Schwester Regina Greefrath über das Sonntagsevangelium

Wenn die Sehnsucht des Herzens das Leben verwandelt

Veröffentlicht am 29.10.2022 um 12:25 Uhr – Lesedauer: 
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Essen ‐ Auch viele, die sich für zu kleingläubig, zu kritisch oder zu fehlerhaft halten, hegen sie immer wieder – die Sehnsucht nach der Begegnung mit Jesus. Welche Folgen dieses Wagnis haben kann, entdeckt Schwester Regina Greefrath in einem Mut machenden Sonntagsevangelium.

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Impuls von Schwester Regina Greefrath

Was hat die Begegnung mit Jesus für eine Sprengkraft! Ein kurzer Augenblick, ein paar Worte, eine kleine Geste und im Leben des Zachäus ist nichts mehr so, wie es vorher war. Zachäus, der in seinem Leben als Zöllner sicherlich so manchen auf der Durchreise um ein paar Münzen gebracht hat, um sie in die eigene Tasche zu stecken, und damit auch Erfolg hatte, denn schließlich war er sehr reich – dieser Zachäus bricht aus aus seinem Alltagstrott und sucht sich einen Aussichtspunkt, um Jesus zu sehen.

Vielleicht ist er verärgert, weil die Menschenmenge ihm die Sicht versperrt und ihn schlicht ignoriert. Vielleicht ist er einfach nur neugierig, wer dieser Jesus ist, denn schließlich hatte er schon von ihm gehört. Vielleicht braucht er einen Perspektivwechsel, einen anderen Standpunkt. Vielleicht trägt er aber auch in sich einen Funken Hoffnung, dass Jesus ihm etwas zu sagen hätte.

Und Jesus? Er sieht den kleinen Zöllner natürlich auf seinem Baum sitzen und steuert geradewegs auf ihn zu. Es sind so viele Menschen da, die seine Nähe suchen, die sich etwas vom ihm erhoffen – und er hat nur Augen für Zachäus. Aber Jesus sieht Zachäus anders als die anderen. Die sehen ihn ihm den Betrüger, den Sünder, den Zöllner, in ihren Augen spiegeln sich Abscheu, vielleicht Hass.

Jesus aber sieht in Zachäus nicht zuallererst all das, was er falsch gemacht hat, er reduziert ihn nicht auf seine Sünden. Nein, in Jesu Augen spiegelt sich die Liebe Gottes. Jesus sieht den ganzen Menschen Zachäus, er schaut ihm direkt ins Herz und sieht seine Sehnsucht nach Veränderung, nach Heilung. Und wir wissen alle, wie gut es tut, wenn uns jemand mit einem liebevollen Blick anschaut und uns einfach so nimmt, wie wir sind!

Und ich glaube, obwohl – oder vielleicht auch gerade, weil – im Leben des Zachäus nicht immer alles rund gelaufen ist, können wir uns ihn zum Vorbild nehmen:

Herr,

hilf mir, dich zu suchen wie Zachäus, der dich nur vom Hörensagen kannte und alles daransetzte, dich zu sehen, der sich nicht einschüchtern ließ vom Gerede der Menschen, sondern beharrlich seinen Weg ging, bis er dir endlich gegenüberstand.

Hilf mir, dich bereiten Herzens aufzunehmen wie Zachäus, der nicht erst noch eine Einkaufsliste schreiben und das Haus putzen wollte, sondern dir sofort Herz und Haus öffnete und dich freudig bei sich aufnahm.

Hilf mir, mich von dir wandeln zu lassen wie Zachäus, der offenbar gespürt hatte, dass eine Begegnung mit dir sein Leben völlig umkrempeln würde und dessen Herz von Sehnsucht nach dir erfüllt war.

Evangelium nach Lukas (Lk 19,1–10)

In jener Zeit kam Jesus nach Jéricho und ging durch die Stadt. Und siehe, da war ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war reich.

Er suchte Jesus, um zu sehen, wer er sei, doch er konnte es nicht wegen der Menschenmenge; denn er war klein von Gestalt. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste.

Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus bleiben. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf.

Und alle, die das sahen, empörten sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Siehe, Herr, die Hälfte meines Vermögens gebe ich den Armen, und wenn ich von jemandem zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück.

Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.

Die Autorin

Schwester Regina Greefrath CSA gehört dem Orden der Augustiner-Chorfrauen an. Sie unterrichtet am klostereigenen Gymnasium die Fächer katholische Religion und Spanisch und engagiert sich in der AG Berufungspastoral der Orden (AGBO).

Ausgelegt!

Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de nun "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreibt ein Pool aus Ordensleuten und Priestern für uns.