Pater Christoph Kreitmeir über das Weihnachtsevangelium

Weihnachten – Mehr als nur ein Gefühl

Veröffentlicht am 24.12.2022 um 12:15 Uhr – Lesedauer: 
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Ingolstadt ‐ Seit Wochen dröhnen die vermeintlichen Weihnachtsbotschaften in Dauerschleife und verkünden ein Fest der Liebe und des gemütlichen Beisammenseins. Aber treffen es diese schwammigen Versprechungen? Im Evangelium entdeckt Pater Christoph Kreitmeir eine freudige Nachricht, die Hand und Fuß hat.

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Impuls von Christoph Kreitmeir

"Im Anfang war das Wort … und das Wort war Gott", diese und weitere sehr tiefe Worte aus dem sogenannten Johannesprolog hören wir heute im Weihnachtsevangelium. Worte in und um Weihnachten herum haben irgendwie ein anderes Gewicht als sonst im Alltag. Sie werden empfindsamer und auch empfindlicher wahrgenommen…

In unserer Klinik platzierte die Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit in der Adventszeit in besonderen Ständern Textkarten zum Mitnehmen. Die dort zu lesenden Worte waren meist umschriebene Wertschätzungen, die man sich selbst oder anderen geben konnte. Ich stand wieder einmal mit einem befreundeten Oberarzt in der Warteschlange zur Kantine als sein Auge auf eine dieser Karten mit folgendem Text fiel: "Weihnachten ist keine Jahreszeit. Es ist ein Gefühl." Er wiederholte diese Worte immer wieder und zunehmend mit Unmut. Als wir dann mit dem geholten Essen an einem Tisch saßen, regte er sich zunehmend über diesen für ihn seichten Inhalt dieser Worte auf.

"2000 Jahre Geschichte des christlichen Abendlandes, unsere christliche Religion und und und… Ist das alles, was von Jesus Christus bleibt: ein Gefühl!?" Er kam richtig in Rage. Und dann wollte er natürlich wissen, wie ich das Ganze sehe. Ich dachte und spürte etwas nach und gab ihm sinngemäß diese Antwort: "Ach, weißt du. Da ist was dran, was du da sagst, aber was können wir heute noch erwarten? Ich bin wirklich schon zufrieden, wenn die Leute noch wissen, dass wir nicht den Weihnachtsmann, sondern die Geburt Jesu Christi feiern. Was das aber in der Tiefe bedeutet – ach, da ist viel verloren gegangen. Ich werde aber auch immer wieder positiv überrascht."

Dieses Thema hat uns beide – und es zog auch noch weitere Kreise – über ein paar Wochen immer wieder begleitet. Unser Glaube, unsere Gesellschaft, die großen Wandlungen und Veränderungen, in denen wir uns befinden. Was bleibt, was kommt, was gibt Halt? Wie heißt es im Johannesprolog? "Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf." Ach ja…, damals und auch heute, aber HALT!

Seit über 2000 Jahren ist der Same des Christlichen gestreut und er geht auch immer wieder auf. Im Johannesprolog heißt es von Johannes dem Täufer: "Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt… Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen…" Damals und auch heute? Ja, auch heute, leiser halt und vielleicht versteckter als wir es gewohnt waren, aber durch Gottes Wollen und Wirken nachhaltig, weil das Kommen Jesu Christi seit Weihnachten in Bethlehem mehr als ein Gefühl ist.

Evangelium nach Johannes (Joh 1,1–18)

Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott.

Alles ist durch das Wort geworden und ohne es wurde nichts, was geworden ist. In ihm war Leben und das Leben war das Licht der Menschen. Und das Licht leuchtet in der Finsternis und die Finsternis hat es nicht erfasst.

Ein Mensch trat auf, von Gott gesandt; sein Name war Johannes. Er kam als Zeuge, um Zeugnis abzulegen für das Licht, damit alle durch ihn zum Glauben kommen. Er war nicht selbst das Licht, er sollte nur Zeugnis ablegen für das Licht.

Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.

Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit geschaut, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit.

Johannes legt Zeugnis für ihn ab und ruft: Dieser war es, über den ich gesagt habe: Er, der nach mir kommt, ist mir voraus, weil er vor mir war.

Aus seiner Fülle haben wir alle empfangen, Gnade über Gnade. Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit kamen durch Jesus Christus. Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht.

Der Autor

Der Franziskanerpater Christoph Kreitmeir arbeitet in der Klinikseelsorge am Klinikum Ingolstadt, in der Erwachsenenbildung und bei Lebenshilfesendungen im Radio Horeb.

Ausgelegt!

Katholisch.de nimmt den Sonntag stärker in den Blick: Wie für jeden Tag gibt es in der Kirche auch für jeden Sonntagsgottesdienst ein spezielles Evangelium. Um sich auf die Messe vorzubereiten oder zur Nachbereitung bietet katholisch.de nun "Ausgelegt!" an. Darin können Sie die jeweilige Textstelle aus dem Leben Jesu und einen Impuls lesen. Diese kurzen Sonntagsimpulse schreibt ein Pool aus Ordensleuten und Priestern für uns.