Gern katholisch – aber nie am Alpha und Omega vorbei
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Eine betagte Freundin, die gemessen an Gottvertrauen (Schlachtruf: "Deo iuvante!"), Bekenntniseifer, Messteilnahme, Rosenkranzgebet, Papstbegeisterung und großzügigen Spenden als "gut katholisch" gelten kann, gestand mir jüngst ein Glaubensproblem. Nicht mit Gott oder dem Heiligen Geist, aber mit Jesus Christus. Da falle ihr der Zugang schwer. Ausgerechnet mit der Person der Trinität, in der Gott am wenigsten der Verborgene ist, sondern konkret und menschlich berührbar. Ich war baff! Und angerührt von ihrem ehrlichen Umgang mit einer Glaubensschwäche an theologisch zentraler Stelle.
Beim Weltjugendtreffen betonte Leo XIV. die Christusbeziehung anhand der Emmaus-Jünger: "Sie nahmen ihn als Wegbegleiter auf, hörten ihm zu, während er ihnen die Schrift erklärte, und erkannten ihn schließlich beim Brechen des Brotes". Erst die Begegnung mit dem Auferstandenen verwandele im Innersten: "Da gingen ihnen die Augen auf, und die frohe Botschaft von Ostern fand Eingang in ihre Herzen".
Zugegeben: Das institutionell, rituell und kulturell Katholische mit seiner Stabilität, Schönheit, Sinnlichkeit, seinem Universalismus plus volkstümlicher Inkulturation mit vielen Festen hat auch mich tief geprägt. Eine Seelenheimat! Ich komme trotz schmerzhaft erworbener Desillusionierung und Kritik nicht davon los. Ich will es auch gar nicht angesichts der heillosen säkularen Jetzt-Welt, eines zersplitterten Protestantismus (mit wachsendem Segment "charismatisch" exaltiert) sowie einer Orthodoxie mit Drang zum Lotterbett des Nationalismus und Autoritarismus.
Gestohlen bleiben können mir aber auch jene angeblich bombensicher gläubigen Beton- und Paradekatholiken, die etwa auf Facebook tönen: "In erster Linie bin ich Katholik, dann Christ" und über "irrelevante Stimmen aus den Ruinen der evangelischen Kirche" lästern. Wer nicht in erster Linie Christ ist, also nach Christusförmigkeit strebt, und erst danach katholisch und Papstfan (oder nur soweit der aktuelle Papst das Ego bestätigt), dessen Glaube könnte "tönendem Erz und klingender Schelle" (1 Kor 13,1) näher sein als er ahnt.
Also: "Deo iuvante!", gern katholisch – aber nie am Alpha und Omega vorbei! Mit Magdalena Scholls Abschiedswort vor der Hinrichtung ihrer Tochter: "Gell, Sophie, Jesus!" und deren Antwort: "Ja, Mutter, aber Du auch!"
Der Autor
Andreas Püttmann ist Politikwissenschaftler und freier Publizist in Bonn.Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der jeweiligen Autorin bzw. des Autors wider.
