24-Jähriger an Orden gebunden

Mönch legt in Neuzelle ewiges Gelübde ab – erstmals seit 200 Jahren

Veröffentlicht am 22.08.2025 um 17:13 Uhr – Lesedauer: 

Neuzelle ‐ Auf diesen Tag musste das Kloster Neuzelle in Brandenburg zwei Jahrhunderte warten: Erstmals seit 1816 legt ein Mönch wieder ein ewiges Gelübde ab. Für Christoph Benedikt Seemann enden damit Jahre der Vorbereitung.

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Erstmals seit mehr als 200 Jahren hat sich im Kloster Neuzelle in Brandenburg wieder ein Zisterziensermönch auf Lebenszeit an den Orden gebunden. Am Freitag wurde in der katholischen Stiftskirche die sogenannte ewige Profess von Christoph Benedikt Seemann gefeiert. Dort legte das neue Mitglied der Gemeinschaft das Gehorsams-Versprechen ab und unterzeichnete die Profess-Urkunde. Durch die feierliche Zeremonie wurde aus dem 24-jährigen Schweriner nun Pater Christoph.

"Wahrhaftig Großes hat der Herr an mir getan", sagte er nach seinem Gelübde und dankte seiner Familie, seinen Freunden und seinen Wegbegleitern. "Ohne euch stünde ich nicht hier", würdigt er diese. "Ich bin hierher gekommen, um mein Leben Christus zu weihen und für diese Welt und diese Region zu leben." Den Gottesdienst leitete der Abt des Stiftes Heiligenkreuz, Maximilian Heim. Der Neuzeller Mönchs-Konvent ist eine Außenstelle der österreichischen Abtei. Heim war erst vor wenigen Tage aus dem Krankenhaus entlassen worden, wo er aufgrund von akuten Herzproblemen behandelt worden war. Im Juni hatte der Vatikan eine Visitation des Stifts angekündigt, nachdem es offenbar Hinweise auf Unstimmigkeiten mit Blick auf die Leitung der Abtei gegeben hatte.

Lange Zeit habe er darüber nachgedacht, wie er seinen katholischen Glauben leben wolle, sagte Seemann am Freitag dem rbb. Nach dem Abitur studierte er zunächst einige Semester Mechatronik in Dresden. In dieser Zeit habe er von der Rückkehr der Zisterziensermönche nach Neuzelle erfahren. Ihn interessierte, wie das Leben im Kloster abläuft, weshalb er das Kloster besuchte. "Ich habe die Zeit hier – ein oder zwei Monate – genutzt, um mich neu zu orientieren", sagte Seemann. Durch Gespräche mit den Mönchen habe er eine "Sehnsucht nach mehr" gespürt.

"Sehnsucht nach mehr"

Für Seemann endet mit dem Gelübde eine lange Zeit der Vorbereitung. Wer Mönch sein möchte, muss zunächst auf Zeit im Kloster bei der Gemeinschaft leben und Latein studieren. Anschließend folgt das einjährige Noviziat, in dem sich die Anwärter in den Alltag im Kloster einleben. Nach einer zeitlichen Profess, bei der ein Gelübde auf drei Jahre abgelegt wird, folgt ein Theologie-Studium oder eine Berufsausbildung. Der letzte Schritt ist schließlich die ewige Profess.

Zuletzt hatte im Kloster Neuzelle, das im 13. Jahrhundert gegründet wurde, 1816 der Mönch Marianus Suchi das Gelübde abgelegt. Ein Jahr später wurde das Kloster säkularisiert und der Klosterbesitz in ein preußisch-staatliches Stift Neuzelle überführt, das bis 1955 als Forst- und Domänenverwaltung weiter bestand und danach verstaatlicht wurde. Um die Klosteranlage wiederzubeleben, wurde 1996 die staatliche Stiftung Stift Neuzelle gegründet.

Die österreichische Zisterzienser-Abtei Heiligenkreuz sandte 2018 sechs "Gründermönche" aus, die auf Initiative des Bischofs von Görlitz das Priorat Neuzelle gründeten. (KNA)