200.000 Caritasmitarbeitende gehen bald in Ruhestand

Caritas hat großen Fachkräftemangel – jede fünfte Stelle unbesetzt

Veröffentlicht am 27.05.2025 um 15:16 Uhr – Lesedauer: 

Berlin/Freiburg ‐ Der katholische Wohlfahrtsverband Caritas sucht nach Antworten auf den immer größeren Fachkräftemangel. Eine neue Umfrage zeigt, wie viele neue Mitarbeiter im wachsenden Pflegebereich gebraucht werden. Ein Schlüssel: gute Bezahlung.

  • Teilen:

Der Deutsche Caritasverband kämpft mit einem großen Fachkräftemangel. "Aktuell ist jede fünfte Stelle unbesetzt. Und es wird noch dramatischer, weil in den nächsten Jahren etwa 200.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Ruhestand gehen werden", sagte der Sprecher der Caritas-Dienstgeber, Johannes Brumm, am Dienstag bei der Vorstellung des "Caritas-Panels 2024" in Berlin. Insgesamt arbeiten bundesweit rund 740.000 Personen für den katholischen Wohlfahrtsverband.

Gleichzeitig wächst in der alternden Gesellschaft der Bedarf für Pflege- und Gesundheitsdienstleistungen. Zwischen 2020 und 2022 stieg die Zahl der Caritasmitarbeitenden in den Bereichen Gesundheit und Altenpflege um rund 19.000.

In der neuen Befragung von bundesweit 3.500 Caritas-Einrichtungen wie Pflegediensten, Kliniken und Beratungsstellen sprechen die Personalverantwortlichen von enormen Herausforderungen. Neben dem Fachkräftemangel seien auch viele Fehlzeiten und hoher Krankenstand ein Problem. Weil die Personalkosten in den vergangenen Jahren stark gestiegen sind, drohten vielen Caritas-Einrichtungen und Angeboten inzwischen finanzielle Schwierigkeiten, hieß es.

Tarifbindung und betriebliche Mitbestimmung überdurchschnittlich

Weiterhin ist die Tarifbindung und die betriebliche Mitbestimmung in der Caritas überdurchschnittlich. Den Angaben zufolge wenden 99,6 Prozent der caritativen Rechtsträger Tarifwerke an. Bei der letzten Befragung vor zwei Jahren waren es 99 Prozent. Größtenteils kommen dabei die Arbeitsvertragsregelungen der Caritas zum Einsatz, bei 2,6 Prozent der Rechtsträger Bistumsregelungen.

„Aktuell ist jede fünfte Stelle unbesetzt. Und es wird noch dramatischer, weil in den nächsten Jahren etwa 200.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in den Ruhestand gehen werden.“

—  Zitat: Johannes Brumm, Sprecher der Caritas-Dienstgeber

Die Zahl der durch Mitarbeitervertretungen (MAV) vertretenen Caritas-Beschäftigten ist gestiegen. In 81,3 Prozent der Rechtsträger bestünden Mitbestimmungsgremien. Damit werden weit über 90 Prozent der Mitarbeitenden in Einrichtungen über fünf Beschäftigten durch MAVen vertreten. Mitbestimmungsgremien können ab dieser Beschäftigtenzahl eingerichtet werden. Im nichtkirchlichen Bereich sind die Zahlen deutlich geringer. Laut dem IAB-Betriebspanel 2023 sind im Gesundheits- und Sozialwesen 72 Prozent der Betriebe ohne Tarifbindung, nur in 8 Prozent der Betrieben besteht ein Betriebs- oder Personalrat. 55 Prozent der Beschäftigten in Betrieben über fünf Beschäftigten werden durch Betriebs- oder Personalräte vertreten.

Höhere Lohnsteigerungen in Pflege und Gesundheit

Caritas-Referent Pascal Krimmer sagte, dass die Caritas-Löhne im Pflegebereich seit 2018 um bis zu 30 Prozent gestiegen seien: "Qualifizierte Pflegekräfte verdienen bei der Caritas inzwischen bis zu 60.000 Euro im Jahr, ungelernte Pflegekräfte können auf 42.000 Euro kommen. Weil der Fachkräftemangel so groß ist, gewinnen wir nur neue Kollegen und Kolleginnen, wenn wir gut bezahlen." Die Lohnsteigerungen im Pflege- und Gesundheitsbereich lägen damit deutlich über dem Lohnplus in anderen Branchen.

Die Caritas-Dienstgeber appellierten an die neue Bundesregierung, die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen, um die sozialen Berufe zu stärken und die Finanzierung abzusichern. "Wir brauchen langfristige Finanzierungszusagen und endlich eine konsequente Umsetzung der Pflegereform", sagte Dienstgeber-Sprecher Brumm.

Wie sich die verschärfte Migrationspolitik der neuen Bundesregierung auf den Fachkräftemangel auswirkt, konnte Brumm noch nicht abschätzen. In der Vergangenheit meldeten Caritas-Einrichtungen überwiegend gute Erfahrungen mit der Beschäftigung von Geflüchteten. 30 Prozent der Einrichtungen hatten 2020 Geflüchtete beschäftigt, 94 Prozent davon bewerteten den Einsatz positiv. Der Dienstgeber-Sprecher warnte vor einer Verschärfung des Personalmangels durch verstärkte Abschiebungen: "Das kann uns bitter zu stehen kommen, vor allem in den sozialen Einrichtungen. Wenn uns diese Mitarbeitenden wegfallen, können wir die Lücken aus dem bestehenden Bewerberpool nicht decken." (fxn/KNA)