Kölner Rosenmontagszug mit Kirchenkritik und Sicherheitskonzept

Rund zwei Wochen vor dem Rosenmontagszug haben die Kölner Karnevalisten die diesjährigen Motivwagen vorgestellt. Einer der Wagen kritisiert kirchlichen Missbrauch in deutlichen Bildern. Der Wagen zeigt einen jungen Messdiener, der vor einem Beichtstuhl steht. Aus diesem reckt sich ein Arm, der ihn mit einem lockenden Finger hineinbittet. Die Bildunterschrift: "Jesus liebt dich."
Wie Zugleiter Marc Michelske bei der Vorstellung am Freitag in Köln sagte, soll der Wagen Missbrauch in der Kirche weltweit anprangern, der vielfach bis heute nicht aufgearbeitet wird. Es sei wichtig, diese Kritik zu üben, gerade weil die Rheinländer nah an der Kirche lebten und viele sich kirchlich einsetzten, für Gemeinschaft und Seelsorge. "Was dort mit Menschen gemacht worden ist, mit Missbrauch und Vergewaltigung, schadet auch den Menschen, die sich dort ehrenamtlich einbringen."
Das Motto der Session 2025 lautet "FasteLOVEnd – Wenn Dräum widder blöhe" (Ein Mischwort aus Karneval und dem englischen Wort Love für Liebe – Wenn Träume wieder blühen). Vor allem das Thema Liebe ziehe sich wie ein roter Faden durch den ganzen Zug. "Wenn Krisen zum Dauerzustand werden, werden sie zur Normalität. Wir wollen aus dem Alltag ausbrechen, um dieser Realität wieder mit Kraft begegnen zu können", erklärte Michelske vor dem Hintergrund weltweiter Krisen und Konflikte.
Krankenhausreform, Donald Trump oder Bundestagswahl
Neben dem kirchlichen Missbrauch behandeln die Motivwagen Themen wie die Krankenhausreform, Donald Trump, die Bundestagswahl oder Generationenkonflikte. Insgesamt gebe es in diesem Jahr 19 Motive – zwei davon sollen bis Rosenmontag geheim bleiben.
Bezüglich der Sicherheitslage, die durch den mutmaßlichen Anschlag in München auf eine Gruppe von Menschen gerade besonders präsent ist, erklärte die Zugleitung, sie arbeite in ihrem Sicherheitskonzept eng mit Stadt und Ordnungskräften zusammen. Insgesamt gebe es rund 12.000 Teilnehmer und zehntausende Zuschauer am Zugweg, der mit über 12 Kilometern Absperrungen geschützt werde. Um die Menge im Auge zu behalten, habe das Festkomitee Kölner Karneval für den 3. März neben eingesetzten Polizisten und Ordnungskräften rund 400 private Sicherheitskräfte und 100 Ordner engagiert. Zudem gebe es eine Kameraüberwachung und die Möglichkeit, den Zug an gefährlichen Engstellen kurzfristig umzuleiten.
Der Kölner Rosenmontagszug ist nach Angaben der Veranstalter die größte öffentliche Veranstaltung in Deutschland, die an einem einzigen Tag stattfindet. (KNA)