Trotz tragender Rollen von Frauen bleibt die Kirche männlich geprägt
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Es sind oft die kleinen Dinge, die entlarven, wie tief Machtstrukturen in der Kirche verankert sind. In Sakristeien hängen personalisierte Kleiderbügel – nicht für alle, sondern nur für Priester. In kirchlichen Räumen gibt es in Altar-Nähe oft ausschließlich Herrentoiletten. Auf den ersten Blick belanglos, auf den zweiten Blick bezeichnend: Wer wird hier gesehen – und wer nicht? Wer gehört selbstverständlich dazu – und wer nicht?
Solche Details zeigen: Auch wenn Frauen längst tragende Rollen im kirchlichen Leben übernehmen, ist das Bild der Kirche nach wie vor stark männlich geprägt. Männer zelebrieren, Frauen assistieren. Männer sprechen, Frauen hören zu. Männer entscheiden, Frauen organisieren. Das ist selten offizielle Lehre, aber oft gelebte Praxis.
Der kfd-Predigerinnentag stellt dieses Machtverständnis seit sechs Jahren bewusst infrage. Frauen übernehmen die Kanzel – nicht als Ausnahme, sondern als Ausdruck einer gemeinsamen Taufwürde. Sie predigen nicht "auch mal", sondern mit Anspruch auf Sichtbarkeit, Kompetenz und theologisches Gewicht. Denn es braucht keinen priesterlichen Kleiderbügel, um das Evangelium zu verkünden. Es braucht eine Haltung, die Macht als Dienst versteht – nicht als Privileg. Eine Haltung, die Beteiligung ermöglicht, Räume öffnet, andere sichtbar macht.
Wer sich im liturgischen Raum bewegt, als gehöre er ihm, sollte sich fragen: Wen halte ich draußen? Wen mache ich unsichtbar? Wer sich auf das Evangelium beruft, muss auch bereit sein, eigene Deutungsmacht zu teilen. Der Predigerinnentag ist kein symbolischer Akt. Er ist ein Zeichen: für Gleichwürdigkeit, für Veränderung, für eine Kirche, die mutig genug ist, von Frauen zu lernen – und mit ihnen zu feiern, zu verkünden, zu entscheiden.
Die Autorin
Friederike Frücht leitet die Abteilung Kommunikation der kfd und ist Chefredakteurin der Mitgliederzeitschrift Junia.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.