Standpunkt

Katholisch? Aber ja!

Veröffentlicht am 31.07.2025 um 00:01 Uhr – Von Joachim Frank – Lesedauer: 

Bonn ‐ Es ist heute nicht immer leicht, aus vollem Herzen katholisch zu sein, kommentiert Joachim Frank. Allerdings gebe es mitunter auch Momente für ein beherztes "Katholisch? Aber ja!". Ein Beispiel dafür sei die Positionierung der Bischöfe gegen die AfD.

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Es ist in diesen Zeiten nicht immer leicht, aus vollem Herzen katholisch zu sein. Selbst unter denen, die sich ihrer Kirche verbunden fühlen, herrscht der "Ja, aber"-Katholizismus vor: "Sind Sie katholisch?" – "Ja, aber ..." Auf dieses Aber folgt dann zumeist eine Reihe bekannter Kritikpunkte oder Veränderungswünsche.

Es gibt bisweilen allerdings auch Momente für ein beherztes "Katholisch? Aber ja!" Das ARD-Sommerinterview mit Alice Weidel könnte ein solcher Moment gewesen sein. Während im Hintergrund Demonstrierende versuchten, Weidels Worte in einem sarkastischen Andachts-Jodler untergehen zu lassen, rammte die AfD-Vorsitzende – vom Umgebungslärm nur scheinbar irritiert – ein ums andere Mal Pflöcke ein, setzte mit Falschaussagen Spitzen gegen Ausländer.

Da ist es gut, sich an die Erklärung der deutschen Bischöfe zum völkischen Nationalismus von 2024 zu erinnern. Einstimmig, ungeachtet aller sonstigen theologischen und kirchenpolitischen Differenzen, stellen die Bischöfe sich gegen Ab- und Ausgrenzung, gegen einen "Sozialpatriotismus" mit abgestuften Rechten und sozialer Teilhabe, aber auch gegen den Rechtspopulismus der AfD als den "schillernden Rand des Rechtsextremismus, von dem er ideologisch aufgeladen wird". In der Konsequenz hält die Erklärung fest: "Rechtsextreme Parteien und solche, die am Rande dieser Ideologie wuchern, können für Christinnen und Christen daher kein Ort ihrer politischen Betätigung sein und sind auch nicht wählbar."

Solche klaren Worte sind umso wichtiger angesichts einer rasanten Verschiebung der Diskurse. Das Unwort "Remigration", das vor einem Jahr Zehntausende auf die Straßen trieb, verwendet Weidel heute, locker zurückgelehnt im roten Clubsessel und überlegen lächelnd, wie selbstverständlich.

Eine rote Linie, wie die Bischöfe sie gezogen haben, kann bei der Justierung des eigenen Standpunkts als Christ, als Christin helfen. "Wer aus demokratischem, freiheitlichem und menschenfreundlichem Geist heraus seinen Widerstand gegen die Machenschaften der Rechtsextremisten bekundet, verdient unser aller Unterstützung und Respekt." Das darf man sich von den Bischöfen gesagt sein lassen.

Vollends ermutigend wäre es, wenn die Abgrenzung nach Rechtsaußen dann auch innerkirchlich so überzeugend geschähe. Ob Preisverleihungen an Bischöfe, die sich zu Lobrednern und Lautsprechern des US-Präsidenten mit seiner autoritären, ausgrenzenden, diskriminierenden Politik machen, hier das richtige Signal sind, ist mindestens zweifelhaft.

Von Joachim Frank

Der Autor

Joachim Frank ist "DuMont"-Chefkorrespondent und Mitglied der Chefredaktion des "Kölner Stadt-Anzeiger". Außerdem ist er Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten Deutschlands (GKP).

Hinweis

Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.