Die Kirche muss sich jetzt der AfD entgegenstellen
HTML-Elemente (z.B. Videos) sind ausgeblendet. Zum Einblenden der Elemente aktivieren Sie hier die entsprechenden Cookies.
Heute vor 92 Jahren erschien die erste Liste, mit der 1933 das Nazi-Regime Menschen die deutsche Staatsbürgerschaft entzog. Darauf standen 33 Künstler und Politiker, unter ihnen Heinrich Mann und Kurt Tucholsky und der SPD-Politiker Philipp Scheidemann. Nicht anders erging es später etwa Hanna Arendt und Willy Brandt oder Albert Einstein. Lange her?! Vor 33 Jahren endeten nach vier Tagen am Morgen des 26. August die fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Rostock. Mehr als 100 Rechtsradikale und tausende johlende Zuschauer meinten, dass nicht nur Asylsuchende, sondern auch vietnamesische Vertragsarbeiter in Deutschland nichts zu suchen hätten. Mit "Sieg-Heil"- und "Ausländer-raus"-Rufen, Molotow-Cocktails und Leuchtraketen wollte der Mob die unter Todesangst im "Sonnenblumenhaus" Eingeschlossenen vertreiben.
Die Idee des völkischen Nationalismus ist, so die deutschen Bischöfe in leichter Sprache, diese: "Nur gleiche Menschen gehören zusammen. Nur diese Menschen haben Rechte. Und gehören dazu. Zum Beispiel: Menschen, die im gleichen Land geboren wurden. Und die gleiche Sprache sprechen. Und die gleiche Haut-Farbe haben. Und die gleiche Religion haben." Noch kürzer fasst es nur die AfD. Mit dem, was sie unter "Remigration" versteht. Oder mit dem Aufkleber, den ich kürzlich an einem AfD-Stand auf dem Wochenmarkt fand: "Meine Heimat teile ich mit niemandem."
In NRW, Bayern, Hessen und Niedersachsen finden in den nächsten zwölf Monaten Kommunalwahlen statt. Der Wahlkampf hat schon begonnen. Wenn die AfD so gut abschneidet wie bei der letzten Bundestagswahl, braucht sie viele Mitglieder, die Sitze in Stadt- und Gemeinderäten oder im Kreistag übernehmen. Die werden gerade gesucht – beispielsweise mit Infoständen auf dem Markt oder "Bürgerdialogen" in Gastwirtschaften und Tanzsälen.
Als Teil der Zivilgesellschaft haben auch die Kirchen die Pflicht, sich den Blau-Braunen entgegenzustellen. Ganz wörtlich. Ein Stand in unserer kleinen Stadt steht mindestens neben dem der AfD, egal wann, egal wo sie bei uns auftritt. Oft auch einer der Kirchen. Denn, so die Bischöfe: "Die Menschen in der Kirche möchten mit allen Menschen reden. Auch mit Menschen, die völkisch und nationalistisch reden. Sie möchten verstehen, warum jemand so denkt. Und versuchen, dieses Denken zu ändern. (…) Jeder Mensch ist wertvoll. Und muss gut behandelt werden. Egal, wer er ist oder was er tut. Oder wo er herkommt. Oder wen er liebt. Diese Würde ist immer da. Sie darf nicht angegriffen werden. Sie darf auch nicht weggenommen werden." Gehen wir auf die Straße und reden wir. Es ist an der Zeit.
Der Autor
Dominik Blum ist Pfarrbeauftragter in der Katholischen Pfarreiengemeinschaft Artland im Bistum Osnabrück.
Hinweis
Der Standpunkt spiegelt ausschließlich die Meinung der Autorin bzw. des Autors wider.
