Was hätte Martin Winterkorn gesagt?

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Der ehemalige und zeitweise überaus erfolgreiche Volkswagenchef Martin Winterkorn hat sich seinerzeit zum Missbrauchsskandal in der Katholischen Kirche – zumindest öffentlich wahrnehmbar – nicht geäußert. Obwohl er Katholik ist, ihn die Angelegenheit bestimmt umgetrieben hat - und er seinen Konzern immer wieder durchaus ermutigt hat, hier und da seine Kirche finanziell bzw. mit Autos zu unterstützen. Dabei hätte er sich doch äußern können, eine gewisse gesellschaftliche Relevanz hatte Winterkorn durchaus auch. Doch keiner erwartete so etwas von ihm. Vielleicht zu recht.
Nun hat die Katholische Kirche selbstverständlich einen ganz anderen noch umfassenderen Auftrag – und so verwundert es auf den ersten Blick auch nicht, dass sich nun hingegen der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, – von Journalisten dazu befragt – zum aktuellen VW-Skandal durchaus zu Wort zu meldet. Marx sagte, er sei erschüttert über den "verheerenden" Skandal. Der Standort Deutschland könne unter dem Vertrauensverlust leiden. Irgendwie hören sich seine Worte mit Bezug auf "die Wirtschaft" doch so an, als dass man sie auch auf "die Kirche" hätte übertragen können. Die Wirtschaft sei auf Werte und Vertrauen angewiesen, so Marx. Gesetze und Kontrollen seien wichtig, aber angesichts von krimineller Energie hätten sie nur eine begrenzte Wirkung. Auch das klingt bekannt mit Blick auf zurückliegende kirchliche Skandale.
Es stellt sich die Frage, wie sinnvoll es ist, dass sich die Kirche zu jeder tagesaktuellen Frage äußert. Beim Flüchtlingsthema hat die Kirche und haben die Christen natürlich etwas Ureigenes beizutragen. Bei vielem anderen aber eben auch nicht. Den institutionellen Vertrauensverlust und die schwindende gesellschaftliche Autorität, welche die Kirche leider zu beklagen hat, erlangt sie nicht zurück durch eine Inflation von Stellungnahmen und Wortmeldungen. Ganz im Gegenteil. Ob es also auch nötig ist, dass sich die Bischofskonferenz beispielsweise intensiv mit dem Freihandelsabkommen TTIP befasst, muss zumindest hinterfragbar sein.