Schick: Teilmitwirkung von Ausgetretenen in Kirche ermöglichen
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich dafür ausgesprochen, aus der Kirche ausgetretenen Katholiken mehr Mitwirkung in Pfarreien zu ermöglichen. "Wir müssen mehr Teilidentifikationen und Teilmitwirkung in der Kirche ermöglichen", sagte Schick am Montag in einem auf der Internetseite seiner Erzdiözese veröffentlichten Interview, das in Kurzfassung auch in der Zeitung "Fränkischer Tag" veröffentlicht wurde. Katholiken sollten sich trotz ihres Kirchenaustritts in der Pfarrei "wo und wie sie" wollten engagieren können. Als Beispiel nannte der Erzbischof Caritasprojekte oder die "Eine-Welt-Initiative". Auch die Teilnahme an Gottesdiensten müsse möglich sein.
Einer solchen Teilmitwirkung müssten "offene und ehrliche Gespräche" vorausgehen, so Schick weiter. "Pfarrer, die Verantwortlichen und alle engagierten Gläubigen sollten den Ausgetretenen nahe bleiben und Interesse an ihrem Leben und ihrer Zukunft deutlich machen." Kirchliche Mitarbeiter sollten auf Kirchenaustritte "sowohl traurig als auch gelassen reagieren" und den Ausgetretenen ihr Bedauern und Gesprächsbereitschaft signalisieren. Kirchliche engagierte Gläubige sollten ihre Aufgaben "so gut wie möglich erfüllen, so dass dadurch Glaube und Kirche für die Ausgetretenen und Außenstehenden attraktiv werden".
Ludwig Schick ist seit 2002 Erzbischof von Bamberg.
In der Gesellschaft würden christliche Werte hochgeschätzt, zeigte sich der Bamberger Erzbischof erfreut. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und weitere Spitzenpolitiker kommunizierten in der Öffentlichkeit "oft mehr Überzeugung von der Bedeutung der christlichen Botschaft" als "manche Bischöfe, Pfarrer und andere Hauptamtliche". Gläubige und aktive Christen könnten zurecht ein "demütiges Selbstbewusstsein" an den Tag legen. Die im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2020 gestiegene Zahl der Sakramentenspendungen im Erzbistum Bamberg wertete Schick als Sehnsucht der Menschen "nach den vertrauten Riten der Kirche". Die Feier des Gottesdienstes und der kirchlichen Riten seien "Hoffnungszeichen für die Menschen, die sie empfangen". Die Kirche sei "nicht für sich da", sondern damit alle Menschen ein "Leben in Fülle" hätten. "Auf das lebensdienliche, gute Wirken der Kirche kommt es an", so der Erzbischof.
Bereits am Sonntag hatte sich Schick zur hohen Zahl der Kirchenaustritte im geäußert. Sie seien ein Aufruf, "unsere genuine Aufgabe als Christen entschieden, eifrig und authentisch aufzunehmen". Es sei nicht gut und richtig, sich bei den Austrittszahlen zu verhalten, "wie das Kaninchen vor der Schlange". Vor einer Woche hatte die Deutsche Bischofskonferenz die Mitgliederzahlen der katholischen Kirche in Deutschland für das Jahr 2021 vorgelegt. Demnach verließen mit knapp 360.000 Menschen so viele Gläubige die Kirche wie noch nie zuvor. (rom)
