Man dürfe Teil der Kirche sein, ohne mit allem einverstanden zu sein

Bischof Gmür: Frauenstimmrecht bei Weltbischofssynode wäre wichtig

Veröffentlicht am 30.09.2022 um 12:44 Uhr – Lesedauer: 

Basel ‐ In der nächsten Phase des weltweiten synodalen Prozesses stehen bald kontinentale Bischofsversammlungen an. Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Felix Gmür, hat jetzt erklärt, welche Themen er dort einbringen will.

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Der Präsident der Schweizer Bischofskonferenz, Bischof Felix Gmür, hat sich für ein Frauenstimmrecht bei der Weltbischofssynode 2023 ausgesprochen. Ihm wäre es wichtig, dass man dort die Zusammensetzung ändert, damit "es nicht mehr nur eine Bischofssynode ist, sondern eine Synode von gläubigen Menschen verschiedener Länder", sagte Gmür der schweizerischen Kirchenzeitung "forumKirche" (Donnerstag). Auch bei der nun anstehenden kontinentalen Phase des von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten synodalen Prozesses sei ihm ein Stimmrecht für Frauen wichtig.

In die kommende europäische Bischofssynode werde er die Frage nach der Rolle der Frau aber auch nach der Gleichberechtigung von verheirateten oder geschiedenen Männern sowie die Frage nach geschiedenen Wiederverheirateten als Anliegen einbringen. Für ihn sei die Spendung der Sakramente zentral, so der Bischof. "Wir müssen sicherstellen, dass diese weiterhin Quelle und Vollzug des Glaubens sein können." Dazu brauche es Menschen, die geweiht und befähigt seien, diese Sakramente zu spenden. Bisher seien dies zölibatäre Männer und bei Taufe oder Eheassistenz verheiratete Diakone. "Aber ich sehe keinen Grund, wieso das nicht auch Frauen sein können", so Gmür wörtlich.

"Kann ich nur glauben, wenn die Strukturen stimmen, und sonst nicht?"

Als Themen, die nach der Veröffentlichung des Weltsynoden-Berichts auf schweizerischer Ebene angegangen werden sollten, nannte Gmür Fragen der Liturgie und nach Orten, "wo wir das tun, was der Papst 'hören auf den Heiligen Geist' nennt", so der Bischof von Basel. Man sei sehr auf strukturelle Themen fixiert und es gebe ein großes Vertrauen, dass Strukturen auch Haltungen ändern könnten. "Da bin ich mir zwar unsicher, aber darüber kann man diskutieren", sagte Gmür weiter. Man werde die Themen nun vertiefen und Haltungen und Vorgehensweisen für Strukturveränderungen vorschlagen.

Angesprochen auf mögliche Enttäuschungen von durch den Synodalen Prozess geweckten Erwartungen, fragte Gmür: "Ist es denn wirklich so: Werden veränderte Strukturen meinen Glauben zum Positiven verändern? Kann ich nur glauben, wenn die Strukturen stimmen, und sonst nicht?" Die Möglichkeit bestehe zwar, dass viele Gläubige auch außerhalb der Kirche ihren Glauben leben könnten. "Man darf aber auch Teil der Kirche sein, ohne hundertprozentig mit allem einverstanden zu sein", so der Bischof.

Im August hatte die schweizerische Kirche ihren Abschlussbericht für den weltweiten synodalen Prozess veröffentlicht und darin für mehr Synodalität und ein Ende der Diskriminierung von Frauen, Geschiedenen und queeren Menschen geworben, dabei aber auf "Forderungen" verzichtet. Die Zusammenfassung war Teil der ersten Phase des von Papst Franziskus ausgerufenen weltweiten synodalen Prozesses zur Vorbereitung auf die Weltbischofssynode zum Thema Synodalität im kommenden Jahr. Derzeit erarbeitet ein Team ein Arbeitsdokument, das noch in diesem Jahr vorgestellt werden soll. Auf dessen Grundlage werden dann die sieben kontinentalen Bischofsversammlungen der katholischen Kirche – Afrika, Ozeanien, Asien, Naher Osten, Europa, Lateinamerika sowie USA/Kanada – bis März 2023 je ein eigenes Dokument erstellen. Diese sieben Abschlussdokumente wiederum fließen bis Juni 2023 in ein zweites Arbeitsdokument ein. Auf dessen Grundlage berät die Synode im Oktober 2023 in Rom. (cbr)