Synodaler Weg dürfe kein Schlussstrich sein

Kohlgraf über Reformen: Wer Zeitgeist will, geht nicht zum Bischof

Veröffentlicht am 02.11.2022 um 20:04 Uhr – Lesedauer: 

Bonn ‐ Ist mehr Sensibilität für queere Menschen Anbiederung an den Zeitgeist? Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf weist diesen Vorwurf beim Katholischen Medienkongress zurück – und bezeichnet die öffentliche Wahrnehmung der Kirche als "hausgemachtes Thema".

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Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wies den Vorwurf zurück, eine größere Sensibilität für das Leiden von queeren Menschen an der Kirche stelle eine Anbiederung an den Zeitgeist dar. Bei einer Podiumsdiskussion beim Katholischen Medienkongress in Bonn sagte Kohlgraf am Mittwochabend, dass es nichts mit Zeitgeistigkeit zu tun habe, wenn queere Menschen von der Kirche Respekt einforderten und die Kirche darauf reagiere. "Wer Zeitgeist will, der geht nicht zum Bischof und fragt: Denk mal drüber nach, wie du mit uns umgehst. Wer Zeitgeist will, geht nicht zum Bischof", betonte der Mainzer Bischof.

Der Synodale Weg dürfe dabei nicht als Schlussstrich unter die drängenden Probleme der Kirche gesehen werden, so Kohlgraf. Vielmehr müsse es auch nach dem Abschluss des Reformprozesses darum gehen, ausgehend von den Quellen des Evangeliums Wege zur Gestaltung einer Kirche zu finden, in der Menschen sich nicht unterdrückt fühlen. "Und das ist ein weiter Weg", stellte der Bischof fest.

Keine Veränderungen in Grundansichten

Bei sich selbst sieht Kohlgraf keine großen Veränderungen in seinen Grundansichten im Vergleich zur Zeit vor seiner Bischofsweihe. Er habe in den fünf Jahren als Bischof aber viel gelernt und rede über theologische Sachverhalte völlig anders, wenn er sich klarmache, dass er über konkrete Menschen redet. Als Beispiel führte Kohlgraf die Ablehnung des Grundtextes zur Sexualmoral beim Synodalen Weg an. "Menschen haben es so empfunden, dass wir über ihr Leben abgestimmt haben und es negativ bewertet haben." 

Kohlgraf zeigte auch Verständnis für die öffentliche Wahrnehmung der Kirche. Er sieht es als "hausgemachtes Thema" an, wie in der Öffentlichkeit über die Kirche geredet wird. Viele der Themen, die die Bischöfe derzeit bearbeiten, seien ihnen erst dadurch auf die Füße gefallen, weil die Medien ihre Arbeit gemacht hätten. Die Kirche lerne in einer pluralen Gesellschaft, wo sie nicht mehr selbstverständliche Deutungshoheit über alle ethischen Themen habe, viel über sich selbst. "Ich halte es nicht für einen Verlust, dass ich heute gezwungen bin, meine Positionen zu begründen", so Kohlgraf.

Der Mainzer Bischof äußerte sich bei einer Podiumsdiskussion auf dem Katholischen Medienkongress (KMK) in Bonn. Beim KMK kommen von Mittwoch bis Freitag mehrere Hundert kirchliche Medienschaffende und Publizisten zusammen, um über Themen von Kirche und Öffentlichkeit zu beraten. (fxn)