Entscheidend für Wiederaufnahme des Dialogs mit Russland

Vatikan-Gesandter Zuppi lobt Trumps Ukraine-Friedensinitiative

Veröffentlicht am 01.09.2025 um 12:41 Uhr – Lesedauer: 

Hamburg ‐ Nun sei die Diplomatie wieder am Zug: Die Hoffnung auf Frieden in der Ukraine sei dank US-Präsident Trump gestiegen, sagt Kardinal Matteo Zuppi. Doch aktuell spreche man eher von einem "akzeptablen" als von einem "gerechten" Frieden.

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Kardinal Matteo Zuppi hat das Friedensengagement des amerikanischen Präsidenten Donald Trump im Krieg zwischen Russland und der Ukraine gewürdigt. "Trumps Friedensinitiative hat eine Menge bewegt", sagte der Friedensbotschafter des Papstes für den Ukrainekrieg am Sonntag dem "Spiegel".

Trumps Eingreifen sei entscheidend dafür gewesen, dass der Dialog mit Russland und der Ukraine wieder aufgenommen worden sei, ergänzte er. Die Diplomatie könne jetzt wieder Möglichkeiten ausloten und versuchen zu verstehen, was die andere Seite wolle und welche Sicherheitsgarantien es geben müsse. Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz erklärte weiter, die Hoffnung auf Frieden sei durch Trumps Vorstoß gestiegen. "Und wir sehen: Es braucht mindestens drei Parteien für einen Frieden, zwei Kontrahenten allein reichen nicht."

"Akzeptabler" Frieden

Zuppi erläuterte, im Ukraine-Konflikt spreche man aktuell eher von einem "akzeptablen" als von einem "gerechten" Frieden, der angestrebt werde. "Frieden und Gerechtigkeit sind wie siamesische Zwillinge, die einander zum Leben brauchen. Aber nicht immer wachsen sie im gleichen Maße."

Zuppi berichtete, der Vatikan sei auch im Russland-Ukraine-Konflikt weiterhin humanitär tätig: "Die Möglichkeiten, nach Russland entführte ukrainische Kinder und Jugendliche heimzuholen, sind größer geworden. Aber es geht langsam voran, auch beim Austausch von Kriegsgefangenen und den sterblichen Überresten von Gefallenen."

Ukrainefahne vor einer Kirche
Bild: ©AdobeStock/Maryana (Symbolbild)

Der Vatikan sei im Russland-Ukraine-Konflikt weiterhin humanitär tätig, sagt Kardinal Zuppi.

Der Erzbischof von Bologna forderte mehr Engagement von den Vereinten Nationen: "Wenn es keine überstaatlichen Entitäten mehr gibt, dann gewinnt die Logik des Stärkeren, die immer die gefährlichere ist." Die wahre Stärke liege aber im Recht und in den Instrumenten, die Frieden ermöglichen könnten. Um nachhaltig Frieden zu stiften, brauche es Beharrlichkeit, so Zuppi. "Es geht darum, mögliche Verhandlungsspielräume zu finden, zu überzeugen." Der Kardinal lud dazu ein, auch im Alltag, in den eigenen Beziehungen und Worten entwaffnend und friedensstiftend zu wirken.

Die Stärke der Kirche als Friedensvermittlerin sieht Zuppi in ihrer Freiheit von eigenen Interessen, abgesehen vom Frieden: "Ein Christ ist kein Pazifist, sondern ein Friedensstifter, ein Handwerker des Friedens. Sicherlich radikal, weil es im Kampf gegen das Böse keine halben Sachen gibt." Der verstorbenen Papst Franziskus habe sich im Konflikt zwischen Russland und der Ukraine für einen Dialog mit Moskau eingesetzt – aber er habe nie den Aggressor mit dem Angegriffenen auf eine Stufe gestellt. Das sei falsch dargestellt und für politische Zwecke instrumentalisiert worden.

"Enormes Leid" in Gaza

Der Vatikan werde sich humanitär und diplomatisch weiterhin für den Frieden einsetzen, auch in oft vergessenen Konflikten wie im Sudan. In Gaza herrsche "enormes Leid", sagte Zuppi. "Ich bin kein Träumer, ich sehe, wie komplex die Situation ist. Aber nur der Dialog kann langfristig ein Ende der Gewalt bewirken." In einem ersten Schritt müssten sich alle für einen Waffenstillstand einsetzen.

Zuppi (69), seit 2015 Erzbischof von Bologna und seit 2022 Vorsitzender der Italienischen Bischofskonferenz, war in den vergangenen drei Jahren wiederholt als Sondergesandter des Papstes für einen Dialog zwischen Russland und der Ukraine im Einsatz. (KNA)