irgendeine Lehre vom Lehramt formuliert worden war", sei die Kirche bei ihrem Weg von der Gewissheit getragen worden, dass die Gesamtheit der Gläubigen im Glauben nicht irren könne. "Die Überzeugung, dass der Geist in der Taufe allen gegeben wird, machte das ganze heilige Gottesvolk zum Subjekt der Unfehlbarkeit in credendo (im Glauben, d. Red.)."

"Radikale Gleichheit aller Getauften"

Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil sei die aktive Funktion des Gottesvolkes wieder in den Blick der Kirche gerückt. So habe etwa die dogmatische Konstitution "Lumen Gentium" das Prinzip des "sensus fidei" (Glaubenssinn; d. Red.) des Gottesvolkes als Form der Teilhabe an der prophetischen Funktion der Kirche "gänzlich" wiederhergestellt. "Lumen Gentium" verstehe die Kirche nicht mehr auf der Grundlage von Differenzen, sondern auf der Grundlage einer "radikalen Gleichheit aller Getauften", so Grech.

Da allerdings nicht "aus allem, was gesagt wird, die Stimme des Geistes" spreche, bedürfe es der Unterscheidung. Diese komme den Bischöfen zu, weil sie in der Kirche das Amt der Leitung innehätten. Allerdings sei das eine "heikle" Aufgabe, die nicht zu einem "Hindernis" bei der Ausübung der Synodalität werden dürfe. "Viele befürchten, dass die Bischöfe Neues nivellieren, versüßen oder entleeren könnten, wenn sie die Beratungen auf eine Weise zusammenfassen, die den Geist auslöscht, die Prophezeiungen verachtet und damit die Gelegenheit verpasst, die der Geist der Kirche anbietet." Ohne das Prinzip des Hörens, das sich in der "kontinuierlichen Zirkularität von Prophetie und Unterscheidung" verwirkliche, lasse sich der aktuelle synodale Prozess der Weltkirche nicht verstehen. (mal)