Nach Streit um Visa für junge Gäste des Hilfswerks aus Afrika

Missio: Außenamt stellt Erleichterungen bei Visavergabe in Aussicht

Veröffentlicht am 18.09.2023 um 11:49 Uhr – Lesedauer: 

Aachen/Berlin ‐ Vergangenes Jahr hatte missio Aachen scharfe Kritik an der Visavergabe an deutschen Botschaften für junge Menschen aus dem Globalen Süden geäußert. Jetzt scheint Besserung absehbar: Laut dem Hilfswerk hat das Auswärtige Amt Zusagen gemacht.

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Das Auswärtige Amt hat nach Angaben des katholischen Hilfswerks missio Aachen Erleichterungen bei der Visavergabe für ausländische Gäste internationaler Jugendbegegnungen in Deutschland in Aussicht gestellt. Das Amt habe missio "über neue ergänzende Kriterien für die Visavergabe informiert", sagte Präsident des Hilfswerks, Pfarrer Dirk Bingener, am Montag in Aachen. Und weiter: "Ich sehe das als ein erstes positives Ergebnis unserer Gespräche im Auswärtigen Amt und bin sehr dankbar dafür."

"Nachweise zur immateriellen Verwurzelung" als neues Kriterium

Der zentrale Punkt der neuen zusätzlichen Kriterien betreffe Informationen zum "Rückkehrwillen" der ausländischen Gäste, so missio. Bislang sei der Rückkehrwille von jungen Menschen aus dem Ausland oft daran festgemacht worden, ob sie eine familiäre oder materielle Verwurzelung – also etwa Ehepartner, eigene Kinder oder finanzielle Ressourcen – nachweisen konnten. "Dies war für viele nicht möglich, weil es nicht ihrer Lebensphase entsprach", sagte Bingener. Als neues Kriterium hinzu kämen deshalb jetzt "Nachweise zur immateriellen Verwurzelung". Konkret gemeint sind laut dem Hilfswerk damit Referenzen zum Beispiel über ehrenamtliches Engagement oder aktive Mitgliedschaften in Vereinen sowie Kirchengemeinden. Ein entsprechendes Papier des Außenministeriums solle künftig in Form eines Merkblatts als Hilfestellung für die Auslandsvertretungen dienen.

"Genau um solche jungen Menschen geht es missio, die sich beispielsweise in Afrika in Kirchengemeinden engagieren und dort ja auch verwurzelt sind", sagte Bingener. Im Monat der Weltmission werde sich zeigen, ob die ergänzenden Kriterien den Jugendaustausch tatsächlich erleichterten. "Wir haben eine junge Mitarbeiterin einer kirchlichen Partnerorganisation aus dem Nahen Osten zum Monat der Weltmission eingeladen", so der missio-Präsident. Und weiter: "Ein erster Visa-Antrag wurde abgelehnt, jetzt wird ein zweiter Antrag unter Berücksichtigung der neuen zusätzlichen Kriterien eingereicht. Wir sind gespannt, ob unser Gast zum Monat der Weltmission in Aachen sein darf."

Scharfe Kritik an der Visavergabe an Botschaften

Im vergangenen Jahr hatte missio Aachen scharfe Kritik an der Visavergabe an deutschen Auslandsvertretungen für junge Menschen aus dem Globalen Süden geäußert. Konkret hatte das Hilfswerk den Botschaften in Kenia und Nigeria vorgeworfen, junge Afrikanerinnen und Afrikaner bei der Visavergabe für kirchliche Jugendaustauschprojekte zu diskriminieren. "Wir haben kirchlich engagierte junge Menschen aus diesen Ländern nach Deutschland eingeladen. Während Visa für Ältere erteilt werden, trifft es immer die jungen Leute. Ihnen wird, weil sie jung sind, pauschal eine fehlende Rückkehrbereitschaft unterstellt", so Bingener damals.

Das Auswärtige Amt hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. "Die deutschen Auslandsvertretungen entscheiden über Schengen-Visaanträge in jedem Einzelfall nach Maßgabe der geltenden aufenthaltsrechtlichen Vorschriften und sorgfältiger Prüfung aller Umstände. Wir können Ihnen versichern, dass keine anderen als rein rechtliche Vorgaben eine Rolle spielen bei der Entscheidung über einen Visumantrag", teilte das Ministerium damals mit. Insbesondere sei das Alter der antragstellenden Person kein Entscheidungskriterium. (stz)