"Kardinäle ermahnt, dass sie mit ihm zusammen das Kirchenschiff Petri steuern"

Ordensfrau Ganz: Papst Leo XIV. nutzte die ersten Tage für Teambildung

Veröffentlicht am 18.08.2025 um 11:11 Uhr – Lesedauer: 

München ‐ Die Oberzeller Franziskanerin Katharina Ganz sieht im zurückhaltenden Führungsstil von Papst Leo XIV. ein wohltuendes Signal. Außedem erklärt sie, wann sie erste Reformen in der Kirche erwartet.

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Für die bisherige Generaloberin der Oberzeller Franziskanerinnen, Schwester Katharina Ganz, hat Papst Leo XIV. die ersten Tage seines Pontifikats vor allem für Teambildung genutzt. Er habe die Kurie und deren Mitarbeiter gelobt, zugleich aber auch "die Kardinäle ermahnt, dass sie mit ihm zusammen das Kirchenschiff Petri steuern", sagte Ganz am Samstag im Bayerischen Rundfunk.

Nach ihren Worten setzt der neue Papst seine Schritte "nachhaltig und behutsam", auch wenn dies nach außen nicht immer sofort sichtbar sei. Leo XIV. war am 8. Mai 2025 gewählt worden; seit Freitag ist er nun 100 Tage im Amt. Den eher zurückhaltenden Stil des Papstes empfindet Ganz als "wohltuend in einer Welt von Populismus und einer Hau-drauf-Mentalität". Leo wirke "höflich, sogar schüchtern", so Ganz, und das erscheine manchen zwar wenig spektakulär, sei aber gerade deshalb ein positives Signal.

Zwar verfüge Leo über viel Leitungserfahrung, zugleich höre man, dass er keine Entscheidungen im Alleingang treffe. Ein Augustiner habe ihr zudem gesagt, das Pontifikat könne für Mitteleuropäer enttäuschend sein: "Die Themen, die uns unter den Nägeln brennen, werden nicht von Prevost sofort angepackt werden können." Wenn Leo jedoch die Synodalität weiter verfolge und die Dezentralisierung ernstnehme, werde er nicht umhinkommen, Veränderungen in der Kirchenlehre zuzulassen oder regionale Unterschiede im Reformtempo zu ermöglichen, erklärte Ganz. So könne es etwa in Deutschland eines Tages möglich werden, Frauen zu Diakoninnen zu weihen. "Vielleicht wird es noch zwei, drei Jahre brauchen", sagte Ganz. (KNA)