Amtszeit des derzeitigen Dekans Notdurfter bis August 2024 verlängert

Nach Vatikan-Veto: Hinter den Kulissen wohl Bewegung im Fall Lintner

Veröffentlicht am 06.07.2023 um 17:45 Uhr – Lesedauer: 

Brixen ‐ Der Fall des Brixener Moraltheologen Martin Lintner scheint eine neue Wendung zu nehmen. Das hängt offenbar auch mit dem neuen Glaubenspräfekten Fernández zusammen – und der hat persönliche Erfahrungen mit einem verweigerten "Nihil obstat".

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Im Fall des nicht als Hochschul-Dekan zugelassenen Brixener Theologieprofessors Martin Lintner scheint es Bewegung zu geben. Der Bischof von Brixen-Bozen, Ivo Muser, veröffentlichte am Donnerstag eine kurze Erklärung, aus der hervorgeht, dass es noch eine weitere Abstimmung unter den zuständigen Behörden im Vatikan geben müsse, bis die Zulassung Lintners als Dekan der Philosophisch-Theologischen Hochschule endgültig geklärt sei.

Die zunächst von der vatikanischen Kultur- und Bildungsbehörde mitgeteilte Nichtzulassung des Moraltheologen Lintner zum Amt des Dekans hatte an Theologischen Hochschulen und Fakultäten im deutschsprachigen Raum sowie in Italien zu Protesten geführt. Dennoch hatten Lintner und Bischof Muser darauf verzichtet, Rechtsmittel gegen die römische Entscheidung einzulegen. Lintner gilt als fortschrittlicher Moraltheologe.

Bis 2024 Zeit "gemeinsam die aufgetretenen Fragen zu reflektieren"

Nun heißt es in der kurzen Mitteilung Musers, über die Südtiroler Medien sowie das vatikanische Portal Vatican News berichten: "Im Rahmen eines herzlichen und offenen Gesprächs, im Übrigen nie unterbrochen, mit dem Dikasterium für die Kultur und die Bildung wurde vereinbart, die Amtszeit des derzeitigen Dekans, Professor Alexander Notdurfter, bis zum 31. August 2024 zu verlängern. Diese Zeit wird die nötige Ruhe gewährleisten, um gemeinsam die aufgetretenen Fragen zu reflektieren, die auch andere Dikasterien betreffen."

Portraitfoto von Erzbischof Víctor Manuel Fernández
Bild: ©KNA/Romano Siciliani

Auch der neue Präfekt des Glaubensdikasteriums, Erzbischof Victor Manuel Fernández, musste einst auf ein "Nihil obstat" aus dem Vatikan warten.

Auf dem Portal Vatican News, das dem Vatikan gehört, ist dazu zu lesen: "Diese Worte des Bischofs deuten an, dass die Entscheidung, Lintner vorerst die Zustimmung zu verweigern, zwar vom zuständigen Dikasterium für die Hochschulen mitgeteilt wurde, dass aber die Entscheidung für die Zulassung vom Grünen Licht aus anderen Dikasterien abhängt."

Hintergrund ist die bei solchen Fragen übliche Abstimmung zwischen mehreren Vatikanbehörden. Nach der einschlägigen Verfahrensordnung hängt die Zustimmung für akademische Ämter an kirchlichen Hochschulen vor allem von der Prüfung und Zustimmung durch die vatikanische Glaubensbehörde ab. Offenbar war von dort das Veto gegen Lintners Beförderung gekommen.

Fernandez hat selbst Erfahrungen mit römischer Ablehnung

Als Leiter dieser Behörde hat Papst Franziskus nun aber am 1. Juli den argentinischen Theologen und Erzbischof Victor Fernandez ernannt. Dieser hat in mehreren Interviews bereits angedeutet, dass er die bisher auf Abwehr von Irrlehren gerichtete Linie seiner Behörde ändern und einen stärker dialogorientierten Ansatz verfolgen will.

Fernandez hat selbst Erfahrung mit römischen Ablehnungen, über die er einmal in einem Interview mit der Zeitschrift "Famiglia Cristiana" berichtete: Als er 2009 zum Rektor der Päpstlichen Katholischen Universität Argentiniens (UCA) gewählt wurde, sei 17 Monate lang das Nihil obstat aus Rom ausgeblieben, weil die vatikanische Glaubensbehörde einige Publikationen von Fernandez für gefährlich gehalten habe. Damals setzte sich der Kardinal von Buenos Aires, der heutige Papst Franziskus, für ihn ein, so dass Fernandez im Jahr 2011 dann doch noch Rektor der UCA wurde. (KNA)