Wir müssen als Gesellschaft über unsere Werte reden
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Erstmals gibt es nun eine Sprecherin für Säkularität in der Bundestagsfraktion der SPD. Ihre Motivation beschreibt Kathrin Michel im Interview wie folgt: "Ich bin jemand, der Brücken bauen möchte – zwischen Weltanschauungen, Überzeugungen, Lebensentwürfen."
Damit spricht sie ein entscheidendes Thema an: Viele Menschen entfernen sich aus den unterschiedlichsten Gründen von der verfassten Religion, aber auch andere Großorganisationen wie Gewerkschaften haben mit Mitgliederschwund zu kämpfen. Das sorgt für eine verstreute Gesellschaft. Es bilden sich schneller Blasen, die kaum mehr miteinander in Kontakt kommen.
Angesichts dessen ist es wichtig, über Themen zu sprechen, für die es durch den Rückgang der religiösen Verankerung kaum mehr eine gesellschaftliche Diskussionsfläche gibt: Werte, Normen, Identitäten und Kulturen. In einer Zeit, die sich in den Augen vieler Menschen sehr schnell, wenn nicht zu schnell verändert, müssen wir als Staatsbürger über vieles sprechen: wie wir zusammenleben wollen, wo die individuelle Freiheit beginnt und wo sie endet und was uns eigentlich ausmacht, als Einzelne wie als Gesellschaft.
Sonst haben es die Populisten allzu einfach, "wir" gegen "die" zu spielen oder mit einem Begriff wie der "Leitkultur" um sich zu werfen – ohne jemals darüber nachzudenken, was das eigentlich bedeutet. Dass wir als Europäer, gern auch als Deutsche, gewisse Werte teilen, ist plausibel. Aber wir brauchen Orte, wo wir ausloten, welche das sind und was sie für den Alltag und das politische Handeln bedeuten.
Das wird keine Schönwetterdiskussion. Zu lange haben wir in Deutschland, aber nicht nur hier, unterschätzt, wie wenig wir miteinander über die elementaren Themen sprechen und zu viele Grundvoraussetzungen der Nachkriegsgesellschaft als ewig gegeben hingenommen. Wir brauchen den Dialog und wir brauchen ihn jetzt! Lasst uns diskutieren, gern auch mit Leidenschaft – aber miteinander und mit allen. Am Ende können wir alle nur gewinnen.
Der Autor
Christoph Paul Hartmann ist Redakteur bei katholisch.de.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.
