"Inhaltliche und strukturelle Erneuerung" für neue Glaubwürdigkeit nötig

Katholikenkomitee trotz Kritik aus Rom für weiteren Reformdialog

Veröffentlicht am 09.12.2022 um 16:40 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ Unter dem Eindruck der Kritik mehrerer Kurienkardinäle am Synodalen Weg trifft sich das Zentralkomitee der deutschen Katholiken derzeit in Berlin. Bei seinen Reformbestrebungen will das Laiengremium aber keine Abstriche machen.

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Trotz anhaltenden Widerstands im Vatikan am Synodalen Weg der katholischen Kirche in Deutschland hält deren höchste Laienvertretung an dem Reformprozess fest. "In der katholischen Kirche in Deutschland ist in den letzten Jahren klar geworden, dass nur in einer inhaltlichen und strukturellen Erneuerung ein Weg gespurt werden kann, der die Kirche wieder glaubwürdig machen kann", sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, am Freitag in Berlin. Beim Auftakt der Herbstvollversammlung des Laien-Dachverbands bezog Stetter-Karp sich damit auf die Kritik mehrerer Kardinäle im Vatikan am Synodalen Weg, die beim Ad-limina-Besuch der deutschen Bischöfe im November bekannt geworden waren.

Stetter-Karp würdigt Arbeitsrechtsreform der Bischöfe

Sie würdigte zugleich Fortschritte wie die von den deutschen Bischöfen im November beschlossene kirchliche Arbeitsrechtsreform. Diese sieht unter anderem vor, dass Menschen, die bei der katholischen Kirche arbeiten und in zweiter Ehe oder in einer homosexuellen Partnerschaft leben, nicht mehr mit einer Kündigung rechnen müssen. Das sei längst überfällig, betonte die ZdK-Präsidentin. Mehrere Fragen wie die Folgen eines Kirchenaustritts seien aber noch nicht zufriedenstellend gelöst.

Das ZdK dringt auch auf eine stärkere staatliche Beteiligung an der Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt. Dabei seien verbindliche Standards und eine "konsequente Beteiligung" der Betroffenen notwendig, sagte ZdK-Vizepräsident Wolfgang Klose. Das ZdK sei mit der Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Kerstin Claus, darüber bereits im Gespräch. ZdK-Vizepräsident Thomas Söding betonte, die Aufarbeitung von Missbrauch in der Kirche oder Geschlechtergerechtigkeit seien keine Sonderprobleme in Deutschland. Es gebe sie weltweit in den Kirchen. Darüber wolle das ZdK im kommenden Februar beim europäischen Treffen in Prag, das zur Vorbereitung der 2024 in Rom geplanten Weltsynode stattfindet, mit Partnern aus anderen Ländern ins Gespräch kommen. Das ZdK wolle deutlich machen, dass der Synodale Weg in Deutschland und die Weltsynode eng zusammenhingen.

Verständnis für die Klima-Proteste der "Letzten Generation"

Mit Blick auf den Schutz des Klimas und eine ökologisch verträgliche Energieversorgung fordert der Laien-Dachverband entschiedene Maßnahmen. Sie seien eine Chance, ein wirtschaftliches Fundament für künftige Generationen und für den sozialen Zusammenhalt zu setzen. Dabei äußerte Stetter-Karp Verständnis für die Klima-Proteste der Gruppe "Letzte Generation". Sie zeigten, "dass Menschen in sich verschärfenden Krisen mitunter zu immer verzweifelteren Mitteln greifen".  Bei einer Podiumsdiskussion betonte der Staatssekretär im Klimaschutzministerium, Sven Giegold (Grüne), die Kirche habe stets den sozialen Zusammenhalt in der ökologischen Transformation betont. Er kenne in dieser Frage "keinen lauteren Mahner als Papst Franziskus".

Bei dem Treffen befasste sich das ZdK auch mit Wohnraummangel. Als Träger von Wohnungsbaugesellschaften seien die Bistümer unter den größten Eigentümern von Grundstücken und Gebäuden, sagte Stetter-Karp. Damit sei auch die Kirche "in der Pflicht, Antworten auf die dringliche Frage des Wohnens zu geben". Die Vollversammlung wird an diesem Samstag mit weiteren Beschlüssen etwa zu Machtmissbrauch in der Seelsorge fortgesetzt. (KNA)