Das kirchliche "Nie wieder!" zu Missbrauch muss Konsequenzen haben

HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Tatort Krypta. Was wie der Titel eines Kriminalromans klingt, war dieser Tage traurige Realität und findet sich schwarz auf weiß im Polizeiprotokoll. In der neu renovierten Krypta des Paderborner Doms wurde eine Hinweistafel mit brisantem Inhalt gestohlen. Nahe der Grablege früherer Erzbischöfe informierte sie über "schwere Fehler im Umgang mit sexuellem Missbrauch" während ihrer Amtszeit. Dem Diebstahl nicht genug, wurde in den Räumlichkeiten auch ein frisch eingeritztes Hakenkreuz entdeckt.
Zugegeben, in den vergangen Jahrzehnten haben wir als katholische Kirche in Deutschland großen Schaden angerichtet bei Menschen, die uns zur Fürsorge anvertraut gewesen sind. Die Botschaft Jesu, die uns doch so sehr am Herzen liegt, wurde ins Gegenteil verkehrt. Statt im Namen Christi das Heil zu bringen und Gutes zu tun, haben Frauen und Männer der Kirche Menschen zu Opfern gemacht und sie traumatisiert. Das wurde begünstigt durch ein System, das mehr dem Schutz der Täter als der Opfer diente, zur Wahrung der weißen Weste und des schönen Scheins unter der Soutane oder dem Ordenskleid.
All das ist nicht zu entschuldigen. Da helfen keine Ausreden. Da offenbart jede Täter-Opfer-Umkehr, die Unschuldigen den Schuldschein zuschiebt, die Scheinheiligkeit des Predigens und Tuns. Da bleibt nur mehr Beten und Hoffen auf Verzeihung, auf Heilung der Wunden und auf einen gerechten Richter am Ende der Zeiten.
In diesem Kontext müssen die aktuellen Versuche einiger deutscher Diözesen gesehen werden, sichtbare Zeichen gegen diese Verfehlungen der Vergangenheit zu setzen. In Paderborn hat man das mit einer Hinweistafel in der Domkrypta versucht, Vergleichbares gibt es in Münster. In Passau hat man sich jüngst darauf verständigt, die Lieder eines Missbrauchstäters nicht mehr zu spielen und zukünftig aus dem Gotteslob zu entfernen. Leise klingt da ein „Nie wieder!“ an. Auch wenn lange nicht alle diese Einschätzung teilen und gegen solche Formen der Vergangenheitsbewältigung und Prävention protestieren, die Taten bagatellisieren und lieber die Heiligenscheine der Täter polieren: Im Namen Jesu, im Namen der Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit dürfen wir solche Taten und Täter niemals zulassen.
Die Autorin
Schwester Dr. Maria Gabriela Zinkl SMCB kommt aus Regensburg und ist Borromäerin im Deutschen Hospiz St. Charles in Jerusalem. Sie arbeitet als Dozentin für Kirchenrecht und als Pädagogin.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.