Emeritierter Papst hatte Bedenken wegen Eucharistie

Benedikt XVI.-Herausgeber: Ökumene war Bruchpunkt mit Deutschland

Veröffentlicht am 15.02.2023 um 11:36 Uhr – Lesedauer: 

Berlin ‐ In den letzten Jahrzehnten seines Lebens stand es nicht gut um das Verhältnis Joseph Ratzingers zu seiner deutschen Heimat. Woran das gelegen haben könnte, hat nun Benedikts Herausgeber Elio Guerriero erklärt – und kommt dabei auch auf Helmut Kohl.

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Der italienische Theologe Elio Guerriero, Mitherausgeber des letzten Buchs des verstorbenen emeritierten Papstes Benedikt XVI., sieht Auseinandersetzungen um die Ökumene im Zuge der deutschen Einheit als Bruchpunkt des damaligen Papstes mit seiner Heimat. "Er wurde immer als derjenige betrachtet, der sich gegen diesen Dialog zwischen den Konfessionen stellte", so Guerriero gegenüber der "Berliner Zeitung" am Dienstag. "Benedikt fragte sich oft, wie es so weit kommen konnte."

Im Zuge der deutschen Einheit habe der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) vorgehabt, "in Deutschland zu einer Ökumene der katholischen und der evangelischen Konfession zu kommen. Benedikt hegte einige Bedenken, insbesondere bezüglich der divergenten Auffassung der Eucharistie, was er mehrmals betonte", so Guerriero weiter. Obwohl Benedikt sich offen für einen Dialog gezeigt habe, sei er von Medien angegriffen worden. So sei der Ursprung seines letzten Buchs ein Aufsatz zum Judentum gewesen, in dem es unter anderem um die Substitutionstheologie und das Verhältnis zum Staat Israel gegangen sei. Während die jüdischen Gemeinden von Rom und Wien dem Papst bestätigt hätten, dass seine Worte nicht antisemitisch gewesen seien, habe es aus Deutschland Kritik gegeben. Deshalb habe er das Buch zu Lebzeiten nicht mehr veröffentlichen wollen.

Konflikt sei Medien-Erfindung

Der Konflikt zwischen Benedikt und seinem Nachfolger Franziskus sei ebenso eine Erfindung der Medien, führt Guerriero weiter aus. "Bergoglio hat mehrmals behauptet, dass er sich an Ratzinger wandte, wenn er einen Rat benötigte, und dieser hat ihn auch immer als Papst 'gehorsam' anerkannt."

Die Historikerin und Journalistin Lucetta Scaraffia hebt gegenüber der Zeitung hervor, dass Benedikt mit Blick auf Frauen in der Kirche "bemerkenswerte Dinge getan" habe. So dürften sie seit seiner Amtszeit für die Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano" schreiben, er habe zudem Hildegart von Bingen heiliggesprochen und zur Kirchenlehrerin erhoben. Dagegen sagt sie über seinen Nachfolger Franziskus, er "redet viel und handelt wenig". So habe er zwar viele Frauen in kirchliche Führungspositionen gebracht. Es seien allerdings Frauen, die keinen Einfluss hätten und "super gehorsame Frauen", die wegen ihrer Gehorsamkeit ausgewählt worden seien.

Benedikts Buch "Was ist das Christentum" erschien im Januar zunächst in Italien. Ob und wann es eine deutsche Version geben wird, steht noch nicht fest. (cph)