Deutsche in Polen beschweren sich über antideutsche Predigt
Die deutsche Minderheit in Polen protestiert gegen eine als antideutsch empfundene Predigt des emeritierten Bischofs von Wloclawek, Wieslaw Mering. Diese hatte er bei einer Wallfahrt des Kirchensenders "Radio Maryja" gehalten. "Es ist absolut skandalös für uns, dass ein hoher Kirchenvertreter wie Bischof Mering Hassreden aus nationalistischen Gründen hält", heißt es in einem Offenen Brief des Dachverbands der deutschen Minderheit an alle Diözesanbischöfe in Polen. Den Brief habe man am Montag auch Papst Leo XIV. geschickt, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage am Dienstag in Opole (Oppeln).
Merings Worte seien als "klare Ablehnung gegenüber uns Deutschen, die in Polen leben", zu verstehen, beschwert sich der "Verband der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen". "Es ist traurig und geradezu erschreckend, dass all dies während einer Wallfahrt eines Radiosenders geschieht, der im Prinzip den Geist des Evangeliums verkünden und nicht Hass verbreiten sollte", schreibt der Vorstand. Die Kirchenoberen dürften diese Äußerung nicht kommentarlos zulassen.
Vorwürfe gegenüber Deutschland
Mering hatte Mitte Juli in seiner Predigt in Czestochowa (Tschenstochau), dem bedeutendsten Wallfahrtsort des Landes, ein Sprichwort des polnischen Dichters Waclaw Potocki aus dem 17. Jahrhundert zitiert, wonach ein Deutscher niemals dem Polen ein Bruder sein werde. "Die Geschichte hat die Wahrheit dieses Spruchs auf schreckliche Weise bewiesen", fügte Mering unter dem Beifall von Gläubigen hinzu. Zudem sprach er davon, dass Polens Grenzen sowohl vom Westen als auch vom Osten her bedroht seien, weil Belarus und Deutschland Migranten nach Polen schickten.
Der stellvertretende Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Breslaus Erzbischof Jozef Kupny, hatte sich darauf umgehend zur "deutsch-polnischen Versöhnung" bekannt. "Ich möchte sie fortsetzen. So verstandene Versöhnung bedeutet aber nicht die Aufgabe der polnischen Staatsraison", schrieb er auf der Plattform "X". Er erinnerte auch an die bekannte Botschaft der polnischen Bischöfe an ihre deutschen Amtsbrüder von 1965: "Wir vergeben und bitten um Vergebung." Diese Botschaft sei noch heute aktuell.
Bei der Volkszählung 2021 bekannten sich in Polen etwa 140.000 Menschen zur deutschen Minderheit – das sind 0,4 Prozent der Bevölkerung. Polens Außenministerium hatte sich Mitte Juli beim Vatikan ebenfalls über die Äußerungen Merings und des emeritierten Weihbischofs Antoni Dlugosz bei der Wallfahrt von "Radio Maryja" beschwert.
Außenministerium fordert "angemessene Konsequenzen"
Man dulde keine inakzeptablen Worte, "die die Grundprinzipien der Menschenwürde sowie die Souveränität der Regierung der Republik Polen verletzen", schrieb das Ministerium dem Heiligen Stuhl. Es sprach sich für "angemessene Konsequenzen" für Mering und Dlugosz aus, "damit ähnliche unglückliche, lügnerische und ungerechtfertigte Äußerungen in Zukunft nicht im öffentlichen Diskurs auftauchen und den guten Namen der katholischen Kirche beschmutzen". Solche Aussagen untergrüben "die guten polnisch-deutschen Beziehungen" und stellten eine "klare Unterstützung nationalistischer Kreise" dar. (KNA)
